Ausstellung zum Schicksal des böhmischen Reformators Jan Hus in Berlin

Jan Hus (Foto: Archiv des Badischen Landesmuseums)

Seit 17. Januar ist in Berlin eine Ausstellung über Jan Hus zu sehen. Sie heißt „Ein brisanter Stoff: Jan Hus und das Konstanzer Konzil“. Zahlreiche Exponate zeichnen darin das Schicksal des böhmischen Reformators nach, der 1415 als Ketzer zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt wurde.

Jan Hus  (Foto: Archiv des Badischen Landesmuseums)
Vor 600 Jahren begann das Konstanzer Konzil. Dieses kirchenpolitische Großereignis machte Konstanz vier Jahre lang zum Zentrum europäischer Politik. Ziel des Konzils war es, die Einheit der damals gespaltenen katholischen Kirche wiederherzustellen. Im Rahmen des 600-jährigen Jubiläums widmet das Badische Landesmuseum Karlsruhe Jan Hus nun eine eigene Ausstellung, in Kooperation mit dem Unterlinden-Museum im elsässischen Colmar. Schirmherr ist der Botschafter der Tschechischen Republik, Rudolf Jindrák.

Ein Teil der Schau illustriert auch die Bedeutung des Reformators für das heutige Tschechien, so Kuratorin Dr. Karin Stober:

„Jan Hus ist im späten 19. Jahrhundert tatsächlich zum Nationalheld der Tschechen erkoren worden und hat noch einmal eine neue Bedeutung erfahren. Dieses wird in dem Kapitel ‚Rezeption des Konstanzer Konzils‘ bei uns zu sehen sein und dem wird dann auch noch eine besondere Aufmerksamkeit geschenkt.“

Textilfragment,  das vom Mantel des böhmischen Reformators stammen soll  (Foto: Archiv des Badischen Landesmuseums)
In der Tat hat Jan Hus die Kirchengeschichte geprägt. Damals befand sich die katholische Kirche mit dem Papst an der Spitze in einer tiefen Krise. Hus wollte, dass sich die Kirche wieder mehr den Menschen zuwendet. Priester sollten in denselben bescheidenen Verhältnissen leben wie die meisten Menschen und in der Sprache des Volkes predigen. Dies wurde in Rom als eine Bedrohung empfunden. Deswegen wurde Hus in Konstanz zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt. Die Ideen des böhmischen Gelehrten breiteten sich aber weiter aus und mündeten 100 Jahre später in der lutherischen Reformation.

Im Mittelpunkt der Berliner Kabinettausstellung steht ein Textilfragment, das vom Mantel des böhmischen Reformators stammen soll. Eigentlich wurden nach seiner Verbrennung auf dem Scheiterhaufen alle Reste beseitigt, doch dieser Fund könnte tatsachlich die bisher einzige Reliquie sein.

Als weitere Highlights der Ausstellung sind unter anderem Faksimileausgaben der Richental-Chronik zu sehen, erläutert die Kuratorin:

Richental-Chronik  (Foto: Archiv des Badischen Landesmuseums)
„Diese Stücke zeigen das Schicksal des Reformators und wie aus Sicht der Bürgerinnen und Bürger dieses Ereignis wahrgenommen wurde. Ullrich Richental hat seine Chronik aus der Sicht des Konstanzers geschrieben: ‚Wie hat sich dieses riesige Weltereignis in der Stadt niedergeschlagen, was konnte von den Bürgerinnen und Bürgern augenscheinlich wahrgenommen werden?‘ Eins ist sicher: So wie Ulrich Richental die Verbrennung von Jan Hus schildert, muss es ein Ereignis gewesen sein, das schon zur Zeit des Konzils unter der Bevölkerung mit großer Spannung und auch als Schock wahrgenommen wurde.‘“

Jan Hus' Schicksal ist in der Richental-Chronik reich bebildert. Darüber hinaus werden auch Exponate ausgestellt, die verdeutlichen, wie groß damals das Bedürfnis nach Verehrung war: so zum Beispiel eine Gedenkdose, die aus dem Holz eines Baumes gedrechselt ist, der auf der Verbrennungsstätte von Hus gewachsen sein soll.