Augsburger Puppenkiste zu Gast in Prag

Am Mittwoch war in Prag das wohl bekannteste deutsche Marionettentheater zu Gast - die Augsburger Puppenkiste. Silja Schultheis hat sich mit dem Mikrophon unter die kleinen Zuschauer gemischt.

Neugieriges Warten auf die Puppen im Prager Divadlo Minor, einem beliebten Kindertheater. Große Freude und Applaus, als die Marionetten gemeinsam mit den Schauspielern schließlich die Bühne betreten. Nicht nur für die Kinder ist dies ein besonderer Moment.

"Ich bin 35 Jahre alt, bin Deutsche und ich musste nach Prag kommen, um die Augsburger Puppenkiste das erste Mal live zu sehen. Ich kenne das aus dem Fernsehen natürlich, aus meiner eigenen Kindheit. Aber meine Kinder kennen das gar nicht, die sind hier in Prag aufgewachsen. Und das finde ich sehr schade. Wenn man im Ausland lebt, macht man tolle Erfahrungen, aber das Deutsche geht manchmal ein bisschen verloren."

Auch viele tschechische Eltern konnten am Mittwoch erstmals Bekanntschaft mit der Augsburger Puppenkiste machen.

"Den Namen hatte ich schon mal gehört, ich weiß, dass viele Leute die Puppenkiste aus dem Fernsehen kennen. Mir hat das besser gefallen als Spejbl und Hurvinek, das bekannteste tschechische Marionettentheater. Hurvinek, den Sohn, fand ich immer ein bisschen zu frech und verschlagen. Das hier war so schön nett."

Spejbl und Hurvinek und Augsburger Puppenkiste - beides Marionettentheater, aber doch mit einer verschiedenen Ausrichtung, meint Dieter Kern, Leiter des Deutsch-tschechischen Kindergartens in Prag-Vinohrady:

"Also, ich denke, der Humor ist ein bisschen anders gelagert. Die Dialoge zwischen Spejbl und Hurvinek sind meines Erachtens etwas hintersinniger, etwas ironischer. Das kann man nicht unbedingt mit der Augsburger Puppenkiste vergleichen, das ist ein ganz anderer Ansatz."

Kern ist der Initiator des Gastspiels, das dank der Unterstützung des Prager Goethe-Instituts über die Bühne gehen konnte. Er ist froh, dass es ihm gelungen ist, auch einmal eine andere Art von Puppentheater nach Prag zu holen:

"Ich bin sehr zufrieden. Ich habe sehr viele glückliche Kindergesichter gesehen und ich glaube auch sehr viele große Leute, die Spaß an der Aufführung heute hatten. Ich bin begeistert."

Seit mittlerweile sechs Jahrzehnten begeistert die Puppenkiste aus Augsburg Zuschauer unterschiedlicher Altersgruppen. Zwar sei man längst nicht mehr so in aller Munde wie früher, als sie das einzige bekannte deutsche Puppentheater waren und zu Weihnachten konkurrenzlos im Fernsehen auftraten, erzählt einer der vier Schauspieler. Eins jedoch habe sich nicht verändert, beobachtet er:

"Der Reiz der Puppen ist nach wie vor da. Das merkt man einfach, wenn man so spielt vor Kindern. Wenn sich die Puppen bewegen, dann sind die einfach weg, in einer anderen Welt. Das kommt dem kindlichen Gemüt einfach ein bisschen entgegen."

Am Abend nach ihrem Prager Auftritt hat sich die Augsburger Puppentruppe eine Vorstellung von Spejbl und Hurvinek angesehen. Danach, so erzählt Dieter Kern, hätten beide Teams sich angeregt über Marionettenkunst unterhalten und für nächstes Jahr eine gemeinsame Aufführung ins Auge gefasst - in Augsburg oder Prag.