Musica non grata: Märchen mit Musik von Lena Stein-Schneider in der Prager Kinderklinik uraufgeführt

Der Zyklus Musica non grata ist vor Kurzem zu Ende gegangen. Im Rahmen der Initiative wurde aber auch ein Puppenspielmärchen mit Musik von Lena Stein-Schneider in Prag uraufgeführt, und das wird nun auch über den Projektzeitraum hinaus gezeigt. Die Premiere des Stücks fand am 6. April in der Kinderklinik in Prag-Motol statt.

Foto: Martina Schneibergová,  Radio Prague International

Es war kein übliches Premierenpublikum, das sich im Saal des Krankenhauses Motol versammelt hatte. Neben Musikkritikern saßen Kinder, die Patienten der onkologischen Klinik waren, meistens wurden sie von ihren Eltern begleitet. Das Puppenspielmärchen heißt auf Tschechisch „Plešatá princezna“ – auf Deutsch „Die Prinzessin mit ohne Haar“. Das Stück ist vom Märchen „Goldhärchen“ von der deutschen Komponistin Lena Stein-Schneider (1874–1958) inspiriert. Sie war in den Jahren 1942 bis 1945 im KZ Theresienstadt interniert.

Regisseur Matyáš Míka stellte mit seinem Team das Märchenstück zusammen. Unmittelbar nach der Premiere sagte er gegenüber Radio Prag International:

Regisseur Matyáš Míka | Foto: Martina Schneibergová,  Radio Prague International

„Nachdem wir den Originaltext vom ,Goldhärchen‘ gelesen und die Musik gehört hatten, entschieden wir uns für einen verhältnismäßig radikalen kreativen Schritt, und zwar dazu, nur bestimmte Motive vom Originaltext zu übernehmen und anhand derer unser eigenes Märchen zusammenzustellen. Auf diese Weise entstand das Märchen ,Die Prinzessin mit ohne Haar‘, in dem Prinzessin Goldhärchen um ihr Haar kommt. Prinz Drosselbart tritt in unserem Märchen auch auf. Aber die Prinzessin, die frech und vorlaut ist, macht aus dem Prinzen eine Drossel. Während der ganzen Handlung versucht die Prinzessin den Prinzen zu retten.“

Mit der Originalmusik habe die Komponistin Markéta Labusová gearbeitet, sagt Míka und fährt fort:

Foto: Martina Schneibergová,  Radio Prague International

„Lena Stein-Schneider hat auch Operetten geschrieben. Das war damals für das Publikum eine ganz übliche Musik. Wir wollten einige ihre Musikmotive ins Stück miteinbeziehen und dabei Genres nutzen, die die Zuschauer, egal ob Kinder oder Erwachsene, als neutral wahrnehmen.“

Regisseur Míka räumt ein, er habe über die Komponistin Lena Stein-Schneider nichts gewusst, als er vom Musica non grata-Team angesprochen worden sei.

Die Suche nach Informationen war gar nicht einfach, denn es gibt kaum Informationen über sie. Wir haben uns mit der Komponistin erst im Verlauf der Vorbereitungen auf die Premiere ein wenig bekannt gemacht.“

Foto: Martina Schneibergová,  Radio Prague International

Woher stammen die Puppen und das Bühnenbild? Regisseur Míka:

„Die Puppen hat die Bühnenbildnerin Iva Ščerbáková kreiert. Sie ist bildende Künstlerin und Illustratorin. Sie hat auch das Bühnenbild entworfen. Wir haben schon früher zusammengearbeitet: Während des Studiums beispielsweise an der Vorstellung ,Die Erfahrung des Todes‘, die vom Buch von Paul Ludwig Landsberg inspiriert wurde.“

Foto: Martina Schneibergová,  Radio Prague International

Laut Matyáš Míka ist das Märchen für Kinder zwischen 4 und 8 Jahren gedacht. Sein Team rechnet damit, dass die Märchenvorstellung nicht nur in der Kinderklinik Motol, sondern auch in anderen Krankenhäusern und Heilzentren für Kinder aufgeführt wird. In der Staatsoper wird das Stück dem Regisseur zufolge auch für Schulklassen gespielt. Die Initiatoren der Premiere ziehen zudem in Erwägung, das Märchen auch in Deutschland aufzuführen.

Das musikalische Puppenspiel wurde in Zusammenarbeit mit dem Prager Nationaltheater und dem Verein Puppen im Krankenhaus einstudiert, der sich seit 19 Jahren bemüht, Kindern den Aufenthalt in den Kliniken zu erleichtern.

Foto: Martina Schneibergová,  Radio Prague International
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