Aberglaube, Nägelkauen, Streitlust: Künstlerin Kateřina Šedá sammelt Unsitten der Tschechen
Die Künstlerin Kateřina Šedá erstellt mit Hilfe der Öffentlichkeit eine „Nationale Sammlung der Unsitten“. Auf einer Webseite können Menschen schlechte Eigenschaften von sich, einer anderen Person, ihrer Familie oder dem Durchschnittstschechen einreichen.
Bisher hat die Sammlung über 3000 Eintragungen. Darunter finden sich etwa Kauen an den Zehennägeln, panische Angst vor der Zahl 13 oder das Essen von Nudeln, noch bevor sie zum Kochen in den Topf gegeben werden. Die Leute haben aber auch andere Eintragungen eingereicht, wie etwa „Ich schließe den Toilettendeckel nicht und halte mich deshalb für weltoffen“ oder „Ich mag es, zu streiten, und fange gern damit an.“ Es finden sich aber auch ernstere Themen, wie etwa sexistische Anspielungen und das sogenannte „Mansplaining“.
Die Autorin des Projekts, Kateřina Šedá, verbindet in ihren Arbeiten oft Kunst und gesellschaftlichen Aktivismus. Dabei arbeitet sie etwa zu den Beziehungen zwischen Menschen oder zu Stereotypen.
Die „Nationale Sammlung der Unsitten“ entsteht anlässlich des 200. Geburtstages des Genetikers Gregor Johann Mendel. Šedá überlegte, wie sie das Vermächtnis des weltbekannten Wissenschaftlers den Menschen näherbringen könnte. Bei ihren Recherchen stieß sie darauf, dass auch Mendel schlechte Angewohnheiten hatte. So war er etwa starker Raucher.
„Da ist mir klargeworden, dass das genau das Richtige ist“, sagt die Künstlerin. „Schlechte Angewohnheiten sind etwas, das jeder von uns kennt. Sie unterscheiden uns von anderen Menschen, machen unseren Charakter aus und paradoxerweise verbinden sie uns auch. Deshalb habe ich mich entschieden, die ‚Nationale Sammlung der Unsitten‘ anzulegen. Die Leute können so Verwandte finden, von denen sie noch gar nicht wussten“, sagt Šedá.
Die Sammlung wird Mitte Juli beim Mendel-Festival in Brno / Brünn vorgestellt. Im Herbst soll die komplette Auflistung veröffentlicht werden. Bis es soweit ist, können unter www.sbirkazlozvyku.cz weitere Unsitten eingetragen werden.
