Jahr der tschechischen Musik: Pastoral und pathetisch – Antonín Dvořáks Fünfte

1875, als die fünfte Sinfonie Antonín Dvořáks entstand, glaubte niemand mehr an die Sinfonie im Allgemeinen. Alle dachten, dass diese Musikform mit Beethovens Neunter an ihre Grenzen gelangt sei. Alle – bis auf Dvořák, der damals schon vier Sinfonien geschrieben hatte.

Dvořák hat seine fünfte Sinfonie innerhalb von nur sechs Wochen im Sommer 1875 geschrieben. Eigentlich sollte das Werk die Opuszahl 24 erhalten, die höhere Zahl geht auf den Berliner Verleger Fritz Simrock zurück, bei dem die Sinfonie erst 13 Jahre nach ihrer Vollendung im Druck erschien. Um den Eindruck zu erwecken, dass es sich um eine ganz neue Komposition handle, versah sie der Verleger mit der Opuszahl 76. Die Weltpremiere fand im März 1879 in Prag unter der Leitung von Adolf Čech statt, und das Werk wurde vom Prager Publikum wohlwollend aufgenommen. Erst neun Jahre später wurde die Sinfonie erstmals im Ausland gespielt, 1888 im Crystal Palace bei London unter der Leitung von August Manns. Der Komponist selbst dirigierte sein Orchesterstück insgesamt viermal, und zwar in Brno / Brünn, Prag, Dresden und Moskau. Die Sinfonie ist dem berühmten deutschen Dirigenten Hans von Bülow gewidmet, der ein großer Förderer des Werks von Dvořák im Ausland gewesen war.

Die fünfte Sinfonie Antonín Dvořáks gilt in der Reihe seiner neun Sinfonien als eine Komposition, in der Dvořák zum großen Sinfoniker wird. Dies zeigt sich vor allem im dramatischen vierten Satz, zu dem die ersten drei Sätze atmosphärisch im Kontrast stehen. Denn sie entwickeln sich im pastoralen und lyrischen Geist, der dritte Satz erinnert sogar an Dvořáks „Slawische Tänze“. Und dann kommt der vierte Satz. Er ist polyphon, die Themen wetteifern miteinander, Pathos und Drama übernehmen die Herrschaft.

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