Aus dem Alltag eines Journalisten
Kulturereignisse gelten nur dann als renommiert, wenn auch genug Wirbel um sie gemacht wird. Und Wirbel machen in der Regel die Medien. Mit passendem Vorlauf laden daher die Veranstalter die Journalisten ein, um ihnen den bevorstehenden Event schmackhaft zu machen. Dass solcherlei Treffen manches Mal ausgeklügelter psychischer Terror sind, ist von außen kaum vorstellbar. Nehmen wir beispielsweise das stilvolle Treffen unlängst, vor einem der größten Musikfestivals Tschechiens.
Und dann fragt der Veranstalter Herrn A. Da gefriert auch dem höflichsten Journalisten das Lächeln im Gesicht. Die berühmte Sängerin Frau Mustermann schaut nur noch sturen Blicks vor sich und als sie nach einer Stunde und 15 Minuten endlich gefragt wird, wie sie denn eigentlich das Festival findet, sagt sie nur noch knapp und medienuntauglich: Schön. Dann endlich dürfen die Zuhörer aufstehen. Sie haben sich wacker geschlagen, niemand ist aufgesprungen und hat sich lauthals beschwert, es gab keine Massenflucht. Wir haben durchgehalten. Unsere Texte gehen wir jetzt in den Redaktionen aus dem Pressematerial zusammenschreiben, das auf unseren Schreibtischen auf uns wartet. Die Sonne des Prager Frühlings lacht alldieweil auch weiterhin für andere.