Attentat auf Heydrich: Zum Jubiläum eröffnet neue Ausstellung

Foto: Barbora Kmentová

Er galt als „Henker des tschechischen Volkes“: der Organisator des Holocausts und Stellvertretende Reichsprotektor von Böhmen und Mähren, Reinhard Heydrich. Am 27. Mai 1942 verübten tschechische Widerstandskämpfer ein Attentat auf Heydrich. Die Nazis reagierten mit zahlreichen Racheakten, darunter auch die Niederbrennung der Gemeinden Lidice und Ležáky. Anlässlich des bevorstehenden 70. Jahrestags des Attentats auf Heydrich wurde am Donnerstag im Prager Wallenstein-Garten eine Ausstellung eröffnet.

„Heute, am 27. Mai, um 10.30 Uhr wurde ein Attentat auf den Stellvertretenden Reichsprotektor, SS-Obergruppenführer Reinhard Heydrich, verübt“. Aus einem historischen Radioempfänger erklingt die Originalmeldung vom Tag des Attentats. Die Aufnahmen aus dem Prager Rundfunkarchiv schallen durch den Wallenstein-Garten und bringen den Besuchern der Ausstellung die Atmosphäre vom Mai 1942 näher. Auf mehr als 60 Tafeln sind historische Fotos, Zeitungsartikel und andere Dokumente zu sehen. Sie beschreiben das Attentat, das die tschechoslowakischen Fallschirmspringer Josef Gabčík und Jan Kubiš durchführten. Geschildert wird auch die Ausbildung der Fallschirmspringer in Großbritannien. Ein Großteil der Dokumente steht im Zusammenhang mit dem politischen System des Protektorats und mit dem Repressionsapparat der deutschen Besatzer. Zudem werden tschechische Widerstandsorganisationen vorgestellt.

Daniel Herman leitet das Institut für das Studium totalitärer Regimes (ÚSTR) in Prag, das gemeinsam mit dem Militärhistorischen Institut die Ausstellung zusammenstellte. Das Attentat bezeichnet er als bedeutend für ganz Europa:

„Das war aus einem Grund wichtig: Reinhard Heydrich war einer der Planer des Holocaust. Das Attentat war daher ein Ausdruck des Protests. Das finde ich sehr wichtig, dass sich die Menschen nicht nur als Opfer verhielten, sondern aktiv dagegen waren – gegen diese Ideologie, gegen den Staatsterrorismus. Das war ein Zeichen, das durch die Zeit weiter geht. Und eswar nicht nur für die Böhmischen Länder, sondern auch für Europa sowie die ganze Welt von Bedeutung.“

Während des Kommunismus wurde das Attentat fast ganz verschwiegen und seine Bedeutung unterschätzt. Hat man seit der Wende etwas Neues über die Umstände des Attentats in den Archiven gefunden?

„Während der kommunistischen Zeit wurde die ganze Geschichte politisiert. Die kommunistischen Ideologen haben praktisch alles kontrolliert. Nach der Wende konnten unsere Historiker beispielsweise in den Archiven in London weiter recherchieren und haben dabei viel Neues entdeckt. Das Attentat war natürlich eine Aktion des britischen Geheimdienstes, der mit der tschechoslowakischen Exil-Opposition in Großbritannien zusammenarbeitete. Davon spricht man erst seit der Wende ganz offen. Denn vorher war, wie gesagt, alles politisiert, es wurde behauptet, dass nur die Kommunisten die echte Opposition darstellten. Und das stimmt natürlich nicht.“

Die Ausstellung über das Attentat auf Heydrich ist im Prager Wallenstein-Garten täglich von 8 bis 18 Uhr bis 15. Juli zu sehen.

Fotos: Barbora Kmentová