Ausstellung im Palais Clam-Gallas zeigt das Prager Stadtleben unter den Luxemburgern

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Wie haben die Prager Bürger in der Zeit der Luxemburger im 14. beziehungsweise 15. Jahrhundert gelebt? Eine Vorstellung davon können Sie sich beim Besuch einer Ausstellung machen, die im Palais Clam-Gallas in der Prager Altstadt eröffnet wurde. Mehr von Martina Schneibergova.

Die Ausstellung stellt ein Pendant zu der großen historischen Ausstellung dar, die unter dem Titel " Karl IV., Kaiser von Gottes Gnaden" auf der Prager Burg stattfindet. Diese Ausstellung dauert zwar noch bis zum 21. Mai, das Interesse dafür ist jedoch so groß, dass sie bereits vollständig ausverkauft ist. Ihre Tore öffnete jedoch vorige Woche die bereits erwähnte Ausstellung, die vom Prager Archiv und dem Museum der Hauptstadt Prag veranstaltet wird. Sie konzentriert sich auf den Alltag unterhalb der Prager Burg und versucht den Einfluss der Hofkultur auf das Stadtleben darzustellen.

Zu Beginn der luxemburgischen Zeit bestand Prag aus der Altstadt und der Kleinseite und wurde von der Prager Burg und von der Festung Vysehrad geschützt. Nach Worten einer der Kuratorinnen der Ausstellung, Pavla Statnikova, hat sich Prag danach wesentlich geändert:

"Während der Herrschaft der Luxemburger, vor allem unter Karl IV., kam es zu einer bedeutenden Erweiterung des Prager Gebiets. Auf dem zwischen der Altstadt und dem Vysehrad liegenden Territorium wurde die Prager Neustadt gegründet. Außerdem entstand das Städtchen Hradcany / Hradschin. Zur selben Zeit wurde die Prager Stadtmauer erbaut. Damit war das Territorium von Prag in dem Ausmaß gegeben, wie es bis zur zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erhalten blieb, als die Prager Befestigung aufgehoben wurde und Prag sich in die Breite zu erweitern begann."

Archivdokumente, Kunstwerke sowie Alltagsgegenstände - wie beispielsweise Geschirr oder Spielwürfel dokumentieren das Leben der Prager. Aufgrund einer Computeranimation kann man auch den Bau von drei Bürgerhäusern in der heutigen Karlsgasse beobachten.

"Aus den erhalten gebliebenen Verzierungen in einigen Häusern in der Umgebung des Altstädter Rings geht hervor, dass der Lebensstandard der prominenten Stadtbürger sehr hoch und mit dem Lebensstandard der Höflinge vergleichbar war. In der Ausstellung kann man unter anderem ein wertvolles Wandgemälde aus dieser Zeit bewundern. In Prag lebten aber auch niedrigere Schichten wie Handwerker oder auch ganz arme Leute, deren Leben alles andere als einfach war."

In der Ausstellung kann man auch etwas über die Tätigkeit und die Rechte der einzelnen Handwerkerzünfte sowie über die Gründung der Prager Universität und die Anfänge der böhmischen Reformationsbewegung erfahren. Und schließlich werden in einem besonderen dunklen Raum die grausamen Folgen der Pestepidemien beschrieben, die im 14. Jahrhundert auch Prag heimsuchten. In den Jahren 1347-48 war die Epidemie in Böhmen nicht so stark wie in Westeuropa. Schlimmer war es 1380: Es wird geschätzt, dass damals ein Zehntel der Prager Bevölkerung dem schwarzen Tod zum Opfer fiel.

Die Ausstellung über Prag in der Zeit der Luxemburger ist im Palais Clam-Gallas noch bis zum 4. Juni zu sehen.

Fotos: Martina Schneibergova