12. Prager deutsches Theaterfestival endet - Mentor Kohout geht
Mit Peter Turrins „Mein Nestroy“ und einem Gastspiel des Wiener Theaters in der Josefstadt ist am Sonntag der 12. Jahrgang des Prager Theaterfestivals deutscher Sprache zu Ende gegangen. Den dramatischen Schlusspunkt setzten in diesem Jahr allerdings nicht die Schauspieler, sondern der geistige Vater und Mentor des Festivals, der Schriftsteller und Dramatiker Pavel Kohout, der überraschend seinen Rückzug aus dem Festival verkündete.
Der 12. Jahrgang des Prager Theaterfestivals deutscher Sprache – elf Inszenierungen an zehn Tagen auf neun verschiedenen Prager Bühnen – von den Münchener Kammerspielen, die mit Tschechows „Drei Schwestern“ an der Moldau zu Gast waren, bis hin zu Klaus Maria Brandauer mit einer Skakespeare-Lesung. Ein Kraftakt vor allem für Organisatorin Jitka Jilkova und ihr Team – aber einer, der sich gelohnt hat, meint sie:
„Ich war wirklich sehr zufrieden, das muss ich offen sagen. Ich war mit den Leistungen zufrieden, die von den einzelnen Ensembles auf dem Festival gezeigt wurden, und ich war auch ganz begeistert von der Aufnahme bei dem Publikum. Die Zuschauer haben sehr schön und sehr erfreulich reagiert und die Aufführungen sehr gut angenommen.“
Wenn ich an die ersten Jahrgänge zurückdenke, dann war es immer ein Problem, auch das tschechische Publikum anzusprechen. Deutsche, Schweizer und Österreicher, die in Prag leben, sind gerne gekommen, aber das tschechische Publikum war zurückhaltend. Hat sich das geändert?
„Ja, diesen Eindruck habe ich ganz eindeutig. Ich glaube, das liegt daran, dass sich die Dramaturgie etwa seit dem dritten Jahrgang auch viel mehr auf das tschechische Publikum orientiert. Wir bemühen uns viel stärker, extravagantere Stücke zu zeigen und auf das hinzuweisen, was es im tschechischen Theater üblicherweise nicht so oft zu sehen gibt.“
Alles andere als üblich war auch das Ende des diesjährigen Festivals. Der letzte Vorhang gehörte nicht den Schauspielern, sondern dem Mentor und Mitorganisator Pavel Kohout, der das Festival vor zwölf Jahren ins Leben gerufen hatte. Er erklärte überraschend seinen Rückzug aus dem Festival. Auch Leiterin Jitka Jilkova hatte von Kohouts Entscheidung erst wenige Tage zuvor erfahren:
„Es ist eine Entscheidung, die von Pavel Kohout persönlich getroffen wurde und auf die die Festivalleitung keinen Einfluss hatte. Es ist ein Entscheidung, über die wir nicht begeistert sind, die aber sein gutes Recht ist.“
Kohout, dessen Tätigkeit beim Festival unter den Sponsoren im Festival nicht immer unumstritten gewesen war, begründete seinen Rückzug mit der schwierigen Finanzierung. Gespräche mit Spitzenpolitikern hätten zu keinem Ergebnis geführt: „Es war fruchtlos, und ich verstehe es als letztes Zeichen dafür, dass das Festival junges Blut braucht, welches die Dinge besser regeln kann“, sagte Kohout, unterstrich aber, dass der Rückzug nicht im Bösen erfolge. Dazu nochmals Jitka Jilkova:
„Pavel Kohout hat sich bemüht, eine konsequentere Unterstützung seitens der Regierungen für das Festival zu bekommen. Vielleicht ist er zu dem Eindruck gekommen, dass ihm das nicht gelungen ist. Ich glaube aber, dass so etwas ein langer Weg ist, auf dem man weiter fortschreiten sollte.“