Ausgangspunkt Krumau: der Egon-Schiele-Film „Tod und Mädchen“

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Egon Schiele gilt als einer der bedeutendsten Maler der Avantgarde. Im Mittelpunkt des österreichischen Filmes „Egon Schiele – Tod und Mädchen“ steht die Beziehung des Künstlers zu den Frauen. Der Film kommt am Donnerstag in die tschechischen Kinos und eine Woche später in die deutschen. Zum Teil wurde er im südböhmischen Český Krumlov / Krumau gedreht. Beim deutschsprachigen Filmfest in Prag lief das Biopic bereits in der tschechischen Vorpremiere.

Der Wiener Maler Egon Schiele ist vor allem wegen seiner Aktbilder bekannt geworden. In ihrer Eindeutigkeit galt seine Malerei damals teils als obszön. Bis 1918 schuf Schiele ein Werk, das auch Regisseur Dieter Berner bewundert. Doch das sei nicht der Grund für den Film gewesen, sondern die „dramatische Geschichte“ des Expressionisten, so Berner. Als junger Mann habe Egon Schiele erlebt, wie sein Vater an der Syphilis dahingesiecht ist:

„Egon Schieles Schwester berichtete, dass ihr Bruder nach dem Tod des Vaters in die Donauauen gegangen sei und stundenlag gezeichnet habe. Für ihn war das Zeichnen eine Art, die übermächtige Welt zu begreifen. Er hat dieses Talent nur kurz ausnützen können, weil er schon mit 28 Jahren starb.“

Viele Frauen und Mädchen haben für Schiele Modell gestanden oder gelegen. Mit einigen von ihnen war der Maler auch privat liiert. Doch es gab nur eine große Liebe, und zwar Wally Neuzil, die ihm Klimt als Aktmodell vermittelt hatte. Valerie Pachner stellt die Wally im Film dar. Auf ihre Rolle vorbereitet hat sie sich unter anderem durch eine Ausstellung über Wally Neuzil in Egon Schieles Werk.

Valerie Pachner stellt die Wally Neuzil im Film „Egon Schiele – Tod und Mädchen“  (Foto: Archiv Thimfilm)
„Hauptsächlich waren es aber die Bilder, mit denen ich mich beschäftigt habe – abgesehen von den wenigen Fotos. Wenn man die Bilder ansieht, spürt man den Maler und den Moment. Man spürt das Modell, das ein paar Meter entfernt gesessen ist. Und das war sehr besonders“, so Valerie Pachner.

Eine seiner künstlerisch produktivsten Zeiten hat Egon Schiele in Krumau. 1911 verlässt er Wien und geht in den Geburtsort seiner Mutter. Kurz zuvor hat er Wally Neuzil kennengelernt, die er mitnimmt nach Südböhmen. Für diesen Teil des Films hat Regisseur Berner an Originalschauplätzen gedreht:

Dieter Berner  (Foto: Offizielle Facebook-Seite des Films „Egon Schiele – Tod und Mädchen“)
„Krumau ist für einen Film ein visuelles Geschenk. Es war toll, dort zu arbeiten, und zwar auch mit den tschechischen Teammitgliedern. Man hat einfach gemerkt, dass das Kino in Tschechien zu Hause ist, dass es eine große tschechische Filmgeschichte gibt, dass die Tschechen viele Filme kennen, sie lieben und auch gerne an ihnen teilnehmen.“

Auf Krumau gekommen ist allerdings nicht Dieter Berner, sondern die Schriftstellerin Hilde Berger. Sie stieß im dortigen Schiele-Museum auf das Thema, das sie zunächst in einem Roman und dann für das Drehbuch verarbeitet hat. Hilde Berger entdeckte dort ein Foto, auf dem Wally Neuzil zusammen mit Egon Schiele abgebildet ist. Es ist das einzige gemeinsame Foto von beiden. Hilde Berger:

Egon Schiele und Wally Neuzil in Gmunden 1913  (Foto: Archiv des Wien Museums)
„Das Foto ist in Gmunden am Traunsee aufgenommen, aus der Gegend stamme ich. Darunter stand: Wally war eine Lehrerstochter, die nach Wien gegangen ist und dann mit Künstlern gelebt hat. Das hat sich ein bisschen gedeckt mit meiner Geschichte. Und interessanterweise ist das auch die Geschichte der Darstellerin von Wally Neuzil im Film, Valerie Pachner. Sie kommt aus Oberösterreich, ist ebenfalls eine Lehrerstochter, die nach Wien gegangen ist. Diese schöne Geschichte hätte ich gerne erfunden, aber sie ist wahr.“

Der Vater der echten Wally stammte allerdings aus Südböhmen und hieß – richtig ausgesprochen – eigentlich Josef Neužil.


Film „Egon Schiele - Tod und Mädchen“  (Foto: Archiv Thimfilm)
Der Film „Egon Schiele: Tod und Mädchen“ läuft an diesem Donnerstag in Tschechien an, am 17. November kommt er in die deutschen Kinos und am 5. Januar in die Deutschschweizer Lichtspielhäuser. In Österreich ist er bereits gelaufen.

Autor: Till Janzer
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