Zweimal Bronze für Tschechiens Biathleten bei WM in Antholz

Lucie Charvátová  (Foto: ČTK / AP Photo / Matthias Schrader)

Die 51. Biathlon-Weltmeisterschaft in Antholz ist seit Sonntag schon wieder Geschichte. Zu den zehn Ländern, die in der Loipe und am Schießstand der Südtirol-Arena zumindest einmal Edelmetall erkämpft haben, gehört auch die Tschechische Republik. Deren Biathleten haben zwei Bronzemedaillen gewonnen.

Lucie Charvátová   (Foto: ČTK / AP Photo / Matthias Schrader)

„Es ist ein herrliches Gefühl, auf dem Siegerpodest zu stehen. Und die Momente, die ich gerade durchlebe, die sollten ewig anhalten.“ Das sagte die tschechische Biathletin Lucie Charvátová unmittelbar nach der Siegerehrung des Sprints der Frauen.

In diesem Wettbewerb hatte die 27-Jährige zuvor sensationell den dritten Platz belegt. Der Wunsch der Bronzemedaillengewinnerin allerdings ging nicht in Erfüllung. Im Gegenteil, in den drei weiteren Einzeldisziplinen, in denen sie noch zum Einsatz kam, landete Charvátová abgeschlagen im hinteren Teil des Starterfeldes. In der Verfolgung wurde sie aufgrund von sieben Schießfehlern noch bis auf den 42. Platz durchgereicht. Dieses Missgeschick aber trug die Biathletin aus Vrchlabí / Hohenelbe mit Fassung:

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„Das Rennen hat sich zu meinem Nachteil entwickelt. Ich bin aber auf keinen Fall enttäuscht, denn das ist ja gerade das Schöne am Biathlon – einmal ist man oben, ein anderes Mal unten. Heute hat sich gezeigt, wie wichtig für mich das Schießen ist, um gut abzuschneiden. Doch auch in der Loipe lief es nicht besonders. Im Sprint habe ich alles aus mir herausgeholt. Heute habe ich aber gespürt, dass meine Kräfte nicht unerschöpflich sind.“

Umso laufstärker trumpfte Charvátová dann im Staffelrennen der Frauen auf. Am Schießstand brauchte sie zwar alle sechs Reservepatronen, doch die für sie sonst übliche Strafrunde konnte sie abwenden. Auch deshalb schickte sie Schlussläuferin Eva Kristejn-Puskarčíková beim dritten Wechsel an zweiter Position ins Rennen. Die erfahrene Puskarčíková überzeugte einmal mehr beim Schießen, ihre Achillesferse aber ist das Skilaufen. Und so wurde sie noch von den Kontrahentinnen aus Deutschland und der Ukraine überholt. Die tschechische Staffel landete schließlich auf dem medaillenlosen vierten Rang. Im Ziel sagte die Unterlegene:

„Es war schrecklich. Mich ärgert sehr, dass ich es nicht besser gemeistert habe, aber ich hatte einfach keine Kraft mehr. Gegen Denise Herrmann hat man in der Loipe allerdings keine Chance. Dennoch wurmt mich die abschließende Laufrunde, denn ich wollte eine Medaille erkämpfen.“

Ondřej Rybář: „Wenn das tschechische Team von einer Weltmeisterschaft zwei Medaillen mit nach Hause bringt, kann man nicht von einem Misserfolg sprechen. Natürlich, einige Ergebnisse hätten durchaus besser sein können. Die zwei Medaillen aber sind das, was am Ende zählt.“

In den Mannschaftsdisziplinen zeigten sich die tschechischen Frauen indes von ihrer besseren Seite: Neben dem vierten Platz in der Staffel trugen Eva Kristejn-Puskarčíková und Markéta Davidová ihren Teil zum Gewinn der Bronzemedaille im Mixed-Wettbewerb bei. Diese Überraschung perfekt machten Ondřej Moravec und Michal Krčmář auf den männlichen Positionen. Cheftrainer Ondřej Rybář war daher auch ganz zufrieden mit der Ausbeute:

„Wenn das tschechische Team von einer Weltmeisterschaft zwei Medaillen mit nach Hause bringt, kann man nicht von einem Misserfolg sprechen. Natürlich, einige Ergebnisse hätten durchaus besser sein können. Die zwei Medaillen aber sind das, was am Ende zählt.“

Und Rybář hat Recht. Bei der letzten WM im vergangenen Jahr in Östersund ist Tschechien völlig leer ausgegangen. Zwei Jahre zuvor, bei den Titelkämpfen im österreichischen Hochfilzen, wurden vier Medaillen gewonnen. Doch damals hatte man mit Gabriela Koukalová noch eine überragende Biathletin in den Reihen. Ihre Nachfolgerin scheint mit Markéta Davidová gefunden, auch wenn die 23-Jährige in ihren Leistungen noch viel stabiler werden muss. Als Achte im Einzel hat sie ihre Möglichkeiten jedoch aufgezeigt.

Wesentlich trüber sieht es bei den tschechischen Männern aus. In den Einzeldisziplinen erreichten sie keine einzige Top-Ten-Platzierung. Am nächsten dran an seinem Potenzial war noch Ondřej Moravec, der in der abschließenden Massenstart-Konkurrenz immerhin Elfter wurde. Nach dem Rennen sagte er:

„Ich bin absolut zufrieden. In den individuellen Disziplinen hätte ich sicher noch um einiges besser sein können, das will ich gar nicht bestreiten. Auf der anderen Seite bringe ich eine Medaille mit nach Hause, mit der ich überhaupt nicht gerechnet habe. Für mich ist das also ein perfekte WM.“

Ondřej Moravec  (Foto: ČTK/AP/Matthias Schrader)
Allerdings auch eine Weltmeisterschaft, bei der sich der 35-Jährige noch einmal richtig quälen musste. Das herrliche Areal der Südtirol-Arena liegt in 1600 Metern Höhe und ist damit die höchstgelegene Biathlonstrecke der Welt. Und eine, mit der Moravec schon immer seine Schwierigkeiten hatte. Nach dem Rennen in der Verfolgung merkte er an:

„Als ich ins Ziel gekommen bin, haben meine Zehen geschmerzt. Die Strecken hier in Antholz haben sich verflucht nochmal verändert – sie sind schwieriger geworden. Deshalb kommen auch alle Biathleten ziemlich erschöpft ins Ziel.“

Aber auch seinem tschechischen Mitstreiter Michal Krčmář erging es nicht viel besser:

„Als ich oben auf dem höchsten Punkt der Strecke war, habe ich nur gedacht: ‚Wie komme ich bloß wieder hier runter?‘ Ich war ziemlich ausgepumpt. Es ist wirklich schwer hier in dieser Höhe, doch die Bedingungen sind für alle gleich. Aufgrund meiner Erfahrung aber weiß ich, dass es hier immer besonders viele Schmerzen bereitet.“

Einer, der mit der Strecke in jungen Jahren indes sehr gut zurechtkam, ist Michal Šlesingr. Bei der Weltmeisterschaft 2007 in Antholz gewann er Silber und Bronze. Doch das ist 13 Jahre her, und Šlesingr ist jetzt 37. Schon im Vorfeld hatte er angekündigt, dass er seine internationale Karriere nach dem Championat beenden werde. In der Männerstaffel, in der er als Startläufer eingesetzt wurde, zeigte er zumindest beim Schießen, dass er es immer noch kann. Er leistete sich nur einen Nachlader und sagte später:

„Es lässt sich nicht sagen, dass ich in guter Form war. Was ich gezeigt habe, war das Maximum dessen, was ich noch leisten kann. Dass ich nicht eingebrochen bin, habe ich nur dem Schießen zu verdanken.“

Markéta Davidová: „Mit etwas Abstand werde ich sicher mit Zufriedenheit auf die WM zurückschauen. Doch wir müssen uns weiter verbessern, und zwar in allen Belangen. Gegenüber den Top-Teams müssen wir noch kräftig aufholen.“

Weil Šlesingr aufhört und Moravec noch nicht weiß, ob er eine weitere Saison dranhängt, ist ein Umbruch im Kader der tschechischen Biathleten unvermeidbar. Doch das ist erst eine Aufgabe für den nächsten Winter. In der aktuellen Saison aber steht als Nächstes die Weltcup-Veranstaltung im eigenen Land ins Haus. Sie wird vom 5. bis 8. März in Nové Město na Moravě / Neustadt in Mähren ausgetragen. Auch Markéta Davidová freut sich schon darauf. Bei ihrer Einschätzung zur WM zeigte sie sich aber ziemlich selbstkritisch:

„Mit etwas Abstand werde ich sicher mit Zufriedenheit auf die WM zurückschauen. Doch wir müssen uns weiter verbessern, und zwar in allen Belangen. Gegenüber den Top-Teams müssen wir noch kräftig aufholen. Jetzt aber wartet der Weltcup in Nové Město na Moravě auf uns. Dazu müssen wir uns noch einmal sammeln, um uns vor den eigenen Fans im bestmöglichen Licht zu zeigen.“

In Antholz haben die tschechischen Fans ihre Biathleten bereits nach besten Kräften unterstützt. In Nové Město na Moravě aber werden sie auch lautstark zu hören sein. Gegen die Übermacht der Deutschen und der Norweger brachten sie In Antholz vor allem ihre Rasseln zum Einsatz.

Autor: Lothar Martin
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