„33 Fragen für Jan Skácel“ – ein Highlight der tschechischen Radiogeschichte

Jan Skácel (Foto: Jiří Víšek)

Die Sendereihe „33 Fragen für…“ gehörte Mitte der 1960er Jahre zu den meist gehörten Produktionen des damals noch Tschechoslowakischen Rundfunks. Am 2. Februar 1967 stand zum Beispiel der Schriftsteller und damalige Regimekritiker, der spätere Präsident Václav Havel in dieser Sendung Rede und Antwort. Eine besondere Perle von „33 Fragen für…“ ist jedoch die Sendung, die in demselben Jahr mit dem anerkannten Dichter, Schriftsteller und Kinderbuchautor Jan Skácel ausgestrahlt wurde.

Skácel war nicht nur einer der führenden Dichter der Generation, die in der zweiten Hälfte der 50er Jahre die Literaturbühne betrat, sondern er war auch ein spezieller Vertreter des typisch tschechischen Humors. Eine Kostprobe gefällig?

„Welche Eigenschaft schätzen Sie bei Männern besonders?“, fragte ihn der Rundfunkredakteur. „Im richtigen Augenblick zu verschwinden“, antwortete Skácel. Und die beste Eigenschaft bei Frauen? „Im rechten Moment da zu sein.“

Noch Anfang der 60er Jahre arbeitete Skácel auch im Tschechoslowakischen Rundfunk. Deshalb verwunderte es nicht so sehr, dass er auf die Frage: „Was ist für Sie das größte Elend?“, zur Antwort gab: „Heiser ins Mikrofon zu sprechen.“

Sein größter Fehler sei es, „Alkohol in überhöhten Mengen zu konsumieren“, gab Skácel zu, und wenn er noch einmal geboren würde, dann wäre er halt „ein kleiner, noch in die Windeln pullernder Junge“, so Skácel.

Der im südmährischen Vnorovy geborene Skácel, der später Ehrenbürger seiner langjährigen Heimatstadt Brno / Brünn wurde, war ansonsten jedoch eher ein nachdenklicher Mensch. Weitaus ernster reagierte er dann auch auf die Fragen, bei denen er keinen Spaß verstand. So antwortete er zum Beispiel auf die Frage „Welche Fehler können Sie noch am ehesten verzeihen?“:

„Gegenüber allen Fehlern, die menschlich sind, bin ich sehr tolerant. Für Fehler, die immer wieder in den Zeitungen produziert werden, habe ich – milde ausgedrückt – jedoch kein Verständnis. Und wir haben schon einige Fehler gemacht, doch darüber möchte ich lieber nicht sprechen.“

Zur Zeit des Interviews war Skácel Chefredakteur der Kulturrevue „Host do domu“ (Gast im Haus). Nach der Niederschlagung des Prager Frühlings, zur Zeit der Normalisierung also, wurde diese Zeitschrift liquidiert. Dem Dichter wurde darüber hinaus jede Art von Publikation verweigert. Vielleicht antwortete er auch deshalb intuitiv auf die Frage: „Was wäre für Sie das größte Unglück?“:

„Wenn morgen früh nicht die Sonne aufgehen würde.“

Als Dichter nutzte Skácel halt alle Facetten der Sprache, um seine Gedanken auszudrücken. Auch die düstere Zeit der Normalisierung hielt ihn nicht davon ab. Sein scharfes Mundwerk wurde ihm dadurch nicht nur einmal fast zum Verhängnis.

Darum ist seine Antwort auf die Frage: „Mit welchem Geschenk der Natur wären Sie gern gesegnet?“, auch folgerichtig:

„Ich würde gern so schön schweigen können wie die Steine.“

Jan Skácel ist am 7. November 1989, zehn Tage vor Beginn der Samtenen Revolution, verstorben. Vor rund zehn Tagen, am 7. Februar, wäre er 88 Jahre alt geworden.