Arbeitsvermittlung registriert mehr Anfragen tschechischer Bürger in Bayern

Die Hürden für tschechische Arbeitnehmer in Deutschland sind am 1. Mai gefallen. Ist aber das Interesse an Jobs in Deutschland auch tatsächlich gestiegen? Eures nennt sich die europäische Arbeitsmarktinitiative, die die grenzüberschreitende Mobilität fördern soll. Karin Hartung ist Beraterin bei der Eures-Partnerschaft Bayern-Tschechien und in dieser Funktion auch bei grenzüberschreitenden Veranstaltungen tätig. So zum Beispiel beim Tag der offenen Tür in der deutschen Botschaft in Prag in der vorvergangenen Woche. Im Folgenden ein Interview mit Karin Hartung über die Lage bei der Vermittlung tschechischer Arbeitskräfte an Firmen in Deutschland.

Karin Hartung
Frau Hartung, Sie vermitteln Arbeitskräfte sowohl aus Deutschland nach Tschechien als auch aus Tschechien nach Deutschland, vor allem nach Bayern. Vor knapp zwei Monaten ist die letzte Hürde gefallen: Der Arbeitsmarkt in Deutschland ist frei. Hat sich das in der Zahl der Anfragen oder auch auf der anderen Seite im Angebot der deutschen Firmen bemerkbar gemacht?

„Die Anzahl der Anfragen ist gestiegen. Wir bieten Beratungstage in Tschechien an. Vor allem tschechische Arbeitnehmer, die sich nach Bayern orientieren, können dort zum Thema Arbeiten in Deutschland ihre Anfrage stellen. Die Zahl ist definitiv gewachsen. Wer sich dann tatsächlich arbeitsuchend melden oder auch das Vorhaben in Bayern arbeiten zu wollen umsetzen wird, kann man jetzt noch nicht bewerten. Es fanden in der letzten Woche viele Beratungsgespräche in der Agentur für Arbeit in Weiden, aber auch entlang der Grenze statt. Man muss jetzt abwarten und beobachten, wie viele tschechische Bürger nun Arbeitsstellen in Deutschland aufnehmen werden.“

Welche Berufe werden besonders auf deutscher Seite gewünscht? Entsprechen die Tschechen in ihrem Profil dem, was die deutschen Arbeitgeber gern hätten?

„Viele Stellen im Technik-, Handwerk-, Pflege- und Elektrobereich sind von deutschen Arbeitgebern bei der Bundesagentur gemeldet und können zum Teil nicht besetzt werden. Die Anfragen von tschechischen Arbeitnehmern sind häufig in diesen Bereichen. Es sind viele qualifizierte Anfragen, aber auch im Produktionshelferbereich kommen Anfragen von tschechischen Bürgern.“

Wie wichtig sind dabei die Deutschkenntnisse der Tschechen, die in Deutschland Arbeit suchen?

Illustrationsfoto
„Deutschkenntnisse spielen eine wichtige Rolle. Es ist aber auch von der Branche abhängig, in der man arbeitet, wie gut die Deutschkenntnisse sein müssen. Es gibt Betriebe, in denen bereits tschechische Kollegen sind, die dann die neuen tschechischen Arbeitnehmer unterstützen. In solchen Fällen gibt es auch die Möglichkeit, dass weniger gute Deutschkenntnisse vorhanden sind.“

In welcher Weise haben Sie, seitdem der Arbeitsmarkt in Deutschland frei zugänglich ist, die Zusammenarbeit intensiviert? Ich denke da beispielsweise an die Arbeit mit den Arbeitsagenturen hier in Tschechien.

„Die Zusammenarbeit funktioniert schon länger. Es gibt ja die so genannte Eures-T-Partnerschaft. An dieser Partnerschaft haben verschiedene Sozialpartner teil, unter anderem die tschechischen Arbeitsämter, aber auch beispielsweise Handelskammern, Universitäten oder die Hochschule für angewandte Wissenschaften in Weiden. Außerdem finden bereits seit mehreren Jahren grenzüberschreitende Projekte statt. Der Austausch mit den Kollegen in Tschechien funktioniert sehr gut.“

Wie häufig sind Sie in Tschechien direkt vor Ort präsent? Beispielsweise wie heute mit einem Stand in der deutschen Botschaft oder auf anderen Veranstaltungen?

„Wir werden recht häufig eingeladen, zu gemeinsamen Veranstaltungen und zu Planungen. Aktuell finden zwei Beratungstage pro Monat von der Agentur für Arbeit in Weiden, in Tachov und in Pilsen statt. Diese Aktionen finden aber auch entlang der gesamten bayerisch-tschechischen beziehungsweise sächsisch-tschechischen Grenze statt. Jede Agentur ist in dieses Netzwerk eingebunden und ist auch bei Veranstaltungen oder bei grenzüberschreitenden Beratungstagen aktiv.“

Autor: Till Janzer
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