Architektenpaar Petřík – Ausstellung in Villa Trmal

Milada Petříková (Foto: Archiv des Hussitenmuseums in Tábor)

Er ist hierzulande als Vorkämpfer der modernen Landwirtschaftsarchitektur bekannt geworden, seine Frau war die erste tschechische Architektin: Theodor Petřík und Milada Petříková-Pavlíková. Die bekanntesten Bauten des Architektenpaars werden nun in einer Ausstellung vorgestellt, die in diesen Tagen in Prag zu sehen ist.

Milada Petříková  (Foto: Archiv des Hussitenmuseums in Tábor)
In der Villa Trmal im Prager Stadtteil Strašnice wurde vor einigen Jahren ein Zentrum für Architektur und Wohnkultur eingerichtet, es ist nach dem namhaften tschechischen Architekten Jan Kotěra benannt. Eines der Ziele des Zentrums ist es, auch weniger bekannte Persönlichkeiten der tschechischen Architekturgeschichte vorzustellen. Die Ausstellung über den Architekten Petřík und seine Frau Milada wurde aus Anlass zweier Jubiläen initiiert. Im vergangenen Jahr wurde der 50. Todestag von Theodor Petřík begangen, in diesem Jahr jährt sich zum 130. Mal seine Geburt. Oldřich Janota hat sich an der Zusammenstellung der Ausstellung in der Villa Trmal beteiligt. Bei den Vorbereitungen sei er vor allem von Petříks Landwirtschaftsarchitektur tief beeindruckt worden, sagt Janota:

„Seine Inspirationen für moderne Landwirtschaftsbauten hat Petřík vor allem während seiner Reisen nach Deutschland, Dänemark, Belgien sowie in anderen Ländern Europas gesucht. Er hat sich vor Ort damit vertraut gemacht, wie die landwirtschaftliche Produktion im Ausland funktionierte. Denn er wollte die Agrargebäude hierzulande modernisieren. Seine Erfahrungen aus dem Ausland nutzte er bei den Entwürfen für landwirtschaftliche Mustergebäude wie Speicher, Hochsilos, Gestüte sowie Bauernhöfe. Auf Petříks Arbeit bin ich aber eigentlich bei meinen Recherchen über die erste Frau gestoßen, die in der Tschechoslowakei zur Architektin promoviert hat. Das war Petříks Frau Milada, geborene Pavlíková. Es ist unglaublich, was dieses Architektenpaar alles geleistet hat.“

Haus zum steinernen Tisch  (Foto: Martina Schneibergová)
Bevor sich Architekt Petřík auf Landwirtschaftsarchitektur konzentrierte, hatte er eine Reihe von Häusern in Prag sowie in seiner südböhmischen Geburtsstadt Tábor entworfen. Oldřich Janota:

„Jeder kennt den Prager Karlsplatz. Das Haus an der Ecke des Platzes und der Straße Ječná wird dům ´U kamenného stolu‘ (Haus zum steinernen Tisch) genannt. Dieses Gebäude hat Petřík entworfen. Im selben Stil baute er auch ein Einfamilienhaus, das hinter dem Písek-Tor unweit der Prager Burg steht. Auch der heutige Sitz des Rektorats der Technischen Universität in Prag ist von Architekt Petřík entworfen worden. Das Gebäude wurde damals auch kritisiert, aber mit der Zeit hat sich gezeigt, wie durchdacht dieses Haus gestaltet wurde.“

Petříks Frau Milada wurde 1895 auch in Tábor geboren. Obwohl es die Vorschriften in der k.u.k. Monarchie nicht erlaubten, fing sie 1914 in Prag an, Architektur zu studieren. Ihr Examen wurde aber erst nach der Entstehung der Tschechoslowakischen Republik im Jahr 1918 offiziell anerkannt. Sie promovierte dann 1921 als erste Frau in der Tschechoslowakei zur Architektin. In den 1920er Jahren arbeitete sie mit ihrem Mann zusammen. Später entwarf sie eigene Bauten im Stil des Konstruktivismus.

Gebäude des Theaters ‚Činoherní klub‘  (Mitte). Foto: Google Street View
„Das Gebäude nahe des Prager Wenzelsplatzes, in dem heutzutage das populäre Theater ‚Činoherní klub‘ (Schauspielerklub) untergebracht ist, wurde von Milada Petříková entworfen. Es wurde 1931 als Haus für den Tschechischen Frauenverein erbaut. Der heutige Theatersaal diente ursprünglich als Vorlesungssaal. Es befanden sich dort zudem Vereinsräume, eine Bibliothek sowie ein Restaurant. Frauen, die vom Lande nach Prag kamen, konnten dort übernachten. Petříková hatte einen besonderen Sinn für Bauten, die man heutzutage als charitative oder soziale Einrichtungen bezeichnen würde. Das heutige Altersheim im Prager Stadtteil Dejvice wurde ursprünglich von der Architektin als ein Haus für alleinstehende Frauen erbaut. Milada Petříková entwarf zudem das Heim für alleinstehende Mütter in Vinohrady, das nach der Präsidentengattin Charlotte Masaryková benannt wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg entwarf sie noch einen Kindergarten für den Stadtteil Lhotka.“

Die Ausstellung über Architekt Theodor Petřík und seine Frau Milada ist in der Villa Trmal bis zum 9. Dezember zu sehen.