37.000 Zuschauer bei Skilanglauf Weltcup in Nove Mesto na Morave - 2008 auch Weltcup im Biathlon geplant
Im nun folgenden Sportreport entführt Sie Lothar Martin gleich in die malerische Winterlandschaft der Böhmisch-Mährischen Höhe, die am vergangenen Wochenende wieder Austragungsort einer populären Skilanglauf-Veranstaltung war.
"Als wir fieberhaft gerechnet haben, wie viele Kubikmeter Kunstschnee wir zum Herrichten einer wettbewerbstauglichen Strecke benötigen, sind wir zu der Meinung gelangt, dass wir es probieren werden, auch wenn die Wetteraussichten für uns weiterhin erschreckend waren. Gott sei Dank ist das Wetter nun endlich in die andere Richtung umgeschlagen, unser Risiko aber bewegte sich wirklich an der Grenze aller Möglichkeiten. Andererseits denke ich jedoch, dass wir nicht zuviel riskiert haben, denn wenn wir den Weltcup abgesagt hätten, dann wären wir im nächsten Jahr unter einen noch größeren Druck gekommen."
Die Veranstalter wussten jedoch ganz genau, warum und vor allem für wen sie das alles tun. In erster Linie für die wieder komplett angereiste Skilanglauf-Weltelite, die bestmögliche Bedingungen in Nove Mesto na Morave vorfinden sollte. Zu ihr gehört auch die Weltcup-Führende bei den Damen, die Norwegerin Marit Björgen, die sich bereits nach dem Training leicht optimistisch zeigte:
"Mein bisher bestes Resultat, was ich hier im Schlittschuhstil erzielt habe, war ein vierter Platz, also hoffe ich, mich noch zu verbessern. Es wäre schön, auf das Siegerpodest zu gelangen, doch ich denke, das wird nicht einfach werden. Der Schnee war während des Trainings ziemlich stumpf, aber ich hoffe, dass er noch ein wenig gefrieren und die Strecke dadurch schneller wird."Der Wunsch der zierlichen Skandinavierin sollte in Erfüllung gehen. Denn neben den zurückgekehrten Minustemperaturen hatte nur wenige Stunden vor dem ersten Wettkampftag wieder ein üppiger Schneefall eingesetzt, der den Organisatoren allerdings noch einiges mehr bei der vorbildlichen Präparierung der 3,3 km langen Rennstrecke abverlangte. Aber auch diese Herausforderung wurde von ihnen gemeistert, so dass der Chef der Skilanglauf-Kommission der Internationalen Ski-Föderation (FIS), Jörg Capol, zufrieden konstatieren konnte: "Die Strecken sehen wirklich prächtig aus, die Leute hier haben einen tollen Job gemacht."
Neben den Sportlern und Offiziellen bedankte sich auch die dritte und größte Gruppe von Menschen für die große Mühe, die sich die Veranstalter erneut bei der Vorbereitung und Durchführung des "Goldenen Skis" gemacht haben - die phantastische Zuschauerkulisse. An beiden Wettkampftagen war die neue Rekordzahl von 37.000 Besuchern an die Rennstrecke gepilgert und verbreitete eine Bombenstimmung. Vor allem beim 10-km-Lauf der Damen, der am Samstag stattfand. Denn dort hatten die Gastgeber mit Katerina Neumannova ein ganz heißes Eisen im Feuer. Wie es die vierfache olympische Medaillengewinnerin dann verstanden hat, mit einer couragierten Leistung das Publikum zum Kochen zu bringen, war weithin zu hören:Als die von Katerina Neumannova gelaufene Zeit dann bekannt wurde, kannte der Jubel keine Grenzen, denn es war die Bestzeit. Damit war der 31-Jährigen etwas gelungen, was sie nach zwei vorangegangen zweiten Plätzen und dem im Vorjahr erreichten dritten Rang noch nicht geschafft hatte - der erste Weltcupsieg vor heimischer Kulisse. Die große Freude darüber war ihr dann auch anzumerken, als sie nach dem Wettkampf unter anderem den Schwierigkeitsgrad der verkürzten Streckenführung beschrieb:
"Möglicherweise war die verkürzte Trasse für mich besser als die sonstige ursprüngliche Strecke. Sicher war auch diese nicht einfach zu laufen, doch es fehlten natürlich ein wenig die kurzen steilen Anstiege. Diese wurden durch einige allmähliche Steigungen ersetzt, was meinem Laufstil sicher zugute kam. Aber ich denke, dass ich auch auf der ursprünglichen Strecke gut zurande gekommen wäre, denn wenn man in Form ist, dann läuft es halt."Zu den ersten Gratulanten der tschechischen Ausnahmekönnerin gehörte Staatspräsident Vaclav Klaus, der es sich als begeisterter Ski-Freizeitläufer nicht nehmen ließ, diesem Event wie im vergangenen Jahr beizuwohnen. Der erste Heimerfolg war gleichbedeutend mit dem 13. Weltcupsieg von Katerina Neumannova, mit dem sie sich in der aktuellen Weltcupwertung nunmehr auf den dritten Platz vorgeschoben hat - hinter der im Rennen Zweitplatzierten Norwegerin Björgen und der Estin Smigun.
Einen Tag später, als die so genannten Sprintrennen ausgetragen wurden, konnte sich Katerina Neumannova zunächst mit der zwölftbesten Vorlaufzeit für das Viertelfinale qualifizieren. In ihrem Lauf jedoch kam sie nur als Dritte ein und verpasste damit den Einzug in das Halbfinale. Angesichts des Vortagessieges nahm sie den am Ende für sie herausgesprungenen elften Rang im Sprint allerdings mehr als gelassen hin:
"Den Sprint als solchen trainiere ich nicht und auf dieses Rennen habe ich mich auch nicht speziell vorbereitet. Das war dann auch zu sehen, aber die für den Sprint erforderlichen Parameter habe ich einfach nicht mehr, und daher habe ich auch kein großes Wunder erwartet."
Ein kleines Wunder wäre beinahe dem tschechischen Skiläufer Dusan Kozisek im Sprintwettbewerb der Herren gelungen, bei dem auch er sich für das Viertelfinale qualifizierte. Er war der einzige Tscheche, der in die Runde der besten Sechzehn kam, doch in seinem Viertelfinallauf passierte ihm dann das Missgeschick eines Sturzes auf der Zielgeraden. Daher reichte es am Ende "nur" zum 14. Platz. Noch ein wenig verärgert, aber dennoch zufrieden, stellte er sich danach den Medien:"Nun, selbstverständlich bin ich auf der einen Seite enttäuscht, dass ich nicht weitergekommen bin. Andererseits kann ich mit diesem Ergebnis zufrieden sein, und vielleicht mache ich es beim nächsten Male noch etwas besser."
Ob dieses nächste Mal jedoch im Jahr 2006 wieder in Nove Mesto na Morave sein wird, steht zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch in den Sternen. Um die Ausrichtung von Weltcuprennen im Skilanglauf bewerben sich nämlich nun auch stärker als je zuvor große Länder wie China, Kanada oder die USA. Da im kommenden Jahr zudem die Olympischen Winterspiele in Turin ausgetragen und die nordischen Skiwettbewerbe in den nordwestlich der Fiat-Stadt liegenden Alpen stattfinden werden, wollen die Langlaufasse gern zuvor noch Wettkämpfe in entsprechenden Höhenlagen absolvieren. Alles Fakten, die nicht gerade für den kleinen Ort in der Böhmisch-Mährischen Höhe sprechen. Aber die Organisatoren in Nove Mesto na Morave wären nicht sie selbst, wenn sie auch in dieser verzwickten Situation keinen Rat wüssten. In weiser Voraussicht haben sie nämlich entschieden, das Skilaufareal so auszubauen, dass hier in Zukunft auch der immer populärer werdende Biathlon ausgetragen werden kann. Ende April, Anfang Mai soll mit den dafür erforderlichen Umbaumaßnahmen begonnen werden, bereits zehn Monate später sollen die Schießstände und weiteren notwendigen Einrichtungen fertig sein. Im Jahr 2008 soll nach den Vorstellungen der Veranstalter dann der erste Weltcup im Biathlon in Nove Mesto na Morave stattfinden. Mit der Beharrlichkeit, die die rührigen Organisatoren immer wieder an den Tag legen, sollten sie dann mit Sicherheit einen weiteren Volltreffer landen.