Uwe Krupp: Will mit Sparta Prag direkt die Playoffs erreichen

Uwe Krupp (Foto: ČTK / Vít Šimánek)

Am Donnerstag startet die höchste Eishockey-Spielklasse in Tschechien, die Tipsport-Extraliga, in ihre 27. Saison. Als Titelverteidiger geht der HC Oceláři Třinec ins Rennen, doch für den Gewinn des Meisterpokals kommen diesmal noch fünf, sechs weitere Teams in Frage. Eines davon ist der HC Sparta Prag, der vom deutschen Coach Uwe Krupp trainiert wird.

Uwe Krupp  (Foto: ČTK / Vít Šimánek)
Uwe Krupp ist mit neuem Elan in seine zweite Saison als Head Coach von Sparta Prag gestartet. Vordem gab es viele Veränderungen beim tschechischen Traditionsclub: Ein neuer Besitzer, neue Chefs für den sportlichen Bereich und sieben Neuzugänge, darunter fünf Nationalspieler aus Tschechien und der Slowakei. Anfang August, nach dem ersten Testspiel in der Saisonvorbereitung, nahm der 54-jährige Trainer zu den Neuerungen Stellung.

Herr Krupp, in der Saison 2018/19 landete Ihre Mannschaft nur auf Platz 10. Welche Schlüsse haben Sie daraus gezogen?

„Mit dem Abschluss der letzten Saison war natürlich niemand zufrieden. Wir wussten aber auch, dass wir den Kader punktuell verstärken müssen. Und hier muss ich dem Management ein Kompliment machen, denn es hat die guten Spieler, die auf dem Markt waren, auch geholt. Die Zugänge geben uns auf jeden Fall mehr Tiefe im Kader, sie haben Qualität und Führungsspielerpotenzial.“

Wie zufrieden sind Sie mit den Neuverpflichtungen?

„Die neuen Spieler sind durch die Bank sehr arbeitswillig und lernfähig. Sie sind motiviert, für Sparta zu spielen, und das ist schon einmal eine gute Basis.“

Uwe Krupp: „Die letzte Saison war dem klassischen Neuaufbau geschuldet. Da gibt man vielen neuen Spielern die Möglichkeit, sich zu empfehlen. Dieser Neuaufbau wurde von Petr Bříza und Michal Broš angeführt. Mit dem schwachen Abschneiden aber war klar, dass es weitere Veränderungen geben muss.“

Sind bei den Neuzugängen auch Wunschspieler von Ihnen dabei? Ich frage deshalb, weil ein Teil von ihnen noch von Sportdirektor Michal Broš geholt wurde, der Rest dann vom neuen Sportchef Petr Ton. Wie war die Zusammenarbeit?

„Die letzte Saison war dem klassischen Neuaufbau geschuldet. Da gibt man vielen neuen Spielern die Möglichkeit, sich zu empfehlen. Dieser Neuaufbau wurde von Petr Bříza und Michal Broš angeführt. Mit dem schwachen Abschneiden aber war klar, dass es weitere Veränderungen geben muss. Beide waren deshalb schon während der Saison auf der Suche nach Verstärkungen. Schließlich haben Petr Ton und Jaroslav Hlinka noch das geholt, was auf dem Markt zur Verfügung stand. Jetzt ist es mein Job, aus dem veränderten Kader ein starkes Team zu formen.“

Es gab zudem einen Wechsel an der Vereinsspitze. Kam es für Sie überraschend, dass Petr Bříza sich zurückgezogen hat?

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„Nach jeder Saison finden überall Wechsel statt, das erlebt man als Spieler wie auch als Trainer. Das ist Teil unseres Geschäfts, und das muss man akzeptieren.“

Wie ist die Zusammenarbeit mit der neuen Führung? Spüren Sie Rückendeckung?

„Die Zusammenarbeit ist gut, die Atmosphäre ebenso. Die neue Führung ist motiviert, denn auch sie hat die Entwicklung von Sparta in den vergangenen zwei Jahren genau verfolgt. Und jeder versucht die Lektion, die wir beim Neuaufbau gelernt haben, zu beherzigen. Damit wir jetzt den nächsten Schritt machen können. Es sieht bisher ganz ordentlich aus.“

Wie groß soll der nächste Schritt denn werden?

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„Die Zielsetzung ist klar: Wir wollen in die Playoffs kommen. Das ist nach wie vor für viele Mannschaften das große Ziel, weil die Leistungsdichte sehr hoch ist. Deshalb würde ich erst einmal die erste Serie von 12, 13 Spielen abwarten, um zu sehen, wo wir stehen. Wenn es nicht gerade eine Verletzungsmisere gibt, werden wir uns dann auch positionieren.“

Erwarten Sie wieder eine enge und spannende Liga?

„Ja, ich glaube, es ist die Tendenz in allen Ligen, dass die Konkurrenz enger zusammengerückt ist. Es ist nicht mehr so wie vielleicht noch vor 20 Jahren, als drei, vier Mannschaften den Titel unter sich ausmachten. Jetzt liegt alles viel enger beisammen.“

In der Liga spielen Sie mit Sparta gleich zum Auftakt gegen die Top 3 der letzten Saison. Sehen Sie darin einen Nachteil oder sind Sie guter Hoffnung?

Krupp: „Die Zielsetzung ist klar: Wir wollen in die Playoffs kommen. Das ist nach wie vor für viele Mannschaften das große Ziel, weil die Leistungsdichte sehr hoch ist. Deshalb würde ich erst einmal die erste Serie von 12, 13 Spielen abwarten, um zu sehen, wo wir stehen.“

„Man kann es sich nicht aussuchen, aber grundsätzlich spiele ich gern gegen gute Teams. Und für die Spieler ist es eine prima Situation, denn sie werden topmotiviert und gut vorbereitet sein. Zudem zeigt es uns sofort, wo wir stehen.“

Werden noch Spieler kommen oder ist der Kader jetzt komplett?

„Das werden wir in den nächsten Monaten sehen, jetzt aber sind die Planungen vorerst abgeschlossen. Doch alle guten Mannschaften verstärken sich weiter im Verlauf der Saison, denn wenn du ganz oben angreifen willst, bist du gezwungen, auch auf dem Transfermarkt mitzuhalten.“

Gut mit- beziehungsweise dagegengehalten hat Sparta Prag in den neun Testspielen, die der Verein in der Vorbereitungsphase absolviert hat. Wenige Tage vor dem Saisoneröffnungsspiel, das die Hauptstädter am Donnerstag vor heimischer Kulisse gegen Škoda Pilsen bestreiten, äußerte Uwe Krupp im Gespräch seine Eindrücke und Gedanken vor dem heißen Start.

Herr Krupp, in der Saisonvorbereitung hat Ihre Mannschaft in neun Testspielen fünfmal gewonnen und viermal verloren. Wenn man nur die Ergebnisse betrachtet, könnte man sagen: Es war durchwachsen. Doch wie sind Sie mit den Leistungen Ihrer Mannschaft zufrieden?

„Wir sind mit drei Siegen gut in die Vorbereitungsphase gestartet. Aber es waren Testspiele, in denen alle Mannschaften einschließlich uns noch experimentieren. In solchen Partien sind für mich daher Detailfragen wichtiger, zum Beispiel wie gut die einzelnen Mannschaftsteile miteinander harmonieren. Insgesamt bin ich zufrieden mit der Vorbereitung, wobei wir beim Turnier in Mannheim die wohl härtesten Begegnungen bestritten haben. Dort haben wir zwei Spiele mit nur einem Tor Differenz verloren sowie einen überzeugenden Sieg gegen eine starke Mannheimer Mannschaft erzielt. Unser letztes Testspiel haben wir am Donnerstag in Mladá Boleslav / Jungbunzlau mit 0:3 verloren, und ich muss sagen: Die Niederlage war verdient. Denn der Gegner war etwas stärker als wir, meine Mannschaft dagegen war nicht ganz konzentriert bei der Sache.“

Die Testphase ist dazu da, um sich bestmöglich auf die neue Saison vorzubereiten. Was kann man von Sparta mit dem runderneuerten Kader erwarten? Mit welchem Spielstil soll sich Ihre Mannschaft präsentieren?

Krupp: „Wir brauchen wie jedes Team eine gute Mischung: Wir müssen in der Abwehr solide stehen und unserem Torwart die nötige Unterstützung geben, und wir müssen nach vorne Akzente setzen können. Wir wollen agieren und nicht abwarten, wir wollen nicht hinten drin stehen, sondern die Mannschaft sein, die in jeder Spielsituation agiert.“

„Ja, da sind wir wieder bei der Stilfrage. Meine Meinung dazu ist die: Der Stil wird immer am meisten beeinflusst von den Spielern, die du im Kader hast. Wenn du Akteure hast, deren Vorzüge in der Offensive liegen, und hier haben wir einige recht gute Spieler dazu geholt, bist du mehr an der Scheibe. Da spielst du etwas anders, als wenn du eine Mannschaft bist, die darauf bedacht ist, in erster Linie zu verteidigen. Ich glaube, wir brauchen wie jedes Team eine gute Mischung: Wir müssen in der Abwehr solide stehen und unserem Torwart die nötige Unterstützung geben, und wir müssen nach vorne Akzente setzen können. Doch wie gesagt, wir wollen agieren und nicht abwarten, wir wollen nicht hinten drin stehen, sondern die Mannschaft sein, die in jeder Spielsituation agiert.“

Um den eigenen Spielstil durchzusetzen braucht es auch Führungsspieler, die vorangehen. Welche Akteure sind dies bei Sparta?

„Diesbezüglich schaut man zunächst auf seine erfahrenen Spieler. Solch wichtige Kräfte haben wir unter anderem mit Michal Řepík, unserem neuen Kapitän, und mit Vladimír Růžička, der uns in der Mitte stabilisieren soll. Eine führende Rolle nehmen aber nicht nur diese Neuzugänge ein, sondern auch Spieler, die das schon in der vergangenen Saison gezeigt haben, wie beispielsweise Lukáš Pech. Und in der Abwehr haben wir mit Adam Polášek einen sehr guten defensiven Verteidiger hinzubekommen, der auch gut nach vorne spielen kann. Wir sind vielleicht nicht die körperlich stärkste Mannschaft, doch wir können schnell spielen und wir sind gut an der Scheibe, und diese Vorzüge müssen wir ausspielen.“

Autor: Lothar Martin
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