Auf den Fall des Eisernen Vorhangs hingearbeitet – zum Tod von Jiří Dienstbier
Die Nachricht hat nicht nur in Tschechien, sondern auch in vielen Nachbarländern – besonders in Deutschland und Österreich – Trauer ausgelöst: die Nachricht über den Tod des ehemaligen tschechoslowakischen Außenministers Jiří Dienstbier. Er verstarb am Samstag im Alter von 73 Jahren nach längerer Krankheit in Prag. Der frühere Dissident und Journalist hat auch den Sendungen von Radio Prag das eine oder andere Mal Interviews gegeben.
„Er gehört zu den ganz großen Persönlichkeiten, die durch ihren intellektuellen Einfluss dazu beigetragen haben, dass friedlich die Mauer vom Osten her zum Einsturz gebracht wurde.“
Zusammen mit anderen Dissidenten hatte Dienstbier in der Tschechoslowakei mehr als 20 Jahre lang auf den Fall des Eisernen Vorhangs hingearbeitet. Auf seinen Protest gegen die Niederschlagung des Prager Frühlings durch die Truppen des Warschauer Paktes folgten der Ausschluss aus der Partei und ein Berufsverbot als Journalist. Wie viele andere Dissidenten unterzeichnete Jiri Dienstbier die Protestnote Charta 77. Seine oppositionelle Tätigkeit brachte ihn für drei Jahre ins Gefängnis. Während der politischen Wende war er Mitbegründer des Bürgerforums und wurde schließlich erster Außenminister in der demokratischen Tschechoslowakei nach der Samtenen Revolution.
Über seinen Anteil an der damaligen politischen Wende sprach Dienstbier immer mit Bescheidenheit, wie vor einigen Jahren bei Radio Prag:„Was damals passiert ist, war eine einzigartige historische Situation. Schauen Sie, selbst wenn ich im Leben nichts anderes erlebt hätte als den Fall des Eisernen Vorhangs, könnte ich vielleicht sagen: Ich habe in meinem Leben genug getan. Aber das Leben geht weiter und heute haben wir ganz andere, neue Probleme.“
1992 trat er als Außenminister zurück. Später war Jiří Dienstbier drei Jahre lang als UN-Sonderberichterstatter für Menschenrechte im ehemaligen Jugoslawien tätig.