Mangelnde Deutsch-Kenntnisse sind Hürde für Beschäftigung jenseits der Grenze

Illustrationsfoto: Europäische Kommission

Immer mehr Tschechen suchen einen Job im Ausland. Im vergangenen Jahr waren 90.000 tschechische Bürger außerhalb ihres Landes angestellt. Insbesondere in den Grenzgebieten ist das Interesse groß an einer Beschäftigung jenseits der Grenze, in Deutschland oder Österreich. Allerdings stellen mangelnde Deutsch-Kenntnisse bei vielen Bewerbern ein großes Hindernis dar.

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Besonders aus den Bezirken České Budějovice / Budweis, Jindřichův Hradec / Neuhaus und Český Krumlov / Krumau pendeln regelmäßig Tausende Arbeitnehmer ins Nachbarland, sei es Österreich oder Deutschland. Das bestätigt Jiří Kotek vom Tschechischen Statistik-Amt in Budweis.

„Wenn man zum Beispiel Vyšši Brod / Hohenfurt nimmt: Dort fährt jeder zehnte Einwohner zur Arbeit nach Österreich.“

Ein Transportunternehmen hat sogar eine spezielle Buslinie eingerichtet, die Tschechen aus mehreren Orten Südböhmens nach Deutschland befördert. Zwei Busse bringen die Arbeiter zur Morgen-, Nachmittags- und Nachtschicht in Betrieben in Passau und Umgebung. Der tägliche Grenzübertritt ist aber nicht nur bei weniger qualifizierten Arbeitnehmern beliebt. Auch in der Landesklinik im österreichischen Gmünd arbeiten viele Ärzte und Krankenschwestern aus dem Nachbarland. Eine davon ist die junge Ärztin Veronika Hronková:

„Ich wohne in České Velenice, das ist gleich nebenan. Ich habe daher noch nie in Tschechien gearbeitet.“

Bei der Vermittlung der Beschäftigung im Ausland hilft den Tschechen die Agentur Eures. Miroslav Chytil ist einer der Manager in der Vermittlungsagentur:

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„Die Tschechen haben Interesse vor allem an Hilfs- und Saisonarbeiten. Bei diesen Berufen sind keine Qualifizierung und Sprachkenntnisse erforderlich. Die meistgefragten Zielstaaten sind die englischsprachigen Länder sowie unsere Nachbarländer Deutschland und Österreich.“

Auch im nordböhmischen Kreis Ústí nad Labem / Aussig bietet sich die Möglichkeit, jenseits der Grenze zu arbeiten. Die Nachfrage der Firmen im benachbarten Sachsen ist breit: vom Maschinenbau, über Gastronomie bis hin zum Gesundheitswesen. Dennoch arbeiten derzeit nur etwa 2500 Tschechen in Sachsen. Leona Bláhová aus dem Arbeitsamt in Ústí nad Labem sagt warum:

„Das größte Problem ist die Beherrschung der deutschen Sprache auf einem bestimmten Niveau.“

Ihre Worte bestätigt auch Ralph Hahnel von der Personalagentur in Pirna. Bei der Agentur haben etwa hundert Tschechen eine Sprachprüfung bestanden und einen Job in Pirna gefunden.

„Das wichtigste ist die deutsche Sprache. Man muss mindestens die Arbeitsanweisungen verstehen.“

Soziologen sehen die ungünstige soziale Struktur der Einwohner und eine hohe Arbeitslosenrate im Kreis Ústí als Ursachen für die mangelnden Deutschkenntnisse. Jana Ondysová arbeitet bei einer Sprachschule in Ústí nad Labem:

Illustrationsfoto: Romy Ebert
„Ich bin noch nie einem Schüler begegnet, der gesagt hätte, er wolle Deutsch lernen, um einen neuen Job zu erhalten.“

Die Arbeitsämter in Tschechien dürfen bisher im Rahmen ihrer Umschulungsprojekte keine Deutsch-Kurse ausschreiben. Das soll sich aber bald ändern. Der Staat plant, den Deutschunterricht in einigen Grenzregionen zu fördern. Schon ab kommendem Jahr soll das Arbeitsamt Deutsch-Intensivkurse für Interessenten an einer Beschäftigung in Sachsen anbieten. Dadurch würden die Chancen der tschechischen Bewerber auf dem deutschen Arbeitsmarkt sicher deutlich steigen.