Albert Einstein: Ein Gruß an Menschen guten Willens
Es ist der 24. Dezember 1937. Man hofft immer noch auf den Erhalt des Friedens in Europa, aber die Hoffnung wird immer schwächer. Der tschechoslowakische Rundfunk bereitet für diesen Tag eine Friedensaktion vor. Der Schriftsteller Karel Čapek und der Erfinder František Křižík schicken auf den Radiowellen eine Friedenbotschaft - gerichtet an den indischen Dichter und Philosophen Rabindranath Tagore und an Albert Einstein.
„Doktor Einstein; ein frohes neues Jahr für Sie und alle Menschen guten Willens“, sagt František Křižík. Die Antwort allerdings ging unter:
„Wir rufen vergebens Albert Einstein. Amerika hört uns und antwortet, aber die Stimme ist gestört. Über dem Ozean gibt es große und ungewöhnliche Stürme. Wir hören die Stimme Amerikas leider nicht deutlich, um sie zu verstehen.“
Albert Einstein schickte seine Antwort deswegen telegraphisch und sie wurde noch an Heiligabend wurde im Studio vorgelesen:
„Dieser Weihnachtsgruß aus Prag ist in Wahrheit an alle diejenigen gerichtet, denen in dieser Zeit der Verwirrung die Erhaltung der geistigen Güter am Herzen liegt. Er ist gerichtet an all jene, die wissen, dass die Tschechoslowakei unter schwierigen Bedingungen jene politischen Freiheiten und Menschenrechte schützt und verteidigt, ohne die eine Blüte des geistigen Lebens unmöglich ist."
"Deshalb sind die Hoffnungen und herzlichen Wünsche aller Freunde der Wahrheit, Menschlichkeit und Freiheit auf die im Herzen Zentraleuropas gelegene Tschechoslowakische Republik gerichtet, die unter der Führung ungewöhnlich weiser und weit blickender Männer im Stande war und ist, für eine bessere Zukunft Europas erfolgreich zu wirken."
"Ich will nicht leugnen, dass das gegenwärtige Verhalten der politischen Mächte auch Personen von mäßigem Optimismus tief enttäuscht hat. Kaum wird es einer noch wagen, seine Hoffnungen auf den Gerechtigkeitswillen der Menschen zu gründen. Es bleibt aber doch die Hoffnung, dass eine kommende Generation aus gesundem Egoismus durch nüchterne Erwägungen dahin kommen wird, die dauernde Befriedigung der Welt durch kraftvolles und ehrliches Zusammenwirken der Nationen zu erzwingen. Diese Generation ersehne und beneide ich."
"Ich danke den Gesinnungsfreunden in Prag herzlichst für diesen Gruß und füge den tief gefühlten Wunsch bei, dass das durch Euch gegebene Vorbild sich zum Heile aller auswirken möge.“