30 Jahre Lehre in Freiheit: Theologische Fakultät in Olmütz

 Vor 30 Jahren nahm die Theologische Fakultät an der Universität von Olomouc / Olmütz ihre Tätigkeit wieder auf. Zum Jubiläum wurden nun eine spezielle Website sowie eine Fotoausstellung gestaltet.

Josef Jařab  (Foto: Juan Pablo Bertazza)

„Die Fakultät hat die Kontinuität des Theologie-Studiums seit dem 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart gewährleistet. Wir mussten diese Kontinuität erneuern“, so der emeritierte Rektor der Palacký-Universität, Josef Jařab, in einem Grußwort zum Jubiläum.

Bis 1950 gab es an der Uni die katholische Kyrill-und Method-Fakultät für Theologie. Dannn wurde ihre Tradition für 40 Jahre durch die kommunistische Herrschaft unterbrochen. Im Herbst 1990 wurde der Lehrstuhl erneuert und am 22. Oktober feierlich der Palacký-Universität angegliedert. Eine Fotoausstellung im Foyer der Fakultät erinnert zurzeit an die Anfänge und die wichtigsten Persönlichkeiten, die damals den Neustart initiierten. Lucie Cincialová ist heute die stellvertretende Dekanin der Fakultät:

„Die Fotos zeigen Studenten von damals. Zu sehen ist eine volle Kirche, das ist heute nicht mehr so. Weiter sind Ordensbrüder abgebildet, weil viele Dominikaner unter den Studenten waren. Bekanntlich spielt das Studium eine große Rolle in der Spiritualität dieses Ordens. Und es werden drei Persönlichkeiten gezeigt, die die Wiedererrichtung der Fakultät vorrangig initiiert haben: der damalige Rektor Professor Jařab, der inzwischen schon verstorbene erste Dekan, Professor Tkadlčík, und der damalige Olmützer Erzbischof František Vaňák.“

Gebäude der Theologischen Fakultät in Olomouc  (Foto: Kristián Nosál,  Wikimedia Commons,  CC BY 3.0)

Lucie Cincialová gehörte vor 30 Jahren ebenfalls zu den Studierenden an der Fakultät:

„Ich kam im Jahr 1990 in den ersten Jahrgang. Ich habe dort viele Bekannte wiedergetroffen. Viele der Studenten hatten schon Theologie-Seminare im Untergrund absolviert. Wir winkten uns zu und konnten uns gar nicht daran gewöhnen, dass wir uns öffentlich grüßen durften. Das war zuvor gefährlich gewesen.“

Zu Beginn gab es kein Lehrmaterial und keine Skripte, es mangelte aber nicht an Enthusiasmus:

„In den Jahren zuvor war es tot hier. Religiöse Literatur war im kommunistischen Regime selbstverständlich verboten. Dann wurde auf einmal die Fakultät wiederbelebt, und man begann, Bücher herauszugeben. Die Texte, die zuvor im Untergrund verbreitet wurden, konnten auf einmal erscheinen.“

Dreißig Jahre später bietet die Fakultät ein traditionelles Theologie-Studium an sowie moderne Studienprogramme wie etwa „Angewandte Psychotherapie“ und „Innovationen in der Sozialarbeit“. Zu den Studierenden gehören heute auch viele Frauen:

Lucie Cincialová  (Foto: Tschechisches Fernsehen)

„Die jungen Männer, die in einem fünfjährigen Magister-Studium Theologie studieren und sich auf die Laufbahn als Priester vorbereiten, bilden eine sehr geringe Minderheit. Viel stärker vertreten sind Laienstudenten, sowohl Männer als auch Frauen. Das Studienprogramm bietet eine sehr seriöse Grundlage für ein weiteres Studium. Angeboten werden hauptsächlich Philosophie und Geschichte, in Kombination mit weiteren Fächern“, so Cincialová.

Die Theologische Fakultät in Olmütz ist zudem die erste Hochschule in der Tschechischen Republik, die ab diesem Herbst ihr Theologie-Studium auch online anbietet. 440 Interessenten haben sich dazu eingeschrieben, womit die Erwartungen der Schulleitung weit übertroffen wurden.