Zwangsarbeiterentschädigung aus Österreich: Eine Bilanz

Symbolische Gesten, finanzielle Entschädigung, späte Wiedergutmachung - all das sind Begriffe, die im bilateralen Kontext der gemeinsamen Vergangenheitsbewältigung eine große Rolle spielen. Menschen, die während des Zweiten Weltkriegs auf heute österreichischem Gebiet Zwangsarbeit leisten mussten, wurden nun im Rahmen des Österreichischen Versöhnungsfonds und seiner Partnerorganisationen finanziell entschädigt. Die Ergebnisse des Projekts wurden am Mittwoch im tschechischen Außenministerium vorgestellt, Gerald Schubert war vor Ort:

Der lange zeitliche Abstand seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs macht die späte Aufarbeitung vergangenen Unrechts nicht gerade leichter. Umso größer ist die Herausforderung, konkrete Vorhaben in Angriff zu nehmen und auch zum Abschluss zu bringen. Mit insgesamt 434 Millionen Euro hat der Österreichische Versöhnungsfonds nun ehemalige Zwangsarbeiter symbolisch entschädigt. Das Geld dazu kam von der Republik Österreich, den neun österreichischen Bundesländern sowie aus der Wirtschaft. Knapp 30 Millionen Euro gingen an ehemalige Zwangsarbeiter aus Tschechien - hier half der Tschechische Rat für die Opfer des Nazismus als Partnerorganisation bei der Abwicklung des Projekts. Gab es im Laufe der Zeit Meinungsverschiedenheiten zwischen beiden Seiten, was die Zahl der Anspruchsberechtigten betrifft? Dazu Richard Wotava, Generalsekretär des Versöhnungsfonds, gegenüber Radio Prag:

"Nein, da gab es überhaupt keine Probleme! Die Kriterien sind ja im Versöhnungsfonds-Gesetz klar definiert. Und wenn diese Kriterien gegeben waren, dann haben wir die Auszahlungen vorgenommen. Die tschechische Partnerorganisation war in dieser Hinsicht besonders korrekt."

Wotava geht sogar so weit zu sagen:

"Von den sechs Partnerorganisationen, die der österreichische Versöhnungsfonds hat, hat die tschechische am besten gearbeitet."

Gerald Schubert im Gespräch mit Jiri Grusa
Das entsprechende Gesetz, das die Zahlungen ermöglichte, wurde im Jahr 2000 vom österreichischen Parlament mit Unterstützung aller Parteien verabschiedet. Hat Richard Wotava auch Unterstützung bei der österreichischen Bevölkerung wahrgenommen?

"Absolut. Ich habe relativ viele Vorträge in Österreich gehalten. Denn wir haben natürlich auch Interesse daran, dass so eine Aktion, die ja letztlich erhebliche Beträge von österreichischen Steuerzahlern umfasst, in der Bevölkerung auch anerkannt wird. Und wenn man den Menschen den Zweck des Gesetzes erklärt, und wenn man erklärt, dass zum ersten Mal überhaupt etwas für Zwangsarbeiter getan wurde, dann ist die Akzeptanz voll da."

Können derlei Entschädigungen auf irgendeine Weise einen Schlusspunkt hinter historische Entwicklungen setzen? Dazu abschließend der ehemalige Tschechische Botschafter in Wien, Jirí Grusa:

"Die Geschichte kennt keine Schlusspunkte. Sie ist immer wieder wiederholbar, und das ist ihr Unglück. Aber die Geschichte kennt Doppelpunkte. Das heißt, wenn Sie nach einem Satz einen Doppelpunkt machen, dann bekommen Sie einen Dialog. Aus dem Monolog wird ein Dialog, und das ist uns gelungen."