Atomtransport - Nachspiel

Wie wir bereits vergangene Woche berichtet haben, rollte am Samstag und Sonntag vor einer Woche ein mit nuklearen Brennstäben beladener Zug von der polnischen Hafenstadt Stettin kommend durch ganz Polen und Tschechien bis in das südböhmische AKW Temelin. Warum dies auch heute wieder Gegenstand unserer Berichterstattung ist, erfahren Sie von Olaf Barth.

Wenn es nach den Vorstellungen der tschechischen Regierung gegangen wäre, hätte wohl niemand etwas von dem Transport erfahren. Nun läuft es aber nicht immer so, wie es sich die Regierung wünscht und so gelangten die Informationen über die Wegstrecke des Zuges an die Öffentlichkeit. Zwar wurde der bewachte und von massiven Sicherheitsmaßnahmen begleitete Atomtransport keineswegs - wie zumeist in Deutschland - durch Demonstranten behindert und kam somit vollkommen unbehelligt ans Ziel, doch es entbrannte heftige Kritik an der Informationspolitik der Regierung. Und dies nicht nur seitens der Atomkraftgegner, sondern besonders auch von den Bürgermeistern der Ortschaften, durch die der Nukleartransport rollte.

Wie die tschechische Regierung auf die Kritik der um die Sicherheit ihrer Bevölkerung besorgten Bürgermeister zu reagieren gedenkt, verriet am Sonntag dann Innenminister Stanislav Gross. In einer Fernsehdebatte verkündete er (ZITAT): "Die Polizei wird nun untersuchen, ob diejenigen, die die Informationen über den mit Brennstäben beladenen Zug veröffentlichten, eine Straftat begangen haben." Seiner Meinung nach, liege ein Straftatbestand vor. Dessen müssten sich die Betroffenen bewusst sein, warnte der Innenminister und fügte hinzu, der Transport von nuklearen Brennstäben sei schließlich auch in der Vergangenheit abgelaufen ohne öffentliche Aufmerksamkeit zu erregen.

Etwas mehr Verständnis für die Sorgen der Bevölkerung zeigte da schon der Innenminister des Schattenkabinetts der Viererkoalition, Jaroslav Kopriva, der bei der gleichen Fernsehdebatte Stanislav Gross entgegenhielt, man hätte zumindest die Bürgermeister der betroffenen Gemeinden grob über den Transport und die möglichen Gefahren informieren müssen.

Autor: Olaf Barth
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