Antonín-Dvorák-Museum in Vysoká bei Príbram

Villa Rusalka in Vysoká bei Príbram

Das Schlösschen in Vysoká, der ausgedehnte Park, Rusalkas See, die Villa Rusalka, die wunderschöne Landschaft des mittelböhmischen Brdy-Gebirges, die Natur in der Umgebung sowie die Begegnungen mit Dorfbewohnern, hauptsächlich Kleinbauern und Bergleuten. Dies waren die Inspirationsquellen des Komponisten Antonín Dvorák im Laufe von über zwanzig Jahren seines Lebens. In dem erwähnten Schlösschen ist heute ein Museum untergebracht, das Sie in der nun folgenden Ausgabe von Reiseland Tschechien mit Markéta Maurová und Gerald Schubert besuchen werden.

Villa Rusalka in Vysoká bei Príbram
Eine würdevolle Allee führt uns durch den gepflegten Waldpark vom Eingangstor bis zum gelben Schlösschen, das hinter den Bäumen schimmert. Die Waldatmosphäre verlässt uns nicht einmal im Inneren des Hauses. Die Architekten ließen sich von der Umgebung und dem nahen Rusalka-See inspirieren und bezogen die Wände mit hellgrünen Textiltapeten. Im grünen Dämmerlicht wandeln also die Besucher durch das Haus, begleitet von leisen Dvorák-Klängen, und machen sich mit der dortigen Ausstellung bekannt.

"Die Ausstellung wurde so konzipiert, dass sie an die drei wichtigsten Personen erinnert, die mit diesem Haus zu tun haben. Es war vor allem der Mann, der es bauen ließ, Graf Kaunitz, dem der Kaunitz-Saal gewidmet ist. Weiter seine Frau, die Schauspielerin Josephine, für die er es bauen ließ."

Und die dritte und wichtigste Persönlichkeit ist der Komponist Antonín Dvorák, betont Museumsdirektorin Vladimíra Splíchalová, die uns durch das Schlösschen führt.

Graf Vaclav Kaunitz und Antonín Dvorák waren Schwäger. Die beiden Männer hatten einst dieselbe Frau geliebt, die Schauspielerin des Prager Interimstheaters Josephine Cermakova. Im Duell um ihr Herz siegte der Graf. Der Komponist, der in der Familie Cermak, die vier Töchter hatte, Musikunterricht gab, heiratete jedoch später eine von Josephines Schwestern: Anna. Beide Familien trafen sich dann regelmäßig auf Vysoká.

"Dieses Schlösschen wurde als Hochzeitsgeschenk des Grafen Kaunitz für seine Frau Josephine gebaut. Es wurde im Jahr 1878 im Stil der Neurenaissance errichtet. Dvorák aber besuchte bereits ein Jahr früher diesen Ort zum ersten Mal, im Jahr 1877, und zwar aus Anlass der Hochzeit von Kaunitz und Josephine."

Diese Hochzeit fand in der Kirche im nahen Trebsko statt, in der Dvorák später regelmäßig Orgel spielte und der er ein solches Instrument schenkte. Was veranlasste aber Kaunitz, im Wald in der Nähe von Príbram ein Schlösschen errichten zu lassen? Seine Familie verfügte doch über einen großen Besitz in Südmähren.

Dvorák-Museum in Vysoká bei Príbram
"Er war damals Abgeordneter in Wien und als solcher musste er ein eigenes Vermögen nachweisen. Dadurch, dass er keine Adelige heiratete, hatte er das Recht verloren, den Haussitz in Slavkov bei Brno (Austerlitz) zu nutzen. Er kaufte also die Liegenschaften hier - Felder, Wälder, Wiesen und eine Hälfte des Dorfes. Der Ort gefiel ihm. Und ein weiterer Grund war, dass die Eisenbahn hierher, nach Príbram führte."

Auch Dvorák hat diesen Ort sehr lieb gewonnen. Von dem Erlös seiner ersten Reise nach London kaufte er sich dort daher eine Sommerresidenz:

"Seine Familie wohnte zunächst in einem Forsthaus, das heute nicht mehr steht. Später verkaufte - oder vielmehr: schenkte - ihm Kaunitz ein Grundstück am anderen Ende des Dorfes. Da steht ein Haus, auf dessen Eingangstür der Name Rusalka steht. Es ist bis heute im Privatbesitz der Nachkommen Dvoráks. Ursprünglich war es ein Schafstall, den Antonín Dvorák zu einer Villa umbauen ließ. Die Villa war früher schlichter als heute, heute hat sie eine Jugendstilfassade. Dort widmete er sich dem Obstbau, dem Gartenbau und züchtete Tauben."

"Ich bin seit einigen Tagen wieder hier im schönsten Wald, wo ich die herrlichsten Tage beim schönsten Wetter verbringe und den bezaubernden Gesang der Vögel immer und immer bewundere..." "Den ganzen Tag verbringe ich meistens in meinem Garten, den ich so schön pflege und liebe wie die göttliche Kunst, und dann bummle ich im Wald" - solche Sätze (die eben zitierten schrieb Dvorák an seinen Berliner Verleger Fritz Simrock) sind in seinen Briefen keine Seltenheit. In erster Linie aber komponierte Dvorák in Vysoká. Er hat dort mehr als 30 neue Werke geschaffen und zahlreiche frühere bearbeitet.

Vladimíra Splíchalová
Ein Gartenfest mit einem Konzert wird am kommenden Samstagabend eine neue Ausstellung im Schlösschen eröffnen. Als Eintrittskarte gilt ein Lampion. Denn als Dvorák nach seinem erfolgreichen Aufenthalt in den USA nach Vysoká zurückkehrte, wurde er damals von den dortigen Bewohnern mit einem Laternenumzug begrüßt. Was die Ausstellung in der Kaunitz-Galerie die beiden nächsten Saisonen zeigen wird, davon spricht Vladimíra Splíchalová:

"Die Ausstellung heißt 'Interpreten an Antonín Dvorák'. Ich habe mehrere Interpreten um die Beschreibung ihrer persönlichen Gefühle gebeten, um Bekenntnisse, die keiner Ergänzung mehr bedürfen. Im ersten Raum findet man Solisten wie etwa Renée Fleming als die zurzeit berühmteste Rusalka. Wir haben von ihr einen sehr schönen Brief bekommen. Der zweite Raum gilt den Dirigenten, wie zum Beispiel Sir Charles Mackerras, Libor Pesek, Serge Baudo und weiteren."

Ein besonderer Teil gilt dem tschechischen Geigenvirtuosen Josef Suk, der ein Urenkel von Antonín Dvorák ist. "Die Musik Dvoráks entspringt aus dem reinen Herzen. Und das Publikum versteht es, nicht nur bei uns, sondern in der ganzen Welt", sagte uns Josef Suk. Vladimíra Splíchalová spricht von einem weiteren Teil der Ausstellung:

Rusalkas See
"Wir haben hier früher eine Ausstellung über die Premiere der Rusalka gehabt, und nun möchte ich zeigen, wie diese Oper seitdem in der Welt präsentiert wird. Hier werden Metropolen mit führenden Opernhäusern vertreten sein, in denen Rusalka aufgeführt wurde. Wir fangen mit London an, schöne Dokumente haben wir aus Leipzig bekommen, wo Rusalka im Jahre 1954 und danach 1970 gegeben wurde. Dann folgt Wien mit seiner Inszenierung aus dem Jahr 1987, weiter Berlin, und dann Paris 2002. Und als letztes New York, wo eine Premiere der Rusalka am 30. April dieses Jahres stattfand."

Und im letzten Teil werden Tonträger von ausländischen Musikverlagen mit zeitgenössischen, aber auch historischen Aufnahmen von Dvoráks Werken gezeigt. Die älteste Schallplatte stammt aus dem Jahr 1905. Slawische Tänze erklingen darauf.

Soweit, liebe Hörerinnen und Hörer, unsere heutige Reise nach Vysoká bei Príbram. Die Quiz-Frage hängt auch mit der Oper Rusalka bzw. Undine zusammen. Schreiben Sie uns, in welchem Jahr diese Märchenoper ihre Uraufführung in Prag erlebte. Unsere Postanschrift: Radio Prag, Vinohradská 12, 120 99, Prag 2 und unsere E-mail-Adresse: [email protected]. Die richtige Antwort auf unsere letzte Frage heißt: Libuse. Mit dieser Oper Bedrich Smetanas wurde das Prager Nationaltheater im Jahre 1883 wiedereröffnet. Eine CD geht an Wolfgang Bruch aus Schwarzenbach. Herzlichen Glückwunsch!