Zwölf Diktatur-Gegner mit Preisen des Totalitarismus-Instituts geehrt
Das Institut zum Studium totalitärer Regime (ÚSTR) hat ein weiteres Mal seine Preise an Personen vergeben, die in den Diktaturen des 20. Jahrhunderts Widerstand geleistet haben. Am Montag wurden im Senatsgebäude in Prag zwölf Personen geehrt.
„Es war nicht leicht, und für diejenigen, die die Zeit nicht erlebt haben, ist es kaum vorstellbar. Bei ihren Durchsuchungen haben die Kommunisten beispielsweise unsere Schreibmaschinen beschlagnahmt. Deshalb suchten und fanden wir Hausfrauen, die verbotene Literatur handschriftlich abgeschrieben haben. Das war nicht einfach, aber es hat sich gelohnt.“
Nach ihrem Beitritt zur Bürgerrechtsbewegung Charta 77 wurde Daňa Horáková fristlos gekündigt. Danach war sie mit einem Arbeitsverbot belegt und schließlich 1979 zur Ausreise gezwungen. Seitdem lebt sie in Deutschland, ihre Wohnorte waren München und Berlin, seit 1993 ist es Hamburg. In der Hansestadt war die Parteilose sogar drei Jahre lang (2002-2004) Kultursenatorin.Über die Auszeichnung in Prag hat sich Horáková gefreut, auch wenn sie dabei bescheiden bleibt:
„Leute wie mich nennt man heute Helden. Aber von denjenigen, die wirklich tapfer waren, kennt man die Namen nicht. Und das ist schade.“
Zu den Tapferen gehören mit Sicherheit drei ehemalige Studenten aus Bulgarien, die 1968 in ihrem Land gegen die Okkupation der Tschechoslowakei durch die Armeen des Warschauer Pakts protestierten. Sie verteilten Flugblätter, wurden von der Universität geworfen und mussten sogar ins Gefängnis. Für ihren Mut wurden Alexander Dimitrow, Eduard Genow und Valentin Radew nun in Prag ausgezeichnet. Für den Direktor des Totalitarismus-Instituts, Zdeněk Hazdra, ist das Trio dabei kein Einzelfall:„Unser Institut greift schon seit längerer Zeit solche Geschichten auf. Das ist also nicht nur dieser bulgarische Fall, wir haben uns zuletzt auch mit Protesten in Polen, der Ukraine oder Weißrussland befasst. Für Historiker waren diese Geschichten also nicht gänzlich unbekannt, für die breitere Öffentlichkeit aber schon.“
Des Weiteren geehrt wurde der 98-jährige Kriegsveteran Bernard Papánek, der im Zweiten Weltkrieg in Tobruk und Dunkerque gegen Deutschland gekämpft hat. Ebenso wurde die 93-jährige Helena Steblová ausgezeichnet. Sie half im Zweiten Weltkrieg den Partisanen und wurde deswegen ins KZ Ravensbrück gesperrt. Aus gesundheitlichen Gründen kamen beide nicht nach Prag, die Auszeichnung wird ihnen Institutsdirektor Hazdra persönlich zu Hause überreichen.Ein weiterer Preisträger ist Zdeněk Procházka. Er befasst sich seit Jahren mit verschwundenen Ortschaften im einstigen Sudetenland und hat dazu schon mindestens 50 Texte veröffentlicht. Für seine ungewöhnliche Tätigkeit wurde er entsprechend geehrt – mit dem „Preis für einen außerordentlichen Beitrag zur Reflexion der neuzeitlichen Geschichte“.