Tschechische Eishockey-Liga präsentiert sich vor Rekordkulisse in Dresden
In der Zeit von Weihnachten bis zum Dreikönigstag zeigt sich das Eishockey stets von seiner schillernden Seite. Denn der Spengler Cup in Davos oder die Junioren-WM versüßen den Fans des Pucksports traditionell die Feiertage. Doch auch Freiluftspiele werden rund um den Jahreswechsel immer beliebter. Eine ganz besondere Outdoor-Veranstaltung mit tschechischer Beteiligung fand am vergangenen Samstag in Dresden statt. Radio Prag International war vor Ort.
„Es ist schon ein großer Unterschied, wenn da 30.000 Leute im Stadion sind, und die Fans haben Spaß gehabt. Sie feiern sich dabei auch ein bisschen selbst, doch das ist ja Teil des Events.“
Für seine Spieler sei es zudem eine gute Abwechslung gewesen zur sonstigen Routine, ergänzte Krupp. Für manchen aber war es eine Alternative mit gewissen „Hindernissen“. Sehr ungewohnt für die meisten waren insbesondere die durchsichtigen Banden. Dazu meinte Torhüter Matěj Machovský:
„Es war etwas unangenehm, denn man vermisste gewisse Fixpunkte. In unübersichtlichen Situationen war es schwieriger, sich zurechtzufinden. Aber was soll‘s, wir haben drei Punkte geholt, und das ist gut.“
Daneben freuten sich die Spieler beider tschechischen Teams auch darüber, dass es während ihres Matches nicht mehr regnete. Eine kalte Dusche mussten nämlich die Akteure der Nachmittagsbegegnung zwischen Dresden und Weißwasser über sich ergehen lassen. Das Spiel wurde von den Gastgebern mit 5:3 gewonnen. Spartas Angreifer Vladimír Růžička zog vor der Vorstellung der sächsischen Clubs den Hut:„Für uns war das größte Geschenk, dass es aufhörte zu regnen. Denn bei einem solchen Wetter zu spielen, war sicher Irrsinn. Uns taten die Jungs schon leid, als wir sahen, wie durchnässt sie in ihre Kabinen gingen.“
Wie begossene Pudel standen nach der Partie aber auch die Cracks aus Litvínov da. Nicht nur die Niederlage schmerzte, sondern auch die Situation, beim abschließenden Feuerwerk im Stadion de facto nur Randerscheinung gewesen zu sein, bemerkte Goalie Jaroslav Janus:
„Das war schon deprimierend, als das Feuerwerk abgebrannt wurde. Wir hatten uns so sehr auf das Spiel gefreut und hart für einen Sieg trainiert. Am Ende hatten wir aber keinen Grund zum Feiern.“
Für den Verein vom Südhang des Erzgebirges bleibt indes die Genugtuung, ab sofort der offizielle Halter des neuen Zuschauerrekords in der Extraliga zu sein. Und für den ehemaligen NHL-Crack Uwe Krupp, der Outdoor-Games aus Nordamerika gut kennt, hat der Event ohnehin sein Ziel erreicht:
„Die Organisation war gut, hier war eine Superstimmung, und auch das erste Spiel bot gute Unterhaltung mit vielen Toren. Insgesamt würde ich sagen: Es ist ein Erfolg.“
Macholda: Zuschauerzahl basiert auf Anzahl der verkauften Tickets
Um eine solch große Show wie das Hockey Open Air 2020 erfolgreich auf und über die Bühne zu bringen, braucht es viele kompetente Fachkräfte bei der Organisation der Veranstaltung. Einer dieser Mitarbeiter ist der gebürtige Tscheche mit deutschem Pass, Petr Macholda. Der 37-Jährige war jedoch nicht nur wegen seiner Sprachkenntnisse prädestiniert dafür, den Event aktiv mitzugestalten. Als ehemaliger Eishockeycrack spielte Macholda auch jahrelang in mehreren Teams der ersten und zweiten Ligen aus Deutschland und Tschechien. Dabei stand er auch für drei der vier Mannschaften auf dem Eis, die beim Hockey Open Air am vergangenen Samstag in Dresden aufliefen: die tschechischen Clubs aus Litvínov und Prag sowie die gastgebenden Eislöwen. Kurz vor Ende der Veranstaltung sagte Petr Macholda in einem kurzen Interview für Radio Prag International:Herr Macholda, wie hat Ihnen der Event gefallen?„Ich kann sagen, alles war soweit ok. Nur schade, dass es beim DEL2-Spiel zwischen Dresden und Weißwasser geregnet hat. Das kann man leider nicht beeinflussen.“
Es heißt, Sie sind für diese Veranstaltung eine Art Scharnier zwischen Dresden und Litvinov gewesen. Stimmt das?
„Das stimmt. Ich war in der Organisation für die tschechischen Teams zuständig.“
Wer ist auf die Idee gekommen, dieses „grenzüberschreitende Doppel“ zu machen?
„Geboren wurde die Idee in Dresden, wo vor vier Jahren schon ein Winter Classic stattfand. Diesmal wollte man noch einen draufsetzen und den Zuschauern etwas Besonderes bieten.“Zu Beginn war das Stadion jedoch nicht voll. Warum nicht?
„Es gab anfangs ein paar Lücken, weil viele tschechische Zuschauer sich bei dem schlechten Wetter zunächst lieber im Umfeld des Stadions aufhielten, um etwas zu kaufen oder zu trinken. Auch beim Abendspiel gab es eine gewisse Fluktuation. Das kann man nicht verhindern.“
Wer legt dann fest, dass über 32.000 Besucher im Stadion waren?
„Die genannte Zuschauerzahl bezieht sich auf die Anzahl der Tickets, die wir verkauft haben. Wann und wie lange der Karteninhaber in die Arena kommt, entscheidet er selbst. Und einen Platz zweimal zu verkaufen, das geht nicht.“
Wird es eine weitere Auflage eines Open-Air-Spektakels geben?„Alles ist möglich. Doch solch eine Aktion braucht Zeit. Das kann man nicht jedes Jahr machen.“
Sie selbst haben einst für drei der vier Mannschaften, die heute in Dresden gespielt haben, die Schlittschuhe geschnürt. Welche Erinnerungen haben Sie an diese Zeit?
„Bei jedem Verein hat mir das etwas gegeben. Es gab Unterschiede, doch jedes Engagement hat mich stets ein Stück vorangebracht.“
Gibt es einen Verein, für den Ihr Herz besonders schlägt?
„Nun, ich wohne derzeit in Litvínov, deshalb drücke ich dieser Mannschaft etwas mehr die Daumen. Aber grundsätzlich bin ich ein ausgemachter Sportfan. Wenn die bessere Mannschaft gewinnt, bin ich zufrieden. Und so muss und kann ich auch das jeweilige Ergebnis akzeptieren.“