Zwanzig Minuten ekeln

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Prag, die Stadt der Museen, Kunst und Kultur. Doch nicht nur Nationalgalerie und Nationalmuseum locken die Touristen in Scharen an. In einer Einkaufspassage direkt an der Karlsbrücke, zwischen Souvenirshops und Bankautomaten, liegt das Museum für mittelalterliche Folterinstrumente. Susanne Hasenstab hat sich dort umgesehen.

Schreiende gelbe Buchstaben auf rotem Grund, das Foto eines Mannes mit eisernem Halsring und Würgeschraube - der Eingang zum Foltermuseum erfüllt seinen Zweck: Er zieht die Blicke der Passanten auf sich. Über 300 Besucher zählt das Museum in den Sommermonaten jeden Tag. Die meisten Touristen geraten eher zufällig dorthin: "Wir kamen hierher, weil wir es von der Straße aus sahen und dachten, das könnte interessant sein", erzählt eine Besucherin,

"Wir haben heute Morgen überlegt, wo man hingehen könnte, und jemand hat das hier vorgeschlagen, und so sind wir dann hierher gekommen", sagt eine finnische Touristin.

60 Folterinstrumente auf drei Stockwerken: Eiserne Jungfrau, Handguillotine, Daumenschrauben. Einige der Geräte hängen an der Wand, als seien es Kunstobjekte, auf rotem Tuch und in verschnörkelte Goldrahmen eingefasst. Daneben lapidare Erläuterungen auf sechs Sprachen: "Das ist die neunschwänzige Katze. Die Folgen von diesem Werkzeug sind sehr streng."

Die deutschen Texte zu lesen, bedeutet für den Besucher oft schon eine Tortur für sich: "Diese Handguillotin schlägte den Kopf nicht gleich mit Schneiden ab, sondern mehr zerdrückte und reisste Wirbel und Fleisch den Verurteilten mit der Holzplatte."

Ein australisches Pärchen mit 2-Liter-Colaflaschen in der Hand bummelt durch die Räume, schießt Fotos mit der Digitalkamera. Ihr gefalle es, meint die Frau, die Beschreibungen und Bilder seien sehr informativ. Die meisten Besucher bleiben zwanzig bis dreißig Minuten, erzählt Ticket-Verkäufer Martin Kopecky: "Die Mehrheit der Leute ist zufrieden mit dem Museum, obwohl das Thema unserer Ausstellung etwas obskur ist."

Auf all den Tafeln kein Wort darüber, dass Folter nicht nur im Mittelalter praktiziert wurde - das Museum will nicht mehr sein als ein kleiner Schock für zwischendurch, ohne jeden Nachhall: Nach dem Hotelfrühstück kurz ein bisschen schaudern, gruseln, ekeln, und dann wieder hinaus in die Prager Altstadt, zum Einkaufsbummel, zum ersten Bier, in die "richtige Welt."