Abgeordnetenhaus lehnt Kennzeichnung von israelischen Siedlerprodukten ab
Die EU-Kommission hat den Beschluss im Novembergefasst: Produkte jüdischer Siedler aus palästinensischen Gebieten müssen in der EU als solche gekennzeichnet werden, Proteste aus Israel waren die Folge. Unterstützung erhält das Land nun aus Tschechien. Am Donnerstag hat das Abgeordnetenhaus die Regierung aufgerufen, die EU-Richtlinie nicht umzusetzen.
Tschechien und sein Vorgängerstaat Tschechoslowakei zählen historisch zu den engsten Verbündeten Israels. Die Herkunftsbezeichnung rufe „unangenehme Erinnerungen an die Kennzeichnung von Juden während des Zweiten Weltkriegs“ hervor, sagte der Abgeordnete František Laudát von der oppositionellen Partei Top 09. Marek Benda sitzt für die Bürgerdemokraten im Parlament:
„Es ist das erste Signal der Europäischen Kommission, das einer modernen Version des Antisemitismus, des Antizionismus und einem Angriff auf den Staat Israel entspricht. Im Angesicht dieser unsinnigen Kennzeichnung von Produkten haben wir gesagt, dass wir das nicht hinnehmen. Mit der einzigen Demokratie im Nahen Osten, die uns sehr nahe steht, werden wir definitiv keinen Wirtschaftskrieg führen. Diese Vorgehensweise der EU-Kommission halten wir für unrechtmäßig.“
95 Abgeordnete bei 17 Gegenstimmen votierten am Donnerstag für die Entschließung, der Rückhalt war parteienübergreifend. Dagegen waren die Kommunisten. Parteichef Vojtěch Filip meinte, ein solcher Schritt könne Tschechien schaden:„Die Politisierung dieses Problems halte ich für keinen angemessenen Schritt. Im Gegenteil, damit wird Öl ins Feuer gegossen, und zwar sowohl hinsichtlich der tschechischen Beziehungen zur EU wie auch gegenüber dem palästinensischen Staat, der ebenfalls in irgendeiner Weise Unterstützung benötigt.“
Israels Botschafter in Tschechien, Gary Koren, dankte den Parlamentariern persönlich für den Rückhalt. Die EU-Kommission richte sich nur gegen seinen Staat, während sie etwa 200 Konflikte auf der Welt ignoriere. Ob die Regierung nun auf den Parlamentsvorstoß eingeht, bleibt abzuwarten. Während Kulturminister Daniel Herman (Christdemokraten) den Beschluss lobte, kamen von Außenminister Lubomír Zaorálek (Sozialdemokraten) andere Signale. Er bezeichnete die Kennzeichnungspflicht am Donnerstag lediglich als „technische Maßnahme“. Tschechien werde seine internationalen Verpflichtungen erfüllen, betonte der Außenminister.