Uwe Krupp: Haben für Erreichen der Playoffs hart arbeiten müssen
In der höchsten tschechischen Eishockey-Spielklasse wurden am vergangenen Freitag die Punktspiele der laufenden Saison beendet. Es war auch die erste komplette Hauptrunde für den deutschen Trainer Uwe Krupp in der Extraliga. Mit seiner Mannschaft Sparta Prag beendete er sie als Tabellenzehnter.
Herr Krupp, wie erleichtert sind Sie, mit Ihrer Mannschaft am letzten Spieltag das Minimalziel endlich geschafft zu haben?
„Es stimmt, die letzten Wochen waren sehr schwer für uns. Auch ich habe nicht damit gerechnet, dass wir für das Erreichen der Pre-Playoffs so hart arbeiten müssen. Letztlich bin ich aber stolz darauf, wie die Mannschaft die zwei entscheidenden Heimspiele gegen Litvínov und Liberec gemeistert hat. Hier hat sie mentale Stärke bewiesen.“
Warum hat sich Ihr Team über die Saison hinweg so schwergetan?„Ich glaube, wir haben über weite Strecken mit viel Herz gespielt. Wir hatten aber auch großes Verletzungspech. Unser Kader ist vielleicht nicht so tief gewesen, dass wir das immer kompensieren konnten. Dadurch sind wir abgerutscht. Und wenn du dann mit dem Rücken zur Wand stehst, ist es gerade für einen Club wie Sparta Prag nicht so einfach.“
Auffällig war, dass Sparta gegen tabellarisch schwächere Teams eine Menge Punkte abgegeben hat…
„Das ist richtig, leider. Hinzukommt, dass wir viele Punkte noch in den letzten drei, vier Minuten aus der Hand gaben, weil wir entscheidende Zweikämpfe vor dem Tor verloren haben. Hier hat sich gezeigt, dass es meiner jungen Mannschaft noch an Zweikampfhärte und Erfahrung fehlt. Dadurch haben wir bestimmt sechs, sieben Punkte liegengelassen.“
Dennoch: Im ersten Drittel der Hauptrunde spielte Sparta Prag groß auf und ging sogar als Tabellenführer in die erste Länderspielpause. Glauben Sie, dass sie mit Ihrer Mannschaft jetzt in den Playoffs nochmals an die guten Leistungen der Startphase anknüpfen können?„Wir haben wirklich einen guten Saisonstart erwischt, hatten andererseits aber auch ein bisschen Scheibenglück. Als Trainer beschäftigt man sich viel mit Statistiken. Daraus konnte ich erkennen, dass wir im September und Oktober mehrere Spiele gewonnen haben, bei denen wir weniger Torschüsse und Chancen hatten als der Gegner. Doch früher oder später geht der Schuss nach hinten los. Dank der guten Ergebnisse zum Auftakt sind zudem die Erwartungen im Umfeld gestiegen, und das hat uns auch nicht geholfen. Meiner Meinung nach haben wir dadurch unsere Demut im Spiel etwas verloren. Und es hat sich immer mal wieder gezeigt, dass wir uns entfernt haben von dem einfachen Spiel, das uns vorher auszeichnete.“
In der tschechischen Presse hat man Ihnen daraufhin vorgeworfen, Sie würden Ihre Mannschaft vorwiegend nur defensiv spielen lassen und sie müsse daher aus wenigen Chancen möglichst viele Tore machen. Was sagen Sie dazu?„Für mich ist das schon ein bisschen abwegig, wenn behauptet wird, dass wir uns hauptsächlich auf unsere Defensivarbeit verlassen. Ich denke, keine Mannschaft will nur so spielen. Wir versuchen vielmehr, ständig Druck auf den Gegner auszuüben. In der tschechischen Liga sind wir eine der Mannschaften, die aggressiv und mit hohem Forechecking spielt. Damit wollen wir die Kontrahenten zu Fehlern zwingen. Wir wissen, dass wir Torchancen kreieren und an der Scheibe sein wollen. Das kannst du aber nur dann, wenn du läuferisch stark bist und Talent hast. Fakt ist aber auch, dass wir in diesen Bereichen noch Luft nach oben haben.“
Herr Krupp, als Sparta-Trainer haben Sie mittlerweile eine komplette Hauptrunde in Tschechien absolviert. Wie schätzen Sie das Niveau der Extraliga ein?„Meine Kenntnisse über die tschechische Liga beruhten mehr oder weniger auf den Eindrücken, die man durch internationale Vergleiche gewinnt, an denen auch tschechische Teams beteiligt sind. Und dann natürlich durch die Erfahrungswerte, die einem andere Experten weitergeben in Gesprächen. Aber in der Realität muss ich schon sagen: Die Liga ist sehr ausgeglichen, die Mannschaften sind allesamt technisch versiert, und das Eishockey hat eine gute Qualität. Hervorzuheben sind die Top-Mannschaften wie Liberec, Třinec, Pilsen und Hradec Králové – das sind schon Kaliber, gegen die man gut aufgestellt sein muss.“
Jetzt geht es in den Pre-Playoffs gegen Vitkovice. Wie schätzen Sie diese Aufgabe ein?„Das wird ein schweres Stück Arbeit für uns. Vitkovice war über eine lange Zeit in den Top Five platziert und ist erst zum Ende der Hauptrunde etwas abgefallen. Es ist eine Mannschaft, die defensiv sehr tief und kompakt steht sowie einen herausragenden Torwart hat. Im Angriff ist das Team sehr effektiv, braucht relativ wenig Chancen für den Torerfolg. Gegen uns hat sich Vitkovice stets gut präsentiert.“
Vitkovice ist für Sparta in der Tat ein Angstgegner. Was stimmt Sie trotzdem optimistisch?
„Für uns geht die Saison jetzt von Neuem los. Und was in den letzten Jahren passierte, ist auch kein Faktor mehr. Wenn wir so wie gegen Litvínov und Liberec spielen, haben wir gute Chancen.“
Finden Sie es gut, dass Ihre Mannschaft die Serie auswärts beginnt?„Ich glaube, dass wir uns gerade in den letzten Spielen zu Hause gut präsentiert haben. Da sind wir mit unserer angeblichen Heimschwäche ganz gut umgegangen. In Vítkovice wird es für uns nicht einfach werden, doch wir sind eine Mannschaft, die sowohl auswärts als auch daheim gute Leistungen bringen kann.“
Die beiden Auswärtsspiele in der mährischen Stadt Ostrava / Ostrau, in der Vítkovice ein Stadtteil ist, hat Sparta Prag am Montag und am Dienstag jeweils mit 1:2 verloren. Die Prager müssen also die dritte Begegnung am Donnerstag vor heimischer Kulisse unbedingt gewinnen, ansonsten ist die Saison für sie beendet. In der anderen Pre-Playoff-Serie zwischen Mladá Boleslav / Jungbunzlau und Zlín steht es nach zwei Partien 1:1. Die Sieger der beiden Duelle müssen im Viertelfinale bei den zwei besten Teams der Liga antreten – auf sie warten Hauptrundensieger Liberec beziehungsweise das zweitplatzierte Třinec. In den übrigen beiden Viertelfinals kommt es zu diesen Paarungen: Plzeň / Pilsen – Olomouc / Olmütz und Hradec Králove / Königgrätz – Brno / Brünn. Ins Halbfinale gelangen die vier Mannschaften, die ihren jeweiligen Gegner viermal bezwungen haben.