Ausstellung Tschechische Fotografie des 20. Jahrhunderts in Bonn
Schon der Titel deutet es an: Es handelt sich um einen repräsentativen Querschnitt. Die Ausstellung „Tschechische Photographie des 20. Jahrhunderts“ zeigt Aufnahmen quer durch die Perioden und Stile des letzten Jahrhunderts, durchaus mit dem Anspruch auf Vollständigkeit. Vergangene Woche ist sie in der Bonner Kunst- und Ausstellungshalle eröffnet worden, bis 26. Juli ist sie zu sehen. Mit der Direktorin des Museums für angewandte Kunst in Prag, Helena Königsmarková, hat Maria Hammerich-Maier gesprochen.
Frau Königsmarková, wie ist die Ausstellung „Tschechische Photographie des 20. Jahrhunderts“ konzipiert?
„Die Ausstellung ist nach den Stilrichtungen gegliedert, in denen sich die Photographie im Laufe des 20. Jahrhunderts entwickelt hat. Es beginnt mit dem Viktorianismus und der Dokumentarphotographie, ein weiterer Abschnitt ist der Zeit der Ersten Republik zwischen den Kriegen gewidmet, da entstanden viele Stile der modernen Photographie, wie der Poetismus, die Neue Photographie, der Photojournalismus, imaginäre und surrealistische Photographie. Und was bei der Ausstellung besonders wichtig ist, ist, dass zusammen mit den tschechischen Photographen auch die österreichischen und deutschen Photographen gezeigt werden, die hier in den böhmischen Ländern gewirkt haben. Eine weitere Periode sind die zwei Jahrzehnte nach 1948, aus dieser Zeit haben wir eine große Menge an Reportage- und Dokumentarphotographie. Ein weiterer Abschnitte enthält Aufnahmen aus der Zeit von 1968 bis 1989, in diesen Photos spiegelt sich viel von der unabhängigen Kultur wider, die in den siebziger und achtziger Jahren im Underground gepflegt wurde. Dieser Teil der Ausstellung umfasst aber auch die Dokumentar- und Reportagephotographie, wie zum Beispiel die berühmten Photos von Josef Koudelka aus dem Jahr 1968 und von anderen Autoren. Der letzte Abschnitt ist den Jahren nach der Wende gewidmet. Auch geht es wieder um Dokumentar- und Reportagephotographie, aber auch um etwas, von dem heute viel die Rede ist, das ist Kunstphotographie.“
Welche Perioden oder welche Stilrichtungen, glauben Sie, werden für die Besucher der Ausstellung in Bonn am interessantesten sein?
„Ich würde sagen, es sind sicher die Nachkriegsjahre. Denn bis zum Zweiten Weltkrieg gab es eine natürliche Zusammenarbeit, es gab Kontakte über die Landesgrenzen hinweg. In der Zeit des Eisernen Vorhangs, nach 1948, gab es dann natürlich Hindernisse für die Kommunikation, man hat allmählich auf der einen Seite des Eisernen Vorhangs nicht mehr gewusst, was auf der anderen passierte. Das zeigt sich jetzt auch im Interesse für die Zeitgeschichte, die die Ausstellung eigentlich dokumentiert.“
Sie waren vergangenen Donnerstag zur Eröffnung in Bonn, was für Eindrücke haben Sie nach Prag mitgebracht?
„Ich muss sagen, es war sehr zufrieden stellend. Denn wir haben diese Ausstellung einige Jahre lang vorbereitet, und sie schließlich in so schönen Ausstellungsräumen zu sehen, mit so viel Mühe und Sorge vorbereitet, das war wirklich ein Erlebnis.“