Zweitbestes Speiseeis Europas kommt aus Tschechien

Martina Březinová

Zu einem schönen und heißen Sommer gehört immer auch eine echte Erfrischung. Sehr beliebt ist dabei Speiseeis. Dem internationalen Ruf nach wird das Beste seiner Art in Italien produziert. Doch dies ist nicht in Stein gemeißelt, wie ein europäischer Wettbewerb belegt, der jüngst im norditalienischen Bologna stattfand. Denn dort wurde ein Speiseeis aus Tschechien zum zweitbesten in Europa gekürt.

Café und Konditorei der Familie Březina in Kladno | Foto: © Google

Will man mehr über das wohlschmeckende Eis aus Tschechien erfahren, muss man sich rund 20 Kilometer nordwestlich von Prag in die 2000-Seelen-Gemeinde Velká Dobrá begeben. Dort führt Martina Březinová seit über einem Vierteljahrhundert eine kleine Familienfirma, die ebenso lange auch ein Café und eine Konditorei in der benachbarten Bezirksstadt Kladno / Kladen betreibt. Březinová hat den zweiten Preis beim Gelato Festival World Masters in Bologna gewonnen mit einem Eis, das sie seit zehn Jahren herstellt: die Sommerbirne. Diese Kreation beschreibt sie so:

„Dieses Speiseeis ist tatsächlich ein Sorbet, und es enthält keinen Tropfen Milch. Demgegenüber enthalten sind Wasser, eine Zuckermischung und Ballaststoffe. Alles zusammen ergibt diesen verblüffenden Geschmack, die Textur und die Eigenschaften eines Eises, das einfach toll ist.“

Speiseeis „Sommerbirne“ enthält keinen Tropfen Milch | Foto:  ČT24

Der wunderbare Geschmack ist natürlich in erster Linie auf die Birnen zurückzuführen, die Martina Březinová von einem Obstbauern aus der Umgebung bezieht – genauso wie die frischen Äpfel, die sie beim Besuch einer Reporterin des öffentlich-rechtlichen Tschechischen Fernsehens (ČT) gerade verarbeitet:

„Die Äpfel kommen aus dem kleinen Ort Bílichova bei Slaný (Schlan, Anm. d. Red.). Wir werden jetzt Eis aus den Sommeräpfeln herstellen. Das haben wir schon oft ausprobiert, die Äpfel sind wirklich ausgezeichnet. Das Gleiche trifft auf die Birnen zu, mit denen wir den zweiten Preis gewonnen haben. Die Sorte heißt ‚Clapps Liebling‘ (Klapovky).“

Foto: ČT24

Doch wie ist das Speiseeis der preisgekrönten Tschechin eigentlich in das internationale Rampenlicht gelangt? Martina Březinová:

„Wir haben zunächst an der nationalen Ausscheidung dieses Wettbewerbs in Prag teilgenommen. Dort haben wir uns unter 20 Eisproduzenten durchgesetzt. In diesem Frühjahr haben sich dann die Veranstalter aus Bologna bei uns gemeldet mit dem Hinweis, dass sie ein europäisches Finale ausrichten werden. Wegen der Corona-Pandemie fand der gesamte Wettbewerb diesmal online statt.“

Wie aber konnte die kleine Firma aus Velká Dobrá dann die Preisrichter von ihrer Köstlichkeit überzeugen?

„Wir sollten zunächst ein Wettbewerbsvideo drehen. Danach mussten wir eine kleine Bandbreite unseres Eises nach Bologna schicken, und zwar im tiefgefrorenen Zustand. In Bologna wurde es in einer Kühlbox aufbewahrt, und erst eine Woche später dann den Juroren präsentiert“,

schildert Martina Březinová, um gleich darauf zu ergänzen:

Martina Březinová | Foto:  Tschechisches Fernsehen

„Das Auftauen und Vorbereiten des Eises für den Wettbewerb fand unter Aufsicht statt. Ich durfte also bei diesen Vorgängen dabei sein und kontrollieren, ob alles fachgerecht und ordnungsgemäß durchgeführt wird. Das wurde es in der Tat. Am nächsten Tag hat dann die Expertenjury alle Eissorten, die gemeldet waren, auf ihre Qualität geprüft.“

Das Familienunternehmen von Martina Březinová konnte überzeugen. Mit ihrer Kreation des Sommerbirnen-Eises belegte es den zweiten Platz unter 28 Wettbewerbsteilnehmern aus 17 Ländern. Vor den Tschechen lag am Ende lediglich die Schöpfung eines belgischen Eismannes mit der Geschmackskombination von Gorgonzola-Käse mit Feigen. Anfang Dezember wollen Březinová, ihr Ehemann und die Kinder, die alle in der Firma arbeiten, auch noch beim Weltfinale antreten. Bis dahin können alle Feinschmecker das preisgekrönte Eis und viele andere Sorten im Café der Familie in Kladno in der Amálská-Straße verköstigen.

Autor: Lothar Martin
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