650. Krönungsjubiläum - Kaiser Karl IV. schaut in Prag nach dem Rechten

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Ein Hauch des 14. Jahrhunderts wird am Sonntag durch die Prager Gassen wehen: Aus Anlass des 650. Jubiläums der Krönung Karls IV. zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches kehrt der bedeutendste europäische Herrscher des Spätmittelalters in seine Residenzstadt zurück. Thomas Kirschner wagt vorab den Sprung über die Jahrhunderte.

Begleitet von Musikanten, seinem Hofstaat und seiner Gattin Anna von Schweidnitz wird Kaiser Karl IV. am Sonntag nochmals den Weg vom Vysehrad zum Hradschin abreiten, den traditionellen Krönungsweg der böhmischen Könige - 650 Jahre nach der Kaiserkrönung im Rom zu Ostern des Jahres 1355.

"Wir wollen das aber nicht als Krönungsritt verstehen, auch wenn er sich an die Krönungsordnung anlehnt, sondern als Inspektionsreise des Kaisers durch seine Besitztümer",

sagt der Prag-Kenner Josef Podzimek, einer der Ideengeber des Umzuges. Wie nach ihm kein anderer Herrscher hat sich Karl IV. um die Entwicklung seiner Residenzstadt Prag verdient gemacht. Auf den Stationen des Umzuges müssen daher die heutigen Verwalter seines Erbes dem Kaiser Rechenschaft ablegen - darunter Primator Pavel Bem, die Bürgermeister der Alt- und Neustadt, der Rektor der von Karl IV. gegründeten Universität, aber auch Senatspräsident Premysl Sobotka. Mit einem mittelalterlichen Jahrmarkt auf dem Altstädter Ring wird zudem ein Stück der Zeit Karls IV. wieder lebendig - des Kaisers, der erst vor kurzem in einer Umfrage zum größten Tschechen der Geschichte gewählt worden ist. Glaubt man Josef Podzimek, so war die europäische Einigung schon unter Karl IV. verwirklicht - mit Prag als Zentrum.

"Wenn Sie sich das Reich Karls IV. auf einer Karte anschauen, dann war es nicht um so viel kleiner als heute die Europäische Union. Wenn Europa sich also uns heute anschließt, von wo es ja aus Prag bereits einmal regiert worden ist, dann ist das schon in Ordnung, da gibt es nichts hinzuzufügen."

Der historische Umzug wird am frühen Nachmittag auf der Prager Burg enden, wo heute der republikanische Amtsnachfolger des Kaisers residiert, erläutert Josef Podzimek vom Organisationskomitee.

"Präsident Klaus hatte seine Teilnahme versprochen, allerdings kam jetzt eine Auslandsreise dazwischen. So wird es also nicht zu einem Treffen der beiden Herrscher von einst und jetzt kommen."

Sollte sich Präsident Klaus etwa vor der Inspektion durch seinen mächtigen Amtsvorgänger fürchten? - Das will Josef Podzimek dann doch lieber nicht kommentieren...