Drama in Grün: Die Palastgärten unter der Prager Burg

Gärten der Prager Burg

Nirgendwo präsentiert sich Prag so romantisch wie bei einem Spaziergang durch die Palastgärten unterhalb der Burg.

Der Ledebur-Garten, der Kleine und Große Pálffy-Garten, der Kleine Fürstenberg-Garten und der Kolowrat-Garten – diese fünf Gärten sind miteinander verbunden. Von April bis Oktober kann man die Anlagen durchstreifen und dabei wunderbare Ausblicke auf Prag genießen. Zusammen bilden sie die Palastgärten unter der Prager Burg. Interessant ist schon ihre Entstehungsgeschichte. Die Fremdenführerin Milada Racková hat die Historie vor einiger Zeit in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks erzählt:

„Die Palastgärten entstanden im Laufe der Weiterentwicklung der Stadt. Südlich der Burg war ein steiler Felsen. Hier haben sich unter anderem Steinmetze und Schreiner bedient. In dem Steinbruch entstanden dadurch langsam kleine Terrassen. Auf diesen bauten die Handwerker dann ihre Häuschen.“

Die Kleinseite, also der Teil Prags zwischen der Burg und der Moldau, erlebte dann mehrere Umweltkatastrophen. Und immer wurden dabei auch die Häuschen auf den Terrassen entweder zerstört oder geplündert, aber anschließend wieder aufgebaut.

„Aber nach dem großen Brand von 1541 nutzte der Adel die Not der kleinen Leute und kaufte ihnen die Parzellen ab. Auf diesen ließ er dann Paläste bauen. Und so entstanden nach und nach Gärten, die zum Teil mit Reben bepflanzt waren. Aber erst zu Ende des 18. Jahrhunderts legten die Adligen auch Ziergärten an. Damit wollte der Adel seinen Reichtum und seine Noblesse zur Schau stellen“, so Racková.

Gärten der Prager Burg | Foto: Barbora Navrátilová,  Radio Prague International

Diese Gärten haben alle einen eigenen Stil. So etwa der Kolowrat-Garten. Er liegt an einem steilen Hang hinter dem Kolowrat-Palais und wurde auf dem Zwinger der früheren mittelalterlichen Befestigung angelegt.

Der Kleine Fürstenberg-Garten ist ein hervorragendes Beispiel für einen barocken Terrassengarten italienischen Typs in Böhmen. Seine Achse bildet eine lange Treppe, die von einem Baldachin-artigen Pavillon – einer sogenannten Gloriette – im unteren Teil zu einer dreiteiligen Sala terrena und einem Aussichtsturm auf der obersten Terrasse führt. Und weiter die Fremdenführerin:

„Als die Palastgärten angelegt wurden, klang die Zeit des Barocks gerade aus, und der Klassizismus kam auf. Dennoch sind die Gärten überwiegend barock gestaltet. Und Barock bedeutet eine dramatische Szenerie. Das heißt, hier gibt es Stellen, an denen man unter Lauben oder durch einen tunnelartigen Durchgang spaziert. Dort ist es kühl, man ist im Halbdunkeln. Dann aber gelangt man in die pralle Sonne und ins Warme. Und das wechselt sich mehrfach ab. Aber vor allem weitet sich beim Gang nach oben mit jedem Schritt der Blick. Auch hier also wieder die dramatische Wirkung, wie das wunderschöne Panorama ganz Prags heranwächst.“

Gärten der Prager Burg | Foto: Barbora Navrátilová,  Radio Prague International

Ganz besonders erlebt man diese dramatischen Wechsel von Dunkel und Hell oder kühl und warm im Großen Pálffy-Garten mit seinen acht Terrassenebenen. Er stammt wie sein kleiner Bruder von Johann Joseph von Waldstein, der die Gärten miteinander verbinden und zwei Bürgerhäuser in ein Palais umbauen ließ. Beim Kleinen Pálffy-Garten handelt es sich im Übrigen um einen reinen Wirtschaftsgarten mit Birnen-, Apfel- und Kirschbäumen. Entlang der oberen Stützmauer ranken sich Weinreben. Außerdem gibt es einen kleinen Bereich mit Heilpflanzen.

Wenn man sich dieses architektonische Wunderwerk als Ganzes anschaut, wird einen kaum überraschen, dass die Palastgärten seit 1992 auf der Liste des Unesco-Weltkulturerbes stehen.

Gärten der Prager Burg | Foto: Barbora Navrátilová,  Radio Prague International
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