Zwischen Prag und Wien: Eine "Geschichte Österreichs" von tschechischen Historikern und Mozarts "Don Giovanni" im Prager Ständetheater
Der heutige Kultursalon soll den Untertitel "Zwischen Prag und Wien" tragen. Denn Markéta Maurová will Ihre Aufmerksamkeit der Aufführung von "Don Giovanni", der wohl bekanntesten Oper von Wolfgang Amadeus Mozart, im Prager Ständetheater, sowie der Herausgabe der "Geschichte Österreichs" im Prager Verlag Lidove Noviny zuwenden.
"Man erwartet von Don Giovanni eine romantische Dämonie, die diese Oper nicht besitzt. Sie schäumt wie Champagner, der berauscht, letztlich aber auch erfrischt und versöhnt. Und das ist das schwierigste bei der Interpretation solcher Werke: ihre Geschichte mit leichter Hand zu erzählen und zugleich dem Publikum die ernsten Probleme mitzuteilen."
Mit einem Zitat aus den Memoiren des Opernregisseurs Kaslik haben wir unseren Beitrag eröffnet: Warum - das sollte gleich klar werden. Mit großer Spannung hat man darauf gewartet, womit sich die neue Leitung des Prager Nationaltheaters, dem das Ständetheater organisatorisch angegliedert ist, in diesem Herbst vorstellt. Der neu ernannte Direktor Daniel Dvorak und der neue Opernchef Jiri Nekvasil kündigten Mozarts Oper "Don Giovanni" als die erste Premiere der Saison an. Dass die Inszenierung in Rezensionen mit einem Knochenmann im Schrank bzw. mit einem Klon verglichen wird, deutet an, dass sie kein Erfolg war. Es handelt sich eigentlich um keine ganz neue Einstudierung von "Don Giovanni", sondern um die Replik einer berühmten Inszenierung von Vaclav Kaslik aus dem Jahre 1969 im Bühnenbild Jiri Svobodas. Diese Entscheidung begründet der Opernchef Jiri Nekvasil folgendermaßen: "Der Hauptgrund war die Bühnengestaltung, die in jeder Monographie über Professor Svoboda sowie in Büchern über den Regisseur Kaslik angeführt wird. Darin werden die Logen im Proszenium auf eine geniale Weise verlängert und auf der Bühne fortgesetzt. Ich halte diese Lösung für überzeitlich und kongenial. Außerdem wollen wir dadurch die großen Persönlichkeiten des tschechischen Theaters und der tschechischen Oper ehren."
Doch das Theater hat sich seit 1969 weiterentwickelt, und das mechanisch übernommene Konzept wirkt heute ziemlich langweilig. Die musikalische Einstudierung des gastierenden Dirigenten Karl Sollack hat ebenfalls nicht zur Belebung beigetragen. Vor der Premiere habe ich mit ihm über seine Interpretation von Mozarts Musik gesprochen: "Ich finde die Musik überhaupt nicht leicht. Ich finde, die Musik ist sehr, sehr ernst, sie ist sehr böse manchmal, sie ist sehr aggressiv. Ich glaube, Mozart ist nie leicht. Er ist sehr ernsthaft. Er kann leicht sein, in den richtigen Situationen, aber er ist auch furchtbar tragisch, er ist... Liebe, alles ist drinnen, in dieser Musik. Diese Musik verkörpert jede menschliche Dimension. Und es ist unglaublich viel Tiefe in dieser Musik, die Tiefe des menschlichen Ausdrucks ist in dieser Musik bis zu einer Vollkommenheit vorhanden, die nie wieder von jemandem erreicht wurde."
Leicht war die Musik tatsächlich nicht, leider hat sie jedoch auch die gewünschte Tiefe und Tragik kaum erreicht. Die Rezensionen sind sich auch in der Kritik an den Sängerleistungen einig, und zwar besonders bei den gastierenden Darstellern aus dem Ausland. Mehr Glück hatten diejenigen Zuschauer, die die zweite Premiere sahen - denn zumindest der Solist des Nationaltheaters Roman Janal als Don Giovanni hat seine Qualitäten bestätigt.
Das Entree ist der neuen Theaterleitung nicht gelungen. Es bleibt nur zu hoffen, dass die beginnende Saison auch lichtere Momente bringt.
Erfolgreicher als die Premiere im Nationaltheater ist der letzte Titel, der in der Editionsreihe "Geschichte der Staaten" des Buchverlags Lidove Noviny herausgegeben wurde. Das Autorenkollektiv wurde von Historikern aus Prag und Brno/Brünn gebildet. Einen von Ihnen, Doz. Milan Hlavacka, habe ich ans Mikrophon gebeten.