Ärzte bringen Kind einer toten Frau zur Welt

Illustrationsfoto: Sass-Photoart, Pixabay / CC0

Knapp drei Monate lang hielten Ärzte der Universitätsklinik in Brno / Brünn eine hirntote Schwangere am Leben, um ihr Baby zu retten. Im August ist das Kind gesund zur Welt gekommen.

Illustrationsfoto: Sass-Photoart,  Pixabay / CC0
Das Mädchen heißt Eliška. Ihre Mutter war 27 Jahre alt. Im April dieses Jahres war sie in der 16. Schwangerschaftswoche, als sie eine fatale Hirnblutung erlitt. Die Frau wurde in das Brünner Uniklinikum eingeliefert, doch die Ärzte mussten sie sofort für hirntot erklären. Unmittelbar darauf wurde die Entscheidung zur Aufrechterhaltung der Schwangerschaft getroffen. Diese dauerte noch weitere 117 Tage, bis nun ein gesundes Kind zur Welt kam. Dabei handelt es sich um das längste Überleben eines Fötus im Mutterleib einer Hirntoten in Tschechien.

Das Mädchen entwickelte sich problemlos. Die Geburt erfolgte sogar einige Wochen später, als die Ärzte zunächst geplant hatten. Pavel Ventruba leitet die Geburtsstation des Krankenhauses in Brünn:

Roman Gál  (Foto: ČTK / Václav Šálek)
„Wir waren seit dem Termin der Überlebensfähigkeit des Fötus darauf vorbereitet, die Schwangerschaft durch eine Operation zu beenden. Aber natürlich ist jede zusätzliche Woche sehr positiv. Eine Geburt nach der 32. Schwangerschaftswoche lässt sich heutzutage ohne Probleme bewältigen.“

Eliška wurde schließlich in der 34. Schwangerschaftswoche geboren. Mitte August wurde sie per Kaiserschnitt auf die Welt geholt, da war sie immerhin 2130 Gramm schwer und maß 42 Zentimeter.

Bei der Mutter mussten alle Lebensfunktionen durch Geräte gesichert werden. Zu einer Krisensituation sei es nicht gekommen, wie Roman Gál mitteilte. Er ist Chefarzt der Klinik für Anästhesiologie:

„Alle Komplikationen, die aufgetreten sind, haben wir erwartet. Wir mussten die Herztätigkeit unterstützen, es gab Störungen bei der Ausgabe von Salzen. Viermal mussten wir wegen Infektionen Antibiotika einsetzen.“

Pavel Ventruba  (Foto: ČTK / Václav Šálek)
Täglich kontrollierten die Mediziner den Fötus per Ultraschall. Die Ärzte wollten außerdem möglichst normale Bedingungen für das Kind schaffen. Unter anderem haben sie die Beine der Mutter bewegt, um das natürliche Gehen zu simulieren. Am Bett lösten sich während der ganzen Zeit Familienmitglieder ab und sprachen mit dem ungeborenen Kind. Die Großmutter las ihm regelmäßig Märchen vor. Die Geburt erfolgte letztlich am 15. August. Zwei Wochen lang musste die kleine Eliška noch stationär behandelt werden. Pavel Ventruba:

„Nachfolgend kam sie in die Obhut ihrer Familie, so war es mit dem Vater und dessen Schwester vereinbart worden. Letztere hat selbst vor gewisser Zeit ein Kind zur Welt gebracht und war damit einverstanden, Eliška in den kommenden Monaten zu stillen.“

Das Mädchen lebt nun bei seinem Vater. Dieser kümmert sich um das Neugeborene und seinen älteren Sohn Matěj.