Architektur, Design und bildende Kunst –Tschechisches Zentrum Wien im Mai und Juni

Ausstellung Donau-Design (Foto: Tschechisches Zentrum Wien)

In unserer Sendereihe Aviso, in der wir im Turnus das Programm eines der Tschechischen Zentren in Deutschland und Österreich vorstellen, ist die Reihe an der schönen Donaustadt Wien. Sie hören ein Interview mit der Leiterin des dortigen Tschechischen Zentrums, Dr. Taťána Langášková, über die Veranstaltungen in den kommenden vier Wochen.

Taťána Langášková
Frau Dr. Langášková, Architektur, Design und bildende Kunst – das sind für die nächsten Wochen die Hauptthemen im Tschechischen Zentrum in Wien. Den Beginn machen die Tschechischen Architekturtage in Wien. Das ist etwas für Kurzentschlossene, denn der Beginn ist bereits am Donnerstag. Was dürfen die Besucher bei den Architekturtagen alles erwarten?

„Diese dreitägige Veranstaltung möchte dem Wiener Publikum und vor allem der Fachöffentlichkeit aktuelle Projekte der zeitgenössischen tschechischen Architekturszene vorstellen. Das geschieht in Vorträgen und Diskussionen, durch ein Multimedia-Projekt sowie eine Bus-Exkursion nach Brünn, die eigentlich schon voll besetzt ist. Am Donnerstag um 19.30 Uhr findet in den Räumlichkeiten des Büros ´ Nonkonform-Architektur´ im achten Bezirk ein theoretischer Abend statt, bei dem sich vier Architekturstudenten vorstellen. Das sind alles Architekten der jüngeren Generation. Am Freitag ist dann eine multimediale oder audiovisuelle Veranstaltung mit dem Titel ´Spam – Karel Gott Prager´ im Wiener Topkino vorgesehen. Das ist als Anspielung zu verstehen auf Karel Gott und den bedeutenden Architekten Karel Prager, der vor allem in den 1960er und 1970er Jahren tätig war. Er hat unter anderem auch das föderative Parlament in Prag gebaut. Die Verbindung zu Karel Gott besteht wohl vor allem, weil sie beide dem kommunistischen Regime dienten. Die Veranstaltung wird von drei bedeutenden jungen tschechischen Medienkünstlern geleitet: Der eine nennt sich Vladimír 518 sowie dann Ondřej Anděra und David Vrbík. Am Samstag steht die ganztägige Exkursion nach Brünn und Umgebung auf dem Programm. Dabei werden Architekten aus Brünn die Stadt und die dortige avantgardistische Architektur zeigen. Am Schluss wird ein Weinkeller in Popice besucht, der vom Architekten Josef Pleskot entworfen wurde. Dort findet natürlich auch eine Weinprobe statt.“

 Multimedia-Projekt mit dem Titel ´Spam – Karel Gott Prager´
Ein rundes Programm also auch bei der Exkursion. Und dafür gibt es wirklich keine Plätze mehr?

„Na ja, eigentlich ist alles voll belegt, aber man weiß natürlich nie, ob auch alle kommen, die sich angemeldet haben. Das heißt, man kann es immer noch versuchen. Der Treffpunkt ist um 9.15 Uhr am Samstag an der Nebenfahrbahn beim Maria-Theresien-Denkmal an der Ringstraße, falls jemand das riskieren möchte…“

Im Juni werden dann zwei Ausstellungen eröffnet, an denen sich das Tschechische Zentrum in gewisser Weise beteiligt. Eine davon stellt den Bildhauer und Maler Zbyněk Sekal vor. Der ist nun wahrlich in Österreich kein Unbekannter, denn er lebte ab 1970 in Wien. Was ist in der Ausstellung zu sehen?

Zbyněk Sekal: Soldat  (Foto: Tschechisches Zentrum Wien)
„Zbyněk Sekal als Künstler schätze ich persönlich sehr. Es ist bereits die zweite Ausstellung von seinen Werken, die sich fast alle in Wien befinden, die ich mache. Die erste Ausstellung fand vor zwei Jahren auch im Tschechischen Zentrum statt, anlässlich des zehnten Todestags des Künstlers. Diesmal habe ich den Kurator Dušan Brozman gebeten, eine Ausstellung aus den Arbeiten der 50er Jahre zusammenzustellen. Diese Arbeiten sind weniger bekannt und erinnern an den Magischen Realismus, der sich – so das Zitat - ´in der Märchenhaftigkeit von Motiv und Kolorit, in der Schalkhaftigkeit der Skulpturen oder in Bildern von existenzieller Bedrohung zeigt´. Es werden vor allem Arbeiten auf Papier, besonders Zeichnungen, und einige Skulpturen gezeigt.“

Tschechische Beteiligung hat auch die Ausstellung Donau-Design. Dort geht es diesmal um Leben und Wasser, Wasserschutz oder Leben am Fluss. Die Designer Daniel Pošta und Zdeněk Vacek sind dort mit Werken zu sehen. Wissen Sie, was dort von den beiden gezeigt wird?

Ausstellung Donau-Design  (Foto: Tschechisches Zentrum Wien)
„Ja, das ist eigentlich eine ziemlich aufregende Sache für mich. Wir sind vom Collegium Hungaricum in Wien - dem ungarischen Kulturinstitut - gefragt worden, ob wir nicht teilnehmen wollen, weil wir im Bereich Design viel unternehmen. Es handelt sich dabei um ein Projekt im Rahmen der Donaustrategie. Vor kurzem wurde in Wien eine große Konferenz abgehalten, an der auch Tschechien, obwohl es nicht an der Donau liegt, aber geographisch zu der Gegend gehört, teilgenommen hat. Wir haben die Konferenz mitorganisiert. An der jetzigen Ausstellung nehmen drei Länder teil: Ungarn, Österreich und Tschechien. Die beiden genannten tschechischen Designer, die mittlerweile schon ziemlich bekannt sind, werden ein Donau-Porzellan-Set entwerfen. Die Donau wird ja meist mit der Farbe blau assoziiert, aber in der Realität variiert die Farbskala des Donauwassers stark, abhängig vom geologischen Untergrund und dem Maß der Verschmutzung. Die Künstler haben mithilfe von Google-Maps den gesamten Fluss abgefahren und aus jedem Gebiet einen Farbton gewählt, um ein Porzellanservice kreieren. Das trägt übrigens das traditionelle Zwiebelmuster, das als Europe Blau oder Blue Danube bekannt ist. Und dieses Design-Service, das bei der Ausstellung zu sehen ist, wird in der richtigen Zusammenstellung den Strom von der Quelle bis zum Schwarzen Meer widerspiegeln. Vielleicht habe ich jetzt zuviel verraten, es ist ja ein ´Work in Progress´. Aber dieses Konzept ist mir heute von den Designern so zugeschickt worden.“

Zdeněk Pošta und Daniel Vacek
Ich glaube nicht, das Sie zu viel verraten haben. Man ist eher gespannt, wie es nachher aussehen wird…

„Das finde ich finde auch, zumal in den beiden Werken der anderen Designer das Thema unter anderen Aspekten betrachtet wird. Die Vernissage der Ausstellung mit allen drei Werken ist jedenfalls am 9. Juni.“

Autor: Till Janzer
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