Zwei Vorsitzende und wer ist Rabbiner? Streit in der jüdischen Gemeinde

Streit in der jüdischen Gemeinde, Leo Pavlát (rechts) in einer Pressemitteilung der jüdischen Gemeinde (Foto: CTK)
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Seit Wochen tobt in der jüdischen Gemeinde in Prag ein Streit, in den letzten Tagen besonders öffentlich. Oliver Engelhardt versucht zu erklären, worum es geht:

Frantisek Bányai  (links) Foto: CTK
Die jüdische Gemeinde in Prag hat momentan zwei Vorsitzende. Der eine ist Tomás Jelínek, der diese Funktion seit 2001 ausübt. In den drei Jahren seiner Amtszeit hat Jelínek sich aber nicht nur Freunde gemacht. Einerseits vertritt er ein nicht-orthodoxes Judentum und versucht, die weniger aktiven der 1500 Mitglieder in das Leben der Gemeinde einzubeziehen. Die umstrittenste seiner Amtshandlungen war dann aber die Abberufung von Oberrabbiner Karol Sidon. Sie hat einen Proteststurm ausgelöst und in ihrer Folge sprach die Gemeindeversammlung Jelínek im November das Misstrauen aus. Am Mittwoch vergangener Woche wählte ein Teil der jüdischen Gemeinde Frantisek Bányai zum neuen Vorsitzenden. Der sieht sich in einer unglücklichen Lage, da einerseits Jelínek das Büro des Vorsitzenden besetzt hält und damit niemanden an die Unterlagen, Gemeindedatei usw. lässt. Andererseits sieht Bányai die Notwendigkeit allgemeiner Wahlen:

"Meine Rolle hier ist kurzfristig. Es handelt sich um drei bis vier Monaten bis neue transparente Wahlen sichergestellt werden können."

Tomás Jelínek  (Foto: CTK)
Momentan ist die Gemeinde gespalten. Jelínek versuchte die Situation dadurch zu lösen, dass er eine Vertrauensabstimmung unter den Mitgliedern durchführt.

"Ich denke, es ist unser aller Verantwortung, dass wir daraus dann bestimmte Schlüsse ziehen. Sofern das Ergebnis dieser Abstimmung dann Misstrauen gegenüber der aktuellen Gemeindevertretung signalisieren, sollten wir tatsächlich in Richtung von neuen Wahlen gehen. Falls sie die gegenwärtige Gemeindevertretung unterstützen, sollten wir uns überlegen, wie wir mit der anderen Seite weiter umgehen."

Die Gegner von Jelínek, Frantisek Bányai, der Rabbiner Karol Sidon der Leiter des Prager jüdischen Museums, Leo Pavlát und andere, wollen das Ergebnis der genannten Abstimmung nicht anerkennen, da sie per Post abgehalten wurde und stark manipuliert werden kann. Wie der Streit weitergeht, geschweige denn gelöst werden könnte, ist momentan nicht abzusehen. Das tschechische Kulturministerium hat jedenfalls Frantisek Bányai als neuen Vertreter der jüdischen Gemeinde registriert.