Antonín Dvořák: Der König und der Köhler
Ein Komponist, ein Libretto und zwei völlig unterschiedliche Opern. So lässt sich das Schicksal der Oper „Der König und der Köhler“ von Antonín Dvořák beschreiben.
Als 30-Jähriger komponierte Dvořák dieses Werk im Jahr 1871. Es war nach „Alfred“ seine zweite Oper. Die Premiere sollte im Tschechischen Interimstheater in Prag unter dem Taktstock von Bedřich Smetana stattfinden. Es dauerte jedoch zwei Jahre, bis das Orchester die Proben aufnahm. Smetana bezeichnete die Oper als eine „ernsthafte Arbeit voll von genialen Ideen“. Bezüglich der Aufführung zeigte er sich aber skeptisch. Und tatsächlich: Da das Werk allzu kompliziert und anspruchsvoll war, wurden die Arbeiten daran nach einigen Proben eingestellt. Allgemein verankerte sich die Vorstellung, dass die Komposition unspielbar sei. Dvořák komponierte daraufhin eine ganz neue Oper auf dasselbe Libretto. Nach fünf Monaten Arbeit legte er seine neue Komposition vor. Diese wurde im November 1874 aufgeführt und seitdem mehrere Male am Prager Nationaltheater gespielt und aufgenommen.
Das Libretto wurde vom Juristen und Gelegenheitsliteraten Bernard Guldener verfasst. Bei einer Jagd weilt König Matthias unerkannt unter seinem Volk. Er besucht das Haus eines Köhlers und stiftet zunächst Verwirrung. Es kommt beinahe zu einer Eifersuchtstragödie wegen eines Kusses zwischen dem König und der Köhlertochter. Doch alles findet schließlich ein gutes Ende mit der Hochzeit von Liduška und Jeník.
Das Schicksal der ursprünglichen Fassung war mit dr Entsehung der zweiten Version besiegelt. Nur ein einziges Mal, und zwar im Jahr 1929, kam sie im Prager Nationaltheater auf die Bühne. Damals wurde eine kürzere Version mit zahlreichen Streichungen gespielt, die Inszenierung wurde aber nach nur sechs Reprisen wieder aus dem Repertoire genommen. Erst 90 Jahre später, im September dieses Jahres, ist „Der König und der Köhler“ komplett gespielt worden. Unter dem Taktstock von Tomáš Brauner waren das Prager Rundfunk-Sinfonieorchester und der Philharmonische Chor daran beteiligt. Die Solo-Partien sangen unter anderem Sie Roman Hoza, Jozef Benci, Kateřina Kněžíková, Lucie Hilscherová, Richard Samek, Josef Moravec, Jana Sibera und Dana Burešová. Der Mitschnitt des Konzerts bietet eine einzigartige Möglichkeit, sich mit diesem unbekannten Frühwerk von Antonín Dvořák fast 150 Jahre nach dessen Fertigstellung bekannt zu machen.