Zwischen Sala terrena, Teich und Tropfsteinwand: Der Wallenstein-Garten

Der Wallenstein-Garten

Die Prager Kleinseite bietet nicht nur prachtvolle Palais und verwinkelte Gassen, sondern auch den großzügigen und prachtvollen Wallenstein-Garten. Dort finden sich etwa eine Tropfsteinwand, ein großer Teich sowie einzigartige weiße Pfaue. Seit 1996 gehört der Garten zum Senat, der oberen Kammer des tschechischen Parlaments.

Der Wallenstein-Garten ist nach den Gärten der Prager Burg der zweitgrößte Garten im Zentrum von Prag. Der Park wurde in den 1620er Jahren im Stil des italienischen Manierismus angelegt. An der Gestaltung war einer der mächtigsten Adeligen jener Zeit, Albrecht von Wallenstein, selbst aktiv beteiligt.

Der Wallenstein-Garten wird von einer großen Sala terrena dominiert. In den Palastgärten Prags aus dieser Zeit suchte dieser monumentale, offene Bau vergeblich seinesgleichen. Martin Brouček, Leiter des Bereichs „Historisches Mobiliar“ beim Senat, weiß mehr:

Der Wallenstein-Garten | Foto: Barbora Navrátilová,  Radio Prague International

„Die Sala terrena diente dem Palais-Besitzer zur Entspannung und als Raum für Audienzen. Wallenstein konnte hier Besuche empfangen und bei jedem Wetter mit ihnen reden. Gleichzeitig konnte er sein Eigentum mit Stolz zur Schau stellen. Denn die Sala terrena ist aufgrund ihres Repräsentationszwecks reichlich dekoriert.“

Die Innendekoration des Gartensaals besteht aus 32 gemalten Szenen. Hauptsächlich sind es Darstellungen aus der antiken Mythologie. Die Decke ist mit Fresken verziert:

„Auf den Freskenfeldern ist der Trojanische Krieg dargestellt. Wallenstein war Kriegsherr und der Oberbefehlshaber der kaiserlichen Armee. Offensichtlich hat er sich militärische Themen gewünscht. Die Bilder drücken symbolisch aus, wie Wallenstein als Soldat den Feind besiegt. Er wollte als erfolgreicher Oberbefehlshaber und Soldat wahrgenommen werden.“

Der Wallenstein-Garten | Foto: Barbora Navrátilová,  Radio Prague International

Vor der Sala terrena befindet sich ein Brunnen mit einer Skulptur, die Venus und Amor zeigt. Die meisten Skulpturen im Wallenstein-Garten stammen vom hervorragenden niederländischen Bildhauer Adriaen de Fries, der am Hof von Kaiser Rudolf II. in Prag tätig war.

Im Seitenteil des Wallenstein-Gartens steht eine künstliche Tropfsteinwand mit einer Voliere für Vögel. Wenn man die Wand genau betrachtet, kann man dort versteckte Silhouetten von Tieren wie Fröschen und Schlangen sowie grinsende Gesichter entdecken.

„Die Tropfsteinwand ist eine plastische Dekoration, die einen Felsen nachahmt. Sie soll die Natur evozieren, die in die private Sphäre des Palais-Besitzers hineingezogen wurde.“

Der Wallenstein-Garten | Foto: Barbora Navrátilová,  Radio Prague International

In einem anderen Bereich des Gartens befindet sich ein großes Wasserbecken mit Fischen und einer künstlichen Insel in der Mitte.

„Auf der Insel thront eine Bronze-Skulptur des Herkules, der einen Drachen zu seinen Füßen erschlagen will. Symmetrisch um ihn herum befinden sich Skulpturen der Wassergötter.“

Der Wallenstein-Garten | Foto: Archiv Radio Prag

In der Nähe des Teiches stehen ein Gewächshaus und die ehemalige Reithalle, die heute als Ausstellungssaal der Nationalgalerie dient.

Zur einzigartigen Atmosphäre des Wallenstein-Gartens trägt auch die vielfältige Flora und Fauna bei. Besonders bekannt ist der Park für seine weißen Pfaue. In der Voliere sieht man Uhus, sie sind die größten lebenden Eulen hierzulande. Den Park schmücken Eichen, Ahorne oder Magnolien sowie wunderschöne Blumenbeete.

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