4000 Knochenkisten in tschechischer Lagerhalle gefunden
Ein skurriler Knochenfund erhitzt die Gemüter: In der tschechischen Stadt Usti nad Labem / Aussig wurden in einer Fabrikhalle 4.000 Kisten mit den Überresten deutscher Soldaten der Wehrmacht aus dem zweiten Weltkrieg gefunden. Nun stellt sich die Frage, wie man in der Angelegenheit weiter verfährt. Ursprünglich sollten die Knochen auf einem Soldatenfriedhof in Prag beigesetzt werden. Warum dies nicht so einfach ist, wissen Miriam Goetz und Svenja Mettlach.
"Die Finanzierung ist ein großes Problem, das steht außer Frage. Inwieweit da die zuständigen Stellen, zum einen die tschechischen kommunalen Stellen, die Friedhofsbehörden und zum anderen der Volksbund deutscher Kriegsgräberfürsorge, sich in finanziellen Details einigen werden, scheint schwierig abzusehen zu sein. Festzuhalten ist: Es mangelt an Geld."
Die gefundenen Überreste stammen aus Gräbern der gesamten Tschechischen Republik. Nach wie vor herrscht Unklarheit in diversen Bereichen. Vor allem aber in der Frage: Wieso wird nun plötzlich eine Rückführung gefordert, wenn man angeblich seit drei Jahren von der Existenz der Kisten wusste? Natürlich will man die Gebeine beerdigen, aber auch hierbei treten erneute Probleme auf. Beabsichtigt war, dass man die Überreste auf dem geplanten Soldatenfriedhof Strasnice in Prag beerdigt. Doch hierzu fehlt nun das Geld. Eine weniger angenehme Sache, sowohl für die deutschen als auch für die tschechischen Diplomaten. Dennoch ist das Ziel für Gerhardt klar:
"Es ist ein wichtiges Ziel und auch eine menschliche Selbstverständlichkeit für Soldaten, die im zweiten Weltkrieg gefallen sind und ganz gleich auf welcher Seite, eine würdige letzte Ruhestätte zu finden."
Man rechnet mit Protesten seitens der Nachkommen, welche sich gegen die längere würdelose Verwahrung der Überreste wehren werden. Die Identifizierung ist laut Botschaftspressesprecher zwar eine langwierige Angelegenheit, aber machbar. Der für die Überführung der sterblichen Überreste tschechoslowakischer Legionäre aus Russland zuständige Vaclav Bartuska sieht die ganze Angelegenheit als eine Schande für Deutschland. "Die Deutschen müssten sich demnächst schnell entscheiden, wie sie die Gebeine ihrer Ahnen zurücktransportieren wollen!", sagte er gegenüber der tschechischen Tageszeitung. Das tschechische Außenministerium wartet indessen ab, welche Schritte von der deutschen Seite nun unternommen werden.