7000 Schüler protestieren in Prag gegen die Einführung des Zentralabiturs

Foto: ČTK

Im Internetforum Facebook haben sich etwa 50.000 tschechische Schüler zu einer Gruppe zusammengetan: „Gegen die Einführung des Zentralabiturs!“ lautet ihre Parole. Etwa 7000 Gymnasiasten und Mittelschüler demonstrierten am Freitag lautstark in der Prager Innenstadt und gaben damit dem Internetprotest ein Gesicht. Es waren die größten Schülerproteste, die Tschechien seit Jahren erlebt hat.

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„Wir werden nicht nur dabeisitzen, wir wollen etwas wissen!“, skandierten die etwa 7000 Demonstranten. Wissensdurst haben die Schüler nicht nur auf den Schulstoff. Man wolle mehr über die Einführung des Zentralabiturs in Tschechien wissen, erklärt Filip Vích, einer der Organisatoren des Protestmarsches:

„Es fehlen Informationen, ganz grundlegende Informationen, wann wir die Prüfungen ablegen und wie.“

Im Schulministerium hingegen vermeldet man Pflichterfüllung und reicht den schwarzen Peter weiter.

„Das Ministerium hat genügend Infomaterial herausgegeben, auf seinen Internetseiten veröffentlicht und an die Schulen gesendet. Aber in einigen Schulen sind diese Informationen nicht bei den Schülern angekommen. Das Problem sollten wir in den nächsten Monaten beheben“, so der stellvertretende Schulminister Jindřich Kitzberger.

Dabei bemängeln aber auch einige Schulleiter die unklaren Vorgaben aus dem Ministerium. Es ist gar nicht so sehr die Einführung des Zentralabiturs an sich, die auf breite Ablehnung stößt. Neben den angeblich fehlenden Informationen, über das Was und Wie steht vor allem ein Warum im Raum: Viele Schüler und Lehrer verstehen nicht, was mit dem Zentralabitur besser werden soll. Sie befürchten, die Qualität und damit der Wert des Abschlusses könnten sinken.

„Viele Rektoren und Lehrer sagen, das Ganze sei ein schlecht vorbereitetes Projekt, sogar noch schlechter vorbereitet, als vor zwei Jahren, als man die Einführung des Zentralabiturs schon einmal verschoben hat“, so Schülervertreter Vích.

Eine erneute Verschiebung kommt allerdings für das Schulministerium nicht in Frage. In den kommenden beiden Schuljahren sollen die tschechischen Abiturienten einheitliche Prüfungen in Tschechisch, einer Fremdsprache und Mathematik ablegen. Weitere Fächer sollen folgen. Daran will Schulministerin Miroslava Kopicová festhalten:

„Ich habe den Schülervertretern angeboten, dass wir uns bis zur Ausarbeitung der zentralen Prüfungen einmal im Monat treffen.“

Ob das den Schülern reicht, ist zu bezweifeln. Sie beharren weiter darauf, die Einführung des Zentralabiturs zu verschieben. Eine entsprechende Petition haben bisher etwa 20.000 Schüler unterschrieben.