10 Jahre TV-Nova: Der erfolgreichste tschechische Fernsehsender lädt zur Feier-Konferenz

10 Jahre TV-Nova

Viele unserer Hörer, vor allem solche in Deutschland, sind in den letzten Tagen vielleicht mit einem runden Jubiläum auf dem Mediensektor konfrontiert worden: Der private Fernsehsender RTL feiert seinen 20. Geburtstag, und dem wird, durch Griffe ins Archiv und die eine oder andere Jubiläumsgala, im Programm auch ausgiebig Rechnung getragen. Etwas Ähnliches gibt es zurzeit auch in Tschechien: Der Privatsender TV-Nova feiert seinen 10. Geburtstag. Im Studio ist jetzt Gerald Schubert, der gerade von einer Pressekonferenz zurückgekommen ist, die die Nova-Leitung aus diesem Anlass abgehalten hat. Gerald, worum ging es da heute konkret?

"Du hast die Sendungen angesprochen, mit denen RTL in Deutschland jetzt sein 20-jähriges Jubiläum feiert. Um eine Präsentation des Programmschemas, mit dem Nova sich jetzt quasi selbst beglückwünscht, und mit dem der Sender natürlich auch gleichzeitig eine ordentliche Portion Eigenwerbung platziert, ging es im Wesentlichen auch auf der Pressekonferenz in Prag. Wer sich also eine tief greifende Analyse der Erfolgsgeschichte von Nova erwartet hat, oder irgendwelche konkreten Zukunftspläne, der wurde weitgehend enttäuscht. Thema war hauptsächlich das Programm während der nächsten Wochen: Archivmaterial kombiniert mit aktuellen Entwicklungen, Geburtstagsshows, Geburtstagspreisausschreiben etc. Die Präsentation selbst aber verlief in, man kann sagen, typischer Nova-Manier, also quasi nach dem Motto: Auffallen und sich von allen und allem anderen unterscheiden. Während in Prag heute klirrende Kälte herrscht, wartete man schon am Vormittag im Musikclub Radost mit südamerikanischer Musik, exotischen Früchten und Cocktails auf, denn die Programmschiene zur Propagierung des Nova-Geburtstags lautet ins Deutsche übersetzt etwa "Heiße Saison". Und Nova-Generaldirektor Petr Dvorak hat natürlich bei der Gelegenheit auch gleich gemeint, man habe das alles, also inklusive Wetter, natürlich lange im Voraus geplant. Wie bei Nova üblich."

Du hast die Erfolgsgeschichte von Nova erwähnt. Davon war bei der Pressekonferenz wirklich überhaupt nicht die Rede?

"Am Rande natürlich schon, aber eben nicht so, wie man es sich von einem Sender erwarten hätte können, der angetreten ist, um sich selbst zu feiern. Nova hat ja wirklich seit seiner Gründung einen Siegeszug zu verzeichnen, wenigstens wenn man die Einschaltquoten als Maß aller Dinge nimmt. Es handelt sich um typisches Boulevardfernsehen, mit Schwerpunkt auf leichter Unterhaltung, und das Konzept war eben auch hierzulande erfolgreich. Sogar die Abendnachrichten haben bei Nova mittlerweile einen größeren Marktanteil als das öffentlich-rechtliche Tschechische Fernsehen. Generaldirektor Dvorak hat unter anderem auf die bisherige Spitzenquote verwiesen: Im Oktober 1997 sahen fast 5 Millionen Menschen die Wahl zur "Miss des Jahrzehnts". Das ist bei den etwa 10 Millionen Einwohnern der Tschechischen Republik ein kaum zu überbietender Wert."

Und worauf ist dieser Erfolg deiner Meinung nach zurückzuführen?

"Ich glaube, hier überlagern sich zwei Phänomene: Zum einen war und ist ja Privatfernsehen überall in Europa relativ erfolgreich. Viele dieser Sender schaffen ja ein Bedürfnis nach Boulevard, das sie dann gleichzeitig wieder stillen, und in vielen Fällen ging das einher mit einer gewissen formalen Auflockerung etwas steif gewordener Programmstrukturen. Aber in Tschechien kommt wohl dazu, dass die Menschen die Einführung des Privatfernsehens sozusagen als Bestandteil der politischen Öffnung, der Demokratisierung und der gesellschaftlichen Transformation als Ganzes wahrgenommen haben. Über dieses Phänomen übrigens bereite ich gerade die nächste Ausgabe des Schauplatzes vor. Und jetzt mache ich auch noch ein bisschen Eigenwerbung: Den Schauplatz zum Thema 10 Jahre Nova gibt es bei Radio Prag am kommenden Sonntag zu hören."