Auf Löwentatzen in die bayerisch-böhmische Ausstellung

Foto: Autorin

1500 Jahre bayerisch-böhmischer Nachbarschaftsgeschichte werden in der lange vorbereiteten Ausstellung dargestellt, die am Donnerstag in der bayerischen Stadt Zwiesel feierlich eröffnet wurde.

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Man kann sich nicht verlaufen, denn alle Wege führen zur Bayerischen Landesausstellung. Diesen Eindruck hat man, sobald man in die bayerische Stadt Zwiesel kommt. Gleich einige Schritte vom Bahnhof entfernt entdeckt man auf dem Straßenasphalt rot und blau gemalte Löwentatzen. Die Spuren der beiden Maskottchen der Ausstellung - des böhmischen Löwen Vaclav und seines bayerischen Freundes Leopold - führen den Besucher durch die Gässchen der Stadt bis vor die Ausstellungstore. Zahlreiche Plakate machen die Passanten auf das Kulturereignis Nr. 1 neugierig, wie etwa ein Plakat, auf dem steht: "Was haben das bayerische und böhmische Bier gemeinsam?" Die Antwort auf diese Frage finden Sie in der Landesausstellung. Mehr als zwei Jahre lang wurde die Landesausstellung vom Haus der Bayerischen Geschichte vorbereitet. Sie wurde höchst feierlich mit einer Festversammlung in der St. Nikolauskirche eröffnet.

Leuchter aus Walrosszähnen
Minister, Kommunalpolitiker, Historiker und Leiter von Museen, Galerien und Archiven aus Tschechien und Bayern nahmen an der feierlichen Eröffnung teil. 1500 Jahre gemeinsamer Geschichte werden auf 1500 Quadratmetern vorgestellt. Rund 450 Exponate, von denen mehr als die Hälfte Leihgaben tschechischer Museen und Galerien sind, dokumentieren die Jahrhunderte lange Nachbarschaftsgeschichte. Rainhard Riepertinger stellte während der Führung einleitend eines der etwas rätselhaften Exponate vor:

"Es ist ein Leuchter aus Walrosszähnen. Sophie von Bayern, eine Wittelsbacherin, hatte im 14. Jahrhundert König Wenzel IV. von Böhmen geheiratet und dieser Leuchter stammt aus ihrem Kronschatz. Es ist ein sehr geheimnisvolles Objekt, weil man bis heute nicht genau weiß, wie die Beleuchtung wirklich funktioniert hat."

Die Veranstalter der Ausstellung haben einen chronologischen Weg für die Darstellung der gegenseitigen Beeinflussungen sowie Auseinandersetzungen gewählt. Mit Fotos, Zeitungsartikeln sowie Zeitzeugenberichten werden die dramatischen Ereignisse des 20. Jahrhunderts beleuchtet. Zum ersten Mal wird da beispielsweise das Original des Münchener Abkommens ausgestellt. Der tschechische Kulturminister Vaclav Jehlicka zeigte sich von der Ausstellung begeistert. Als ehemaliger Lehrer empfiehlt er sie vor allem tschechischen Schülern und Studenten:

Thomas Goppel  (links) mit Vaclav Jehlicka  (Foto: Autorin)
"Ähnliche Ausstellungen, wie die soeben eröffnete Landesausstellung, sind auch für die breitere tschechische Öffentlichkeit wichtig. Nach Zwiesel ist es von Tschechien aus nicht weit. Ich meine, dass es gut wäre, wenn die Eltern die Kinder mitnehmen und nicht nur zum Skisport nach Bayern reisen würden, sondern dieses Mal auch wegen dieser Ausstellung."

Jehlickas Amtskollege, der bayerische Minister für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Thomas Goppel, meinte:

"Ich glaube, die Ausstellung wird dazu beitragen, den Blick auf die gemeinsame Geschichte, auf die gemeinsamen Wurzeln zu lenken. Die Ausstellung wird dazu beitragen, dass wir rascher und intensiver aufeinander zugehen, ohne danach zu fragen, ob alles, was in der Vergangenheit passiert ist, ohne Fehler gewesen war."

Die Ausstellung "Bayern-Böhmen: 1500 Jahre Nachbarschaft" wird in der Region durch ein breit gefächertes Begleitprogramm ergänzt. Sie ist in Zwiesel bis zum 14. Oktober zu sehen.