Abwasser-Streit in Dvůr Králové schädigt Umwelt und Image der Region
Die arktische Kälte, die derzeit in fast ganz Europa herrscht, setzt auch den Menschen in Tschechien mächtig zu. In verschmutzten Industriegebieten lässt der Extremfrost zudem fast keinen Luftaustausch zu. Als ob aber Smog und Dauerfrost nicht schon genug wären, sorgt die ostböhmische Kleinstadt Dvůr Králové mit einer Provinzposse besonderer Art für zusätzliche Negativ-Schlagzeilen. Weil die Stadt die Gebühren für die Abwasserentsorgung angeblich nicht in voller Höhe zahlt, lässt der Betreiber der örtlichen Kläranlage seit Montag sämtliche Abwasser der Stadt ungereinigt in die Elbe fließen.
Man habe davon überhaupt nichts gewusst beziehungsweise nur am Rande gehört, versicherten zwei Frauen, die sich einig waren: Dieser Vorgang sei einfach abscheulich.
So wie die Einwohner von Dvůr Králové denkt auch die übergroße Mehrheit der tschechischen Bürger, denn eine wissentlich akzeptierte Umweltverschmutzung wegen eines Gebührenstreits könne man nicht hinnehmen. So denkt aber nicht der Betreiber der Kläranlage, die Firma WWTP, die ihre Arbeit am Montag vorerst eingestellt hat. Im Gegenteil, der Direktor der Kläranlage, Aleš Morávek, versucht das Übel sogar noch herunterzuspielen:„In die Elbe fließen Abwasserstoffe, die von den Einwohnern der Stadt Dvůr Králové erzeugt werden. Gott sei dank ist in der Stadt keine große Industrie ansässig, die die Wasserverschmutzung noch um ein Vielfaches erhöhen würde.“
Doch auch so ist der Streit um die Höhe der Abwassergebühren zwischen der Stadt und dem Kläranlagen-Betreiber höchst unangenehm und schädigt das Image. Nur weil die Firma WWTP im Januar angeblich nur etwa die Hälfte der geforderten rund 140.000 Euro erhalten hat, verweigert sie seit Montag ihre Arbeitspflicht. Ein Verhalten, das ihr teuer zu stehen kommen könnte. Die tschechische Umweltinspektion ha bereits Kontrolleure nach Dvůr Králové geschickt, die jetzt mehrfach am Tag den Schadstoffgehalt des Elbewassers prüfen. Die Rede ist bereits von einer Geldbuße in Höhe von umgerechnet 60.000 Euro, die beide Streitparteien zahlen müssten. Umweltschützer Vojtěch Kotecký von der Bewegung Regenbogen (Hnutí Duha) hält eine solche Strafe auch für notwendig:Die Stadt und der Kläranlagen-Betreiber wollen nun am Mittwoch versuchen, in Gesprächen eine Einigung in der Gebührenfrage zu erzielen. Möglicherweise zu spät, was die drohende Geldbuße betrifft. Auf alle Fälle aber zu spät, was das Ansehen ihrer Stadt und des ganzes Landes anbelangt – durch ihr Verhalten haben beide Streithähne ihren Mitbürgern nämlich einen großen Bärendienst erwiesen.