Ausstellung in Chvaly zeigt ikonenhafte und unbekannte Fotos von Havel
„Die Freiheitsschimmer“ heißt eine Fotoausstellung, die auf Schloss Chvaly am Stadtrand von Prag zu sehen ist. Sie wurde anlässlich des zehnten Todestags von Präsident Václav Havel zusammengestellt. Dass die Schau im Prager Außenbezirk Horní Počernice gezeigt wird, ist kein Zufall.
Die Fotoausstellung trägt den Untertitel „Das Ende der 1980er Jahre in den Fotos von Miloš Fikejz“. Dazu die Kastellanin von Chvaly, Růžena Beránková:
„Die Ausstellung ist für uns eine Herzensangelegenheit. Denn der Filmpublizist und Fotograf Miloš Fikejz (1959-2019, Anm. d, Red.) lebte hier in der Nähe, er war eigentlich unser Nachbar. Ende der 1980er Jahre fotografierte er auch Václav Havel, aber nicht als offizieller Fotograf, sondern zu verschiedenen Anlässen, bei denen er ihm begegnete. Wir zeigen einige wirklich einzigartige Fotos, die 1988 während des Folkfestivals in Lipnice nad Sázavou entstanden sind. Václav Havel zeigte sich dort relativ spontan nach langer Zeit das erste Mal wieder in der Öffentlichkeit. Das Schöne an der Schau ist, dass wir viele der Bilder um Erinnerungen von Zeitzeugen ergänzt haben. Sie waren dabei, als die Fotos geschossen wurden.“
Im Ort Lipnice auf der Böhmisch-Mährischen Höhe entstand auch das legendäre Foto, das in den Novembertagen 1989 für das Plakat „Havel na Hrad“ (zu Deutsch „Havel auf die Prager Burg“) benutzt wurde. Neben dem sehr berühmten Bild für Havels Bewerbung um das tschechoslowakische Präsidentenamt sind auch kaum bekannte Fotos von ihm zu sehen. Die Kastellanin:
„Die Filmregisseurin Andrea Sedláčková hat sich daran erinnert, wie sie per Zufall die Wochenendhaussiedlung Hrádeček besuchte. Dort traf sie Václav Havel, mit dem sie auf einem Foto zu sehen ist. Eine andere Aufnahme zeigt Vertreter der sogenannten ,Gesellschaft für eine fröhlichere Zukunft‘. Diese organisierte Ende der 1980er Jahre Protesthappenings gegen das kommunistische Regime. Dazu gibt es hier eine Fotodokumentation.“
Eines von Havels Theaterstücken erlebte in der Nähe vom Schloss Chvaly seine Weltpremiere. In der inzwischen abgerissenen Gaststätte „U Čelikovských“ sei am 1. November 1975 Havels „Gauneroper“ uraufgeführt worden, erzählt Růžena Beránková:
„Die Theatervorstellung wurde damals in der Überzeugung genehmigt, dass die Dreigroschenoper von Brecht gespielt werde. Als sich dann herausstellte, dass es ein Stück von Havel war, folgten Repressionen.“
Zwar war dem kommunistischen Geheimdienst StB die Theatervorstellung am Stadtrand von Prag entgangen, doch umso härter bestrafte er nicht nur die Mitwirkenden, sondern auch die Zuschauer. Bis November 1989 handelte es sich um die einzige Aufführung von Havels „Gauneroper“ in der damaligen Tschechoslowakei. Erst nach der Wende wurde sie von mehreren Theatern mit Erfolg auf die Bühne gebracht und zudem verfilmt.
Die Ausstellung der Fotos von Miloš Fikejz aus den 1980er Jahren ist noch bis Sonntag (9. Januar) auf Schloss Chvaly zu sehen. Das Schloss ist täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet.
