Petr Weber: Antisemitismus wird via Internet verbreitet
Im Zusammenhang mit dem Tag des Gedenkens an die Holocaust-Opfer wurde vor kurzem in der südmährischen Metropole Brno/Brünn der so genannte "Tag gegen Antisemitismus" veranstaltet. Initiatoren des Tags waren das Brünner Regionalbüro der Internationalen Christlichen Botschaft Jerusalem und die Brünner jüdische Gemeinde. In Rahmen der Veranstaltung wurde am Sitz des Ombudsmanns unter verschiedenen Aspekten über den Antisemitismus diskutiert. So sprach der israelische Botschafter in Tschechien, Arthur Avnon, über das Thema aus der israelischen Sicht. Der Leiter des Prager Jüdischen Museums, Leo Pavlát, befasste sich mit den verschiedenen Formen des Antisemitismus in der Geschichte. "Ein neues Medium für ein altes Thema" hieß der Vortrag von Petr Weber von der Brünner jüdischen Gemeinde. Darin berichtete er z. B. über einige seiner wenig erfolgreichen Versuche, juristische Schritte gegen Internet-Seiten mit antisemitischem Inhalt zu unternehmen, die in tschechischer Sprache aus dem Ausland verbreitet werden. Martina Schneibergová sprach mit Petr Weber, der das Internet kritisch betrachtet:
Wo liegen die Grenzen der Freiheit des Wortes?
"Im Internet gibt es kaum irgendwelche Grenzen, das muss man schon zugeben. Die Lage ist jedoch in verschiedenen Ländern unterschiedlich. So sieht die Lage in der Tschechischen Republik beispielsweise anders als in Deutschland aus. Dort erinnert man sich an die Vergangenheit, und es ist für die Menschen wichtig, klare Grenzen zu setzen. Dagegen bedeutet z. B. in den USA die Freiheit des Wortes alles. Meiner Meinung nach ist so etwas auch nicht gut."
Haben Sie auch Erfahrungen mit antisemitischen Webseiten gemacht, die aus Tschechien verbreitet werden?
"Um offen zu sein, ich kenne keine so zu sagen ´original tschechischen´ Webseiten mit einem solchen Inhalt. Es gibt aber derartige Webseiten in Tschechisch, die aus dem Ausland verbreitet werden. Und es ist schwer, etwas dagegen zu unternehmen."
Kann man also über einen´ importierten´ Antisemitismus sprechen?
"Ja, das kann man sagen, das stimmt."Gibt es auch einen importierten Antizionismus?
"Der Antisemitismus und der Antizionismus sind sehr ähnlich, das sind zwei Wörter für eine Erscheinung, würde ich sagen. In Tschechien ist der Antizionismus jetzt nicht so aktuell - aus verschiedenen Gründen. Aber die Gefahr, dass er wieder belebt werden könnte, die gibt es immer noch."