60 Jahre bewegte Bilder – Tschech(oslowak)isches Fernsehen feiert Geburtstag

Foto: Archiv des Tschechischen Fernsehen

„Tschechisches Fernsehen“ bezeichnet meist den gleichnamigen öffentlich-rechtlichen Sender. Dieser ist am 1. Mai 60 Jahre alt geworden. Erste Versuche mit dem Fernsehen hatte es hierzulande schon vor dem Krieg gegeben. Ab 1948 wurden dann unregelmäßige Probesendungen ausgestrahlt, bis das Tschechoslowakische Fernsehen seinen offiziellen Start bekanntgab. Ein kleiner Rückblick auf den Beginn des Fernsehens hierzulande.

Foto: Archiv des Tschechischen Fernsehen
Am Abend des 1. Mai 1953 wurde die Probe-Ausstrahlung des Tschechoslowakischen Fernsehens begonnen. Doch von der allerersten Sendung ist nichts erhalten geblieben. An besagtem Tag hielt um acht Uhr abends ein Vertreter der kommunistischen Regierung eine kurze Ansprache, dann folgten Kurzfilme über die Maifeiern und die Vergabe staatlicher Auszeichnungen. Doch auch ein bisschen Unterhaltung gehörte zum Programm. Seinen damaligen Live-Auftritt hat der Schauspieler František Filipovský später nachgestellt.

Anfangs kamen die bewegten Bilder nur an zwei oder drei Tagen die Woche, jeweils für rund drei Stunden über den Äther. Seinen Sitz hatte das Staatsfernsehen damals noch im Gebäude des Tschechischen Rundfunks. Der Medienwissenschaftler Milan Kruml:

Foto: Archiv des Tschechischen Fernsehen
„Das Fernsehen war relativ lange Teil des Tschechoslowakischen Rundfunks. Dieser war eine Medien-Großmacht mit mehreren Millionen Hörern. Schließlich war der Rundfunk auch die Nummer eins für die kommunistische Propaganda. Das Fernsehen war eher ein technisches Spielzeug, man wusste nicht so recht, wie es funktioniert.“

Und so wurde häufig improvisiert, wie Krumls Kollege Martin Štoll erläutert:



Martin Štoll  (Foto: Archiv des Tschechischen Rundfunks)
„Manchmal liefen die Sendungen, die angekündigt waren, überhaupt nicht. Sie wurden dann kurzfristig durch andere ersetzt. Man könnte das erste Sendejahr umschreiben mit dem Stichwort ‚Änderungen des Programms vorbehalten’. Am 25. Februar 1954 wurde dann die regelmäßige Fernsehausstrahlung verkündet, ab da konnte man sich diese Programmänderungen nicht mehr erlauben.“

Anfangs war das Fernsehsignal aber nur in Prag und Umgebung zu bekommen. Allerdings war das für viele Menschen unerheblich, da die ersten Fernsehgeräte ohnehin erst zwei Monate später in die Geschäfte kamen. 4000 Kronen kostete damals ein Fernseher, das Mehrfache eines Monatsgehalts. Im Januar 1955 übertrug das Fernsehen erstmals live ein Sportereignis. Es war das Eishockeyspiel zwischen einem Prager und einem schwedischen Klub. Robert Záruba ist heutiger Sportmoderator beim Tschechischen Fernsehen:

Foto: Archiv des Tschechischen Fernsehen
„Die Menschen waren begeistert von dem Gefühl dort zu sein, wo sich gerade etwas abspielt, und dass sie Augenzeugen des Ereignisses sind. Das war ein revolutionäres Gefühl für die Wahrnehmung des Fernsehens hierzulande. Die Zuschauer erhielten das, was dem Fernsehen eigen ist: die Live-Übertragung.“

Das Spiel war an einem Dienstag, bis zum Samstag waren alle Fernsehgeräte aus den Geschäften und Lagern verkauft. Der Fernsehboom hatte begonnen. Doch erst ab Dezember 1958 sendete das Tschechoslowakische Fernsehen an allen Tagen in der Woche.

Eine weitere Revolution war die Einführung des Farbfernsehens im Jahr 1973 und 15 Jahre später des Teletextes. Das heutige Tschechische Fernsehen sendet auf vier Kanälen.


Anlässlich des 60-jährigen Jubiläums lädt das Tschechische Fernsehen im Übrigen an diesem Samstag zu einem Tag der offenen Tür ein. Dabei werden in Prag, Brno / Brünn und Ostrava / Ostrau die Studios geöffnet sein.