Amerikaner in Prag

Die amerikanische Kultur hat in Prag gut sichtbare Spuren hinterlassen: Von der englischen Sprache bis hin zu speziell auf die Immigranten eingestellten Dienstleistungen ist hier alles zu finden. Christoph Amthor stellt Ihnen in dem nun folgenden Bericht die amerikanischen Prager und ihr Leben in der Stadt vor.

In Prag
Wer ein paar Schritte durch die Prager Innenstadt geht, wird vor allem eine Sprache in gebührender Lautstärke vernehmen: Englisch. Es sind aber nicht nur Touristen, die dem Leben dieser Stadt einen internationalen Stempel aufgedrückt haben. Denn Prag ist seit den Neunzigern auch ein Ort der Immigranten. Mehr als andere nutzen Amerikaner die vorhandenen Möglichkeiten, um hier ein Jahr oder länger zu verbringen. Einige zehntausend leben in Tschechien, die meisten davon in der Hauptstadt. Die Kalifornierin Katrina war zuerst als Rucksacktouristin gekommen und wohnt mittlerweile seit zwei Jahren hier:

"Ich bin gekommen, weil ich für eine Weile von Zuhause weg wollte, und das war irgendwie der einfachste Ort, wohin ich gehen konnte, in Westeuropa hätte ich wegen der EU nicht arbeiten können. Ich bin durch Europa gereist und habe eine Woche in Prag verbracht, und ich habe mir gedacht, dass dies die schönste Stadt ist, die ich je gesehen habe. Es sah wie ein toller Ort aus, um dort ein Jahr zu verbringen, und dann bin ich schließlich länger geblieben!"

Es war ein Sprung ins Unbekannte, der sich gelohnt hat. Katrina ist nun an einer britischen Schule angestellt. Das Leben in Prag sei mit dem in Los Angeles nicht zu vergleichen, weiß sie zu berichten:

"Einer der größten Unterschiede, der mir aufgefallen ist, besteht darin, dass ich mich hier wirklich sicher fühle. Das Schlimmste, was wirklich passieren kann, ist, dass mir jemand das Portemonnaie stiehlt, aber ich würde es noch nicht einmal bemerken, bis ich zuhause bin!"

Das Leben sei hier sehr viel einfacher, nicht so hektisch, man könne etwa in Ruhe auf den Straßen umher gehen, statt unterwegs immer in sein Auto gesperrt zu sein. Wie aber ist das Verhältnis der Tschechen zu den Prager Amerikanern?

"Ich glaube, es ist im Ganzen gut, und ich denke, dass es einen großen Unterschied macht, dass ich ein paar Brocken Tschechisch gelernt habe und immer versuche, ein bisschen zu sprechen. Ich glaube, dass die Leute viel freundlicher sind, wenn sie feststellen, dass man nicht bloß ein Tourist ist, der für drei Tage kommt, sondern dass man ihre Kultur zu würdigen weiß."

Zu einer der altehrwürdigen englischsprachigen Institutionen in Prag gehört auch das "Globe", eine Kombination aus Buchladen und Café. Auch wenn es inzwischen von einem Deutschen, Michael Homann, betrieben wird, war das zunächst noch in Holesovice ansässige Literatur-Café aus dem Jahr 1993 eine rein amerikanische Gründung. Damals wie heute trafen sich dort die Adepten amerikanischer Kultur in Prag, wie Homann erklärt:

"Das war der erste englischsprachige Buchladen, natürlich eine große Anlaufstelle für alle Amerikaner, die hier waren, und allerdings auch für Tschechen, weil die ja einen sehr großen Amerikafaible haben. Die Amerikaner haben sie ja sozusagen zweimal befreit, einmal von den Deutschen und dann ´89 von den Kommunisten."

Anders, als es der Anblick der Touristenströme vielleicht vermuten ließe, gibt es viele Punkte, an denen die Integration bereits stattfindet. Und profitieren wird von diesen fremden Einflüssen bestimmt auch Prag selbst.