Zu langsam, zu teuer: Tschechischer Rechnungshof prüft Autobahnbau

Foto: Filip Jandourek, ČRo

Der Tschechische Rechungshof (NKÚ) hat den Bau von Autobahnen und Schnellstraßen hierzulande überprüft. Das Ergebnis: Die Straßen sind überteuert und ihr Bau dauert häufig länger als ursprünglich geplant. Im Vergleich zu Deutschland ist der Trassenkilometer in Tschechien sogar um 27 Prozent teurer.

Foto: Filip Jandourek,  Tschechischer Rundfunk
Die Prüfer des tschechischen Rechnungshofes hatten sich diesmal eine der großen Investitionen in die Infrastruktur des Landes vorgenommen: den Autobahnbau. Untersucht haben sie den Zeitraum zwischen 2008 und 2012. Um ihre Ergebnisse besser einordnen zu können, haben sie die tschechischen Zahlen mit den Kosten für den Bau von einem Kilometer Autobahn in Deutschland verglichen. In Tschechien kostet er demnach 355 Millionen Kronen (14,2 Millionen Euro), beim Nachbarn Deutschland sind es 260 Millionen Kronen (10,4 Millionen Euro). Einen solchen Vergleich hält die tschechische Straßenbaudirektion aber für schwierig. Generaldirektor David Čermák:

David Čermák  (Foto: Šárka Ševčíková,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
„In Deutschland werden die Autobahnen gemäß der geltenden Gesetze angelegt. Anschließend wird mit dem Aufkauf der Grundstücke fortgefahren, und zwar auf Grundlage von Preistabellen, die für die einzelnen Regionen festgelegt sind. In Tschechien liegen die großen Probleme indes in den Flächennutzungsverfahren und dann in den Baugenehmigungen.“

Hinzu kämen die besonderen Wünsche zahlreicher Gemeinden oder Organisationen, so Staatssekretär Lukáš Hampl aus dem Verkehrsministerium. Sie würden immer wieder Änderungen bei Durchfahrten und Abfahrten einfordern oder sich beim Bau von Tunneln querstellen, erklärt der Staatssekretär.

Autobahn D11  (Foto: Archiv Radio Prag)
Aber auch die Verzögerungen beim Bau der Autobahnen tragen zur Verteuerung bei. In den 1990er Jahren hatte die Regierung einen Plan aufgestellt: Demnach sollte das Schnellstraßennetz längst fertig ausgebaut sein. In der Realität ist jedoch weder die Autobahn D8 in Richtung Dresden fertig, noch die D11 in Richtung Polen über Hradec Kralové / Königgrätz. Die D3 von Prag nach České Budějovice / Budweis besteht gar nur aus einem kleinen Teilstück und auch der Autobahnring um Prag ist nur zur Hälfte vollendet. Miloslav Kala ist Präsident des Rechnungshofes. Falls sich am Bautempo nichts ändere, ist sich Kala sicher, dass es noch weitere 32 Jahre dauern würde, bis das Konzept aus den 1990ern umgesetzt sei:

Miloslav Kala  (Foto: Šárka Ševčíková,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
„Wir haben eine ganze Reihe von Verbesserungen vorgeschlagen. Und wir haben jene Maßnahmen bewertet, die vom Verkehrsministerium, der Straßenbaudirektion und vom staatlichen Infrastrukturfonds bereits realisiert wurden. Da mussten wir feststellen, dass diese Maßnahmen bisher unwirksam gewesen sind. Es wäre daher gut, wenn die zuständigen Stellen ihre unternommenen Schritte kontrollieren und bewerten würden und dagegen einige unserer Vorschläge realisieren würden.“



Modernisierung der D1  (Foto: Archiv der Straßenbaudirektion)
Die Straßenbaudirektion sieht indes Licht am Ende des Tunnels. Im vergangenen Jahr seien die Preise gefallen, weil neue Baufirmen den Markt beleben würden. So koste ein geplantes Stück der D3 im südböhmischen Kreis nur noch 190 Millionen Kronen (7,6 Millionen Euro) pro Kilometer. Auch bei den Kosten für die Modernisierung der D1, der wichtigsten Verbindung im Lande, könne man diesen Effekt beobachten, erklärte die Straßenbaudirektion. Allerdings wurden dort vor einigen Wochen erst die Arbeiten ausgesetzt. Die Firmen hatten geklagt, dass die Bauarbeiten mehr kosten werden, als ihnen der Staat in der Ausschreibung zugesichert habe.