Zwei US-Cracks bei Sparta Prag: „Eishockey hat eine eigene Sprache“
Im modernen Profisport stehen Leistung und Finanzierbarkeit an erster Stelle. Deshalb ist es im Fußball schon seit Jahren üblich, dass die finanzstarken Renommierclubs aus West- und Südeuropa auch die Top-Spieler aus kleineren Ländern unter Vertrag nehmen, darunter auch aus Tschechien. Im Eishockey aber, in dem Tschechien seit Jahr und Tag zur Weltspitze zählt, geht es auch andersherum. Tschechische Vereine verpflichten immer häufiger gute Spieler aus Kanada und den USA, den traditionellen Eishockeyländern.
Auch sein Teamkollege Alex fühlt sich sichtlich wohl in der Stadt an der Moldau:
„Für mich ist das der erste Aufenthalt in Europa und dann gleich Prag - ich denke, Prag ist eine gute erste Station, im Gegensatz zu anderen Städten in Tschechien. Wie Troy schon gesagt hat: Es gibt hier so schöne Häuser, und die Geschichte der Stadt ist allgegenwärtig. In der Freizeit kann man das echt genießen.“Zum Beispiel mit einem Dampfschiff auf der Moldau schippern, wirft Landsmann Troy ein:
„Bei schönem Wetter fahre ich gerne auf diesen Booten, aber es gibt hier einfach so viel, und ich probiere, nicht ständig an die gleichen Orte zu gehen. Ich versuche immer Neues zu entdecken, weil es eben so unglaublich viel zu sehen gibt.“
Aufwändig verzierte Häuser, beeindruckende Kirchen und charmante Cafés – das genießen die beiden Amerikaner. Doch der Alltag in Tschechien birgt auch ein Hindernis: eine sehr fremde Sprache. Alex Foster:„Ich probiere mit Hilfe der Teamkollegen, ein bisschen was zu lernen. Ich frag schon immer mal nach, wie man bestimmte Sachen sagt. Aber alleine von der Aussprache her ist Tschechisch eine sehr schwierige Sprache. Unsere Zungen sind mit den Lauten einfach überfordert. Aber gerade die jungen Leute hier in Prag sprechen perfekt Englisch. Im Alltag kommt man deshalb sehr gut klar.“
Gerade weil man so gut mit Englisch zurechtkommt, gesteht Troy Milam, dass er gar kein Tschechisch spreche. Aber selbst beim Training sei das kein Problem:
„Die meisten Jungs sprechen sehr gut Englisch, nur ein paar wenige haben damit ein bisschen Probleme. Abgesehen davon hat Eishockey seine eigene Sprache. Auf dem Eis kriegt man meistens mit, was die anderen wollen oder meinen.“ Beobachtet man Troy und Alex bei ihrem Spiel, fällt nicht auf, dass sie erst seit dieser Saison im Team von Sparta sind. Auch wenn Troy Milam einräumt, dass er immer eine gewisse Eingewöhnungszeit braucht:
Dem fügt Alex Foster nur hinzu:
„Wir haben im Team eine super Mischung aus Alt und Jung. Wie Troy gesagt hat: erfahrene Spieler wie Ton und Tenkrát, aber auch junge Talente, die in der vierten Reihe spielen. Aber egal, welche Sturmreihe bei uns aufläuft, es sind alles Jungs, die ihren Job verstehen.“
Jungs die ihren Job verstehen - da dürfen sich die beiden Amerikaner ohne Frage mit hinzurechnen. Alex Foster:„Meine Rolle ist es, im Spiel weite Wege zu gehen: Es geht darum, dass ich bei Scheibenbesitz des Gegners als Erster auf Verteidigung umschalte, andererseits muss ich unsere Angriffe ins Rollen bringen. Ich bin zufrieden mit meinen bisherigen Leistungen, und die Trainer sind es glaube ich auch. Die Rolle gefällt mir gut, in dieser Position spiele ich ja schon in meiner gesamten Profikarriere, das bin ich gewohnt. Ich mag außerdem unsere Spielweise - sie ist schnell, sehr körperbetont und ist gepaart mit viel Geschick an der Scheibe. Da macht auch das Zuschauen Spaß.“
Sein Teamkollege Troy Milam ist Verteidiger, wird von den Trainern aber öfters auch in besonderen Situationen eingesetzt:„Ob als Blueliner beim Powerplay oder als ruhender Pol in den letzten zwei Minuten eines Spiels - die Trainer schenken mir das Vertrauen. Daher habe ich auch viel Eiszeit.“
Nach der verkorksten letzten Saison, in der Sparta nur Zwölfter wurde, hieß das Ziel in dieser Saison: Einzug in die Play-offs. Jetzt aber kann Sparta sogar heimlich vom Titel träumen. Die Spieler wissen jedoch, dass sie sich jetzt nicht ausruhen dürfen, denn die Konkurrenz ist hart. Troy Milam:
„Pilsen ist sehr gutes Team, dem wir bestimmt noch einmal begegnen werden auf unserem Weg in die Play-off-Finals.“Auch Alex Foster hat viel Respekt vor dem Team aus Plzeň / Pilsen.
„Die haben viele sehr gute Spieler. Sie haben auch mehr ältere Spieler als die anderen Teams, aber das heißt ja nur, dass sie erfahrener sind. Die Pilsener sind alle unglaublich schnell, am Puck geschickt und sehr gewieft.“
„Ich habe noch keine Pläne. Die letzten vier, fünf Spielzeiten hatte ich immer Ein-Jahres-Verträge und danach nie die Möglichkeit, meine Karriere im jeweiligen Team fortzusetzen. Wir müssen mal die Saison abwarten, aber ich muss nicht schon wieder woanders hin.“
Und auch Alex Foster würde sich freuen, sollte sein Vertrag verlängert werden. Dem könnte allerdings die in Tschechien praktizierte Ausländerregel im Weg stehen. In jedem Spiel darf eine Mannschaft nur bis zu sechs ausländische Spieler einsetzen. Bis zum Ende der Saison müssen sich die beiden also noch gedulden. Falls es aber zurück in die Staaten gehen sollte, wüsste Foster schon jetzt, was er im Gepäck hätte:
„Ich hätte es nicht gedacht, aber ich mag tschechisches Essen echt gerne! Einmal die Woche bringt man uns Essen in die Kabine. Jedes Mal etwas anderes, zum Beispiel Ente mit Knödel und Spinatsauce, es ist immer sehr gut. Ich weiß zwar nicht, wie ich das nach Hause bekommen soll, aber ich mag tschechisches Essen wirklich!“