Neue Objekte in der Dauerausstellung auf der Prager Burg

Plan der Grabstätte
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Auf dem heutigen Spaziergang durch Prag führen wir Sie auf die Prager Burg. Die Ausstellung "Die Geschichte der Prager Burg", die im April 2004 feierlich eröffnet wurde, hat bis heute 210`000 Besucher gezählt. Die Dauerausstellung wird laufend mit historisch bedeutenden Exponaten erweitert. So sind seit kurzem neue Ausstellungsstücke zu sehen, wovon eines eine spannende Vergangenheit besitzt. Und zwar handelt es sich um das Bestattungsgewand des Johann von Görlitz, Sohn von Kaiser Karl IV., welches im vergangenen März von einer Gruppe von Archäologen wieder entdeckt worden ist. Mehr zu diesem Fund erfahren Sie von Martina Schneibergova und Andrea Fischer:

Kaiser Karl IV.
Der deutsch-böhmische Kaiser Karl der IV. ließ in der Mitte des 14. Jahrhunderts für sich und seine Familie auf dem Gebiet des heutigen Hradschin eine königliche Grabstätte errichten. Die sterblichen Überreste des Kaisers wurden im 16. Jahrhundert in eine andere Gruft verlegt. Die ursprüngliche Grabstätte, die genau unterhalb des Hauptaltars im Veitsdom liegt, blieb über 130 Jahre unerforscht und damit ein sagenumwobenes Geheimnis. Bereits 1873 ist der Restaurator und Architekt Josef Mocker, als er den Hauptaltar restaurierte, auf die alte Grabstätte des Kaisers gestoßen. Sie geriet aber danach wieder in Vergessenheit. Im März dieses Jahres gelang dann einer Gruppe von Archäologen den Erfolg: Nach fünfjähriger Vorbereitung konnte mittels einer kleinen Kamera die Grabstätte auf ihren Inhalt erforscht werden. Wie das von statten ging, erklärt die Kunsthistorikerin Jana Marikova-Kubkova, die bei der Entdeckung mit dabei war:

"Wir haben durch geophysikalische Methoden den Hohlraum erforscht. Wir wussten vorher, dass es ihn gibt, aber nicht wie er aussieht und was wir dort finden werden. Als wir uns zum Durchbohren entschlossen haben, herrschte eine große Unsicherheit, als aber uns der Durchbruch gelang, waren wir zuerst angespannt, aber dann begeistert."

Die Wissenschaftler haben in der Grabstätte, die in zwei Kammern aufgeteilt ist, Teile von Särgen, Knochen und Bekleidungsstücke von kirchlichen Würdenträgern vorgefunden. Unter diesen Teilen war das Bestattungsgewand des Johann von Görlitz, Sohn von Kaiser Karl IV.

Für Jana Marikova-Kubkova ist die Wiederentdeckung des Grabes von großer Bedeutung:

"Der Fund der Grabstätte ist selbstverständlich für die tschechische Geschichte interessant. Es bedeutet, dass in der Geschichte Dinge verloren gehen können und von neuem wiederkehren. Die Existenz der Grabstätte war bekannt, aber man hat sie wieder vergessen. Als 1872 Architekt Josef Mocker die Grabstätte wieder entdeckte, wusste er vorher nichts über ihre Existenz. Er ist aber bei der Arbeit am Hauptaltar zufälligerweise durch den Boden gefallen und ist so auf die Gruft gestoßen. Danach ist sie in Vergessenheit geraten. Jetzt haben wir sie aber wieder entdeckt. Zudem ist es auch ein riesengroßer Erfolg der geophysikalischen Methoden, welche die Grabstätte ausfindig machten."

In der Ausstellung ist auch ein kurzer Film zu sehen, wie die Entdeckung der Grabstätte von statten ging. Milena Bravermanova, Archäologin und Zeitzeugin dieses Fundes, betont in ihren Aussagen die Bedeutung dieses Kleides:

"Es sind unvergleichliche einmalige Unikate, von denen es in der Welt ganz wenige gibt. So ein Stück ist nirgends zu finden, sei es ein Kleid von Johann von Görlitz oder ein Stück der damaligen Mode. Wäre Johann von Görlitz Kaiser gewesen, wäre er in einer kaiserlichen Robe beigesetzt worden. Da er aber kein Herrscher war, hatte er ein gewöhnliches Gewand an. Es ist deshalb eine einmalige Dokumentation der damaligen Mode."

Die neuen Exponate sind von nun an in der Dauerausstellung "Die Geschichte der Prager Burg", die sich im alten königlichen Palast der Burg befindet. Die Ausstellung ist täglich von 9 bis 17 Uhr geöffnet.

Damit sind wir, liebe Hörerinnen und Hörer, fast am Ende dieses Spaziergangs angelangt, es bleibt nur noch die übliche Quizfrage zu stellen, für deren richtige Beantwortung Sie ein Souvenir aus Prag gewinnen können. Die Frage lautet folgendermaßen: Wie heißt die Mutter von Johann von Görlitz und Frau vom Karl IV? Falls Sie die Antwort wissen, schreiben Sie uns den Namen. Ihre Antworten richten Sie, bitte, an Radio Prag, Vinohradska 12, PLZ 120 99 Prag 2, Tschechien. Aus den richtigen Antworten wird in vier Wochen ein Gewinner ausgelost und mit einem Souvenir belohnt.

In der letzten Ausgabe des Spaziergangs durch Prag im Juni fragten wir Sie nach dem Stadtteil, in welchem die Prager Stadtbibliothek liegt. Es handelt sich um die Altstadt. Eine CD geht diesmal an Gottfried Gillich aus Nürnberg Herzlichen Glückwunsch!